Oder: Hat Liebe zur Fantasy etwas mit Umweltbewusstsein zu tun?
Besitze ich einen langen Geduldsfaden? Ja! Er franst allerdings rasant aus, wenn es um gedankenlosen Umgang mit dem geht, was unser Leben ausmacht. Unsere Erde, unsere Umwelt, unsere Gesundheit.
Ich gehöre in die Generation, in deren Jugend diskutiert wurde, was das Zeug hält. In der Schule (Deutsch und Sozialkunde in der Oberstufe reichten für mein Bedürfnis nach Weltverbesserung nicht aus, nehmen wir doch noch Ethik dazu), zuhause (haareraufender Vater, weil die 18-Jährige Grün wählt) und auch unterwegs. Ich klopfte an die Scheibe, wenn ein Autofahrer auf dem Parkplatz im Wagen saß und telefonierte, während es ihm offensichtlich egal war, dass sein Motor lief.
Damals kam gerade der Katalysator für unsere bisher rauchenden und stinkenden Autos auf, Aids und sichere Verhütung waren ein großes Thema. Die Mülltrennung begann, plötzlich standen in den Vorgärten neben der schwarzen auch noch gelbe, braune oder rote Tonnen.
Wo ist dieses Bewusstsein und das Interesse hingekommen? Ein stundenfüllendes Thema in der Schule? Kein Vergleich zu damals.
Plastiktüten werden jetzt endlich wegrationalisiert, ein kleiner Teilerfolg. Das freut nicht nur die Segler, deren Schiffsschrauben sich in der Straße von Messina vielleicht irgendwann nicht mehr strangulieren. Ich kann mich an eine denkwürdige Nacht vor der Vulkaninsel Stromboli erinnern. Meine Mutter, mein Bruder und ich hingen über der Reling und beobachteten meinen Vater, der im stockdunklen Tyrrhenischen Meer versuchte, die Schraube zu befreien. Eine unheimliche Situation, die ich heute noch nachempfinde.
Jetzt sind wir einige Jahrzehnte weiter und es gibt immer noch Idioten, die nicht genug Intelligenz oder Interesse besitzen, über die Folgen ihres Tuns nachzudenken, wenn sie auf dem Rückweg von einem Junkfood-Restaurant die Plastik- und Papierreste aus dem Fenster werfen.
Das Ganze wird nicht besser, wenn auf einem anderen Kontinent Leute zu Staatsführern gewählt werden, die außer dem eigenen Imponiergehabe und dem Reichtum von Familie und Freunden nichts interessiert.
Aber auch im Kleinen hakt es gewaltig: Zigarettenkippen auf den Wegen und in der Natur (von der Gesundheit des Rauchens mal ganz abgesehen, seufz, bei dem Thema bin ich schon in der Familie hilflos), das Auto wird für jede kleine Fahrt gebraucht, oft völlig sinnfrei, am besten auch noch zum Zigarettenholen. Benzin gibt es ja unendlich an der Tankstelle wie auch den Strom in der Steckdose. Woher er kommt, wie lange er reicht, welche Folgen der unmäßige Verbrauch hat? "Öhh, hab ich nicht drüber nachgedacht" ist die häufigste Erwiderung.
In der Sauna läuft stundenlang die Dusche, weil die Abschaltautomatik defekt ist und genau eine von fünfzig Personen, die das registriert, ist vom Bewusstsein so weit, dass sie den Bademeister informiert. Geht uns das alles nichts an?
Wenn mir ein Jugendlicher sagt: "Ich pass schon ein wenig auf, ich will ja, dass meine Kinder auch noch gesund leben können. Das reicht doch!" Ach ja? Wie werden deine Kinder wohl diese Aussage bewerten, wenn deine Enkelkinder vermehrt Krebs bekommen, weil irgendein Hoch- und Tiefbauunternehmen in seiner Kiesgrube Plastikplanen und Reifen verbrennt? Was passiert, wenn man hier die Feuerwehr informiert? Nix, die wissen ja, dass es kein Brand ist!
Sorry, wenn ich euch nerve, weil das gerade hervorbricht, aber es liegt an einem aktuellen Anlass. So klein und unwichtig für die Welt ärgert er mich enorm. Ich jogge an einem Fahrzeug vorbei, in dem der Fahrer liest (immerhin ein Buch, nicht die Tageszeitung mit den großen schwarzen und roten Lettern) und den Motor laufen lässt. Es brodelt in mir, aber gut: Vielleicht muss er auf jemanden warten und ihm ist kalt. Zwanzig! Minuten später komme ich wieder vorbei: gleiches Szenario. Der macht seine Pause so!
Jetzt franst der Geduldsfaden aus, ich finde, ich war sehr geduldig. Ich mache dem Herrn ein eindeutiges Zeichen, Schlüsseldrehbewegung (nein, nicht, was ihr denkt), er nickt und macht seine Kiste aus. Geht doch. Weil ich höflich bin, bedanke ich mich. Trotzdem koche ich innerlich bis zuhause und länger. Daher dieser Blog!
Bitte, bitte, bitte denkt nach, was ihr tut. Beobachtet euch mal einen Tag lang. Gibt es Fernseher oder Lampe, die eingeschaltet sind, obwohl sie keiner braucht? Kann ich meine Zigaretten zu Fuß holen? Oder noch besser: Kaufe ich stattdessen Bio- bzw. Freilandeier? Die wievielte Plastiktüte werfe ich heute schon in den Müll, nach einmaliger Benutzung? Es gibt jede Menge Kleinigkeiten, die jeder einzelne tut kann.
Der Umweltgedanke spielt in meinen "Beretar-Bänden" übrigens eine nicht unwesentliche Rolle. Die Menschheit muss sich auf ein erschwertes Leben auf ihrem zerrissenen Planteten einstellen. Daneben gibt es natürlich Spannung und prickelnde Romantik ganz wie gewohnt.
Leseprobe aus "Terra Obscura":
Der mittelgroße Junge mit dem strähnigen, dunkelbraunen Haar wurde mit drei weiteren Kindern vom Schiff geleitet. Zwei bewaffnete Wachen an ihrer Seite trotteten die müden Ankömmlinge auf das große Haus zu, das trotz des unerfreulichen Aussehens Schutz vor der Kälte bot. Die Temperaturen bis unter -10° ließen den Planeten Beretar des Nachts ungemütlich werden. Aber die Kinder kannten es nicht anders, im Gegensatz zu den etwas älteren Erwachsenen, die sich noch an laue Sommernächte erinnern konnten, in welchen man an Lagerfeuern gesessen war, bei einem Glas Wein oder Bier.Dies alles gab es schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr – die Explosion, die ihre Ursache in der Habgier und Maßlosigkeit der Bewohner Beretars gehabt hatte, hatte alles verändert.
Die Menschen und mit ihnen alle Lebewesen auf dem einst so schönen und mit fruchtbaren Feldern sowie wasserreichen Flüssen gesegneten Planeten mussten sich von einem Tag auf den anderen auf ein eingeschränkteres Leben einstellen. Zumindest diejenigen, die es überlebt hatten und nicht zur Herrscherkaste Beretars gehörten.
Der Junge stolperte beim Eintritt in das Haus, weil seine Brillengläser durch die Wärme beschlugen, so dass er im ersten Moment nichts sehen konnte. Aber die plötzliche Stille im Raum, wo zuvor viele Stimmen zu hören gewesen waren, und das langsam aufkeimende Getuschel registrierte er genau. Eilig nahm er die Brille ab und wischte sie an seinem weichen, dünn gewordenen Hemd ab, welches unter der widerstandsfähigen dunklen Lederjacke hervor spitzte.Sobald er sie wieder auf der Nase hatte, erkannte er, dass vor ihm eine hochgewachsene, magere Frau stand, die ihn schweigend musterte. Dann verließ ihn ihr Blick und wanderte weiter zu den anderen Neuankömmlingen.
Die Kleinste hieß Minea und stammte von der Kohle-Scholle, was man an einigen schwarzen Flecken auf ihrer hellen Haut trotz offensichtlich heftigem Rubbeln noch erkennen konnte. Ihre hellgrauen Augen waren vom Weinen gerötet. Sie war noch zu jung – höchstens sieben Jahre alt –, um von der Seite der Eltern gerissen zu werden, fand der Junge mitleidig.
Die anderen beiden Jungen schienen Zwillinge zu sein und der Liner hatte sie von der Wald-Scholle abgeholt. Beide waren stämmig und für ihre etwa zehn Jahre beinahe muskulös, was nur bedeuten konnte, dass sie bereits ihren Teil zur Arbeit in den Wäldern leisteten. Elion konnte sie auf den ersten Blick nicht voneinander unterscheiden: Dunkelhaarig, mit schwarzen, runden Augen und einer etwas breiteren Nase, kicherten sie und schienen sich über ein leichteres Leben auf der Schul-Scholle zu freuen.
»Wie heißt ihr beiden?«, ertönte die strenge Stimme der Frau, aber die Zwillinge grinsten sie unbeeindruckt an.
Dann erwiderte der rechte lässig »Kastor und Jolosin« und zuckte im nächsten Augenblick erschrocken zusammen, als die Frau ihn mit einer so schnellen Bewegung an der Schulter berührte, dass der Junge sie nicht wirklich wahrnehmen konnte. Kastor atmete mit einem schmerzhaften Zischen ein und seine Jacke zeigte an der Stelle, wo sie ihn berührt hatte, einen deutlichen Brandfleck, der noch rauchte.
Beretar I: Terra Obscura als E-Book
Ich wünsche euch allen eine wunderschöne, gesunde und gedankenreiche Woche.
Ainoah
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