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Die Zeit der vielen Fragen bei Kindern – warum und warum und warum – haben mich nie gestört.
Fragt ein Kind, bedeutet es doch nichts anderes, als dass es Interesse zeigt und einen wachen Geist besitzt.
Auch auf Lesungen bekomme ich Fragen gestellt, zu meiner Arbeit und zu meinen Ideen. Zu Dingen, die mir selbst nach über einem Jahrzehnt als Autorin im Selfpublishing ganz banal erscheinen. Besonders schön war für mich die Lesung in der Mittelschule Rott am Inn.

20221222 100758 Jaro Gleißenberger 1024Foto Gleißenberger/MS RottLesungen sind das Salz in der Suppe einer Autorin. Es gibt dabei recht unterschiedliche Formate: beispielsweise eine Frühstücks-Krimi-Lesung, abendlich in einer Galerie, einer Buchhandlung oder Bücherei, auf großen Events wie einer Buchmesse oder sogar in einer Schwimmhalle oder einem Gefängnis. Dazu kommen – je nach Engagement – auch Termine in Seniorenheimen oder karitativen Einrichtungen wie dem Buchcafé Rosenheim.

Eine ganz andere Lesung hatte ich neulich: Ich durfte vor den Schülerinnen und Schülern der Mittelschule Rott am Inn lesen. Begeistert war ich schon vor Beginn von den fleißigen jungen Helfern, die mich äußerst kompetent mit der nötigen Technik versorgten, denn ich wollte nicht »nur« lesen. Zuerst waren die Jahrgangsstufen 5 und 6 dran, danach 7 bis 10. Es war mucksmäuschenstill, obwohl jeweils an die 70 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern anwesend waren. Ich plante, die »harte« Stunde auf den Holzbänken in der großen Turnhalle möglichst abwechslungsreich zu gestalten.

So erzählte ich, wie mein Arbeitsflow aussieht, wie ich auf die Ideen komme, wie spannend sich Recherchen gestalten können. Ich zeigte Screenshots wie eine Seite im Autorenschreibprogramm und aus der Covererstellung in Photoshop.
Ein kleines Problem kam mit der nicht angekündigten Sonne auf, die die Turnhalle so erhellte, dass meine Bilder an der Wand beinahe nicht mehr zu erkennen waren.
»Ihr seht hier auf dem Bild ... äh, ich sehe gerade, ihr seht es gar nicht.«

Schließlich stellte ich die Behauptung auf, dass ich in jeder Situation, an jedem Ort eine Geschichte erfinden kann, egal, wo ich mich befinde, und zeigte dies am Beispiel der Turnhalle. Den jüngeren Schülern las ich dann aus meiner ersten Fantasy-Trilogie »Das Buch der Zaramé« vor, den älteren aus »Mords-Kaliber«, dem zweiten Teil der Krimi-Minnie.

Was war nun an dieser Lesung so besonders für mich? Nun, erstens war es wirklich mucksmäuschenstill.
Am Vortragsende folgte das, was ich am meisten an Lesungen liebe: der persönliche Kontakt, die Interaktion zwischen mir und meinem aufmerksamen, höflichen und wunderbar neugierigen Publikum. Ich wurde nach meinen Lesevorlieben gefragt und welches meiner eigenen Bücher ich am meisten mag. Das Letztere ist nicht einfach zu beantworten, denn man verbindet ja mit jedem Buch und der Arbeit daran etwas Besonderes. »Das Buch der Zarame«, der Liebling meiner drei Kinder, war der Start in die Fantasy, und das Schreiben erleichterte mir damals eine sehr schwere Zeit. Auch in »Erin« verarbeitete ich diese Erfahrungen.
»Darcey« fußt auf dem wunderbaren Irlandtrip, den ich mit meiner jüngeren Tochter unternahm, die »Beretar«-Bände liebe ich wegen der dystopischen Geschichte, die ein Puzzle mit dem grandiosen Luftschiffbild von Ciro Marchetti in mir ausgelöst hat.
»Lana« brachte mich in einigen Szenen in Richtung Psychothriller, und Humor und Skurriles aus meinem Leben fließt nur allzu oft in meine Krimi-Minnie-Bände ein.
»Die Sternenflut-Trilogie« beförderte mich in die Antike und die griechische Sagenwelt, und das Schreiben der neuesten Fantasy »The Magic of Gemini« (Magie der Zwillinge) machte unglaublich viel Spaß. Meine Heldin Laya ist frech und sportlich. Sie weiß, was sie kann, und zieht die Männer in ihren Bann, was eine Spur Erotik in die Fantastik bringt. Also insgesamt eine kurze Publikumfrage, deren Antwort ich beim besten Willen nicht kurz fassen kann. 

Gerührt war ich, als einer der jüngeren Schüler kam und mir von seiner Begeisterung für die griechischen Sagen erzählt. Diese habe ich in seinem Alter auch gewissermaßen »gefressen«. Ein anderer Junge stellte meine vorige Behauptung auf die Probe: »Fällt Ihnen sofort eine Geschichte zu einem Bulldog ein?«
Ja, klar!

Ein junger Mann auf seinem Bulldog zieht in die Welt, er ruht sich am Rand eines Kornfelds aus. Die staubige heiße Luft steht, er hört ein Rascheln und entdeckt ein seltsames Wesen in einem Kornfeld. Doch die Erntemaschinen nahen, was soll er tun? Der Beginn einer mystischen Geschichte.

Vielen Dank an meine jungen Zuhörer, dass sie diese Stunden in der Turnhalle so schön mitgestaltet haben.

Aktuell bin ich wieder dabei, Lesungen zu planen, und freue mich schon unglaublich darauf, was auch immer an unterschiedlichen Möglichkeiten auf mich zukommt. Sie haben Interesse? Dann melden Sie sich gerne bei mir.

Einen Presseartikel zur Lesung finden Sie unter Infothek/Presse.

Eine kurze Leseprobe aus »The Magic of Gemini«

Die Welt sah einmal ganz anders aus. Doch Unvernunft und Egoismus sorgten dafür, dass lebenswichtige Ressourcen wie Wasser schwanden und bisher selbstverständlicher Freizeitspaß verboten wurde, um das Überleben zu sichern. Nicht jeder sah die Notwendigkeit, sich zu bescheiden. Soziale Gräben wurden immer tiefer. Aus Demonstrationen entstanden gewalttätige Proteste und schließlich Kriege, die mit zunehmend zerstörerischen Waffen geführt wurden. Diese Kämpfe raubten den Bewohnern der Erde die letzte Kraft und beinahe jede Menschlichkeit. Der schönste aller Planeten konnte sich nicht wehren. Da schaltete sich das Schicksal – oder je nach Glauben vielleicht eine Gottheit – ein. Es gab eine gewaltige Explosion – manch einer sah es als Gegengewicht zum alles erschaffenden Urknall – mit katastrophalen Folgen.
Milliarden von Menschen vor allem auf der Nordhalbkugel der Erde starben. Unter den Überlebenden bildeten sich Gruppen, die einen Ausweg suchten. Sie fanden ihn in der Trennung: Die meisten wanderten nach Süden und verteilten sich dann nach Osten und Westen, wo es nur wenigen gelang, zu bestehen. Und wer es schaffte, tat dies auf recht unterschiedliche Weise. Doch es sollten noch viele weitere Jahrzehnte vergehen, bis sie sich in neuen Lebensräumen, den sogenannten Kolonien, einigermaßen eingerichtet hatten. Und Jahrhunderte, bis es wieder mehr in ihrem Dasein gab als das nackte Überleben.

Die Stadt Everness ist eine dieser Kolonien. Ihre Bewohner hatten sich von der, in diesem Landstrich nun wüstenartigen Planetenoberfläche abgewandt und für ein Leben im nicht verseuchten Untergrund entschieden. Die Technik hielt erneut Einzug, denn es gab Ingenieure und Baufachleute sowie Handwerker. Das Bewusstsein, dass da irgendwann noch etwas anderes als grelle Neonröhren, klimatisierte Luft und künstliche, von Menschen geschaffene Produkte existiert hatte, schwand. Und doch gibt es die, in deren Innerstem – tief vergraben – sich ein wohl vererbtes Gen der Erinnerung wie eine Zecke eingenistet und dort ein Sehnen nach der Alten Welt entfacht hat. Dieses Sehnen offen zuzugeben, bedeutet in Everness nichts anderes als den Tod.
Mein Zwillingsbruder und ich gehören zu denen, die dieses Gen in sich tragen. Und wir schweigen, denn die Wahrheit hat uns bereits unsere Mutter gekostet.
Es gab weitere genetische Veränderungen – schwerwiegendere, wie Verstümmelungen oder Geschwüre, die bei vielen Erkrankten schließlich den Tod zur Folge hatten. Über die Jahrhunderte wurden diese allmählich seltener. Dafür nahm die Unmenschlichkeit wieder zu.
Sie nennen uns die Träumer – meinen Bruder Conn und mich, Catalaya Merlon. Während Conn dabei von liebevollen Blicken taxiert wird, bemerke ich seit Langem sehr wohl die argwöhnischen Mienen, wenn die früheren Lehrer, die Kollegen oder auch die Eltern meiner Freunde mich betrachten. Ich gelte als Unruhestifterin, obwohl ich mit 25 Jahren dem jugendlichen Rebellenalter entwachsen sein sollte. Es war schon früher in der Schule so, dass ich nicht anders konnte, als vieles laut zu hinterfragen. Etwas in meinem Inneren zwingt mich dazu. Das unwirkliche Gefühl, einmal anderes gekannt zu haben als sterile Böden, unechtes Licht und die Ordnung, die uns umgibt. Nicht zu vergessen die ganzen Regeln, die unser Leben in engumgrenzten Bahnen verlaufen lassen.
Und doch ist da in mir ein Strahlen, das von einem Objekt hoch über mir zu kommen scheint – sie nannten es Sonne, vor über 300 Jahren. Ich erblicke es nur in meiner Seele. Heute spricht man in Everness nicht über die Sonne, die es vermutlich immer noch gibt. Denn soweit ich weiß, ist es »nur« unser Planet Erde, den wir Menschen zugrunde gerichtet haben. Schon als Kind wollte ich das gleißende Licht sehen, und sei es nur für einen kurzen Blick. Die Hoffnung, einen Weg aus Everness zu finden, habe ich deshalb nie aufgegeben.
Lange dachte ich, das wäre alles gewesen. Doch mittlerweile ahne ich, dass ich diese Stadt verlassen muss. Ich gehe hier vor die Hunde! Falls man mich nicht vorher tötet. Was mich vermutlich bisher gerettet hat, ist die Tatsache, dass unser Vater, Ryan Merlon, als einer der innovativsten Wissenschaftler in Everness gilt. Die Stadt, allen voran das Konsortium der bedeutenden Firmen und unser Präsident Roger Meyr, erhofft sich noch viel von meinem Dad: neueste Errungenschaften zur Nahrungs- und Energiegewinnung. Doch eben ist alles dabei, sich zu ändern! Mein Leben und das Conns. Durch meine Schuld, weil ich den Mund nicht halten kann.

Wir schleichen und eilen zugleich durch die Gänge im vierten Untergeschoss – nachts um halb drei, eine Zeit, in der dies strengstens verboten ist. Denn dann wird in ganz Everness aufgeräumt: Die Unordnung, so heißt es. Ich weiß es besser, weil ich häufig in der Nacht unterwegs war. Ein kleines Gefühl der Freiheit und des Aufbegehrens, das ich mir gönne. Es ging einige Male knapp aus, doch ich bin immer rechtzeitig in das Appartement, das Dad, Conn und ich bewohnen, zurückgekehrt.
Sechzehn Stockwerke gibt es in unserer Stadt, die sich um eine große Halle erstrecken. Insgesamt auf einer Fläche von zwanzig Quadratkilometern. Eine Etage ist der Regierung vorbehalten. Aber in allen anderen wird gelebt, gearbeitet, geliebt, gestritten, geboren und gestorben. Wir sind alle gleich, wurden gleichgemacht. Im Vorbeihuschen stellt man keinen Unterschied zwischen meinem Vater, meinem Bruder und mir in den uns spiegelnden Scheiben der Büroräume fest. Das Halbdunkel der Nachtbeleuchtung zeigt drei schlanke Umrisse in grauen Overalls mit orangen Streifen entlang der Beine und auf den Schultern. Sieht man genauer hin, erkennt man Details an unseren Köpfen: der graue Schopf meines Vaters, das schulterlange dunkelbraune Haar von Conn und mir.
Wir hören ein Geräusch und bleiben stehen, bevor mein Vater noch warnend die Hand heben kann. Hinter einen Vorsprung der nächsten Tür gequetscht, warten wir. Mein Atem geht gleichmäßig, ich bin solche Situationen gewohnt. Conn nicht. Seine geweiteten braunen Augen leuchten beinahe im Dunklen. Ich greife nach seiner Hand und nicke ihm zu. Er schließt die Augen und kontrolliert seine Atmung. Ruhig zu bleiben, ist das A und O, denn eine höhere Atemfrequenz wird sofort den Sicherheitssystemen gemeldet.

 

Mehr zum Fantasy-Roman »The Magic of Gemini«.

The Magic of Gemini - Sonnenjäger

 

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