Spannende Location für Krimi-Minnies zweiten Fall
Es ist Januar und saukalt: -7 Grad. Und wo gehen wir hin, um uns zu wärmen?
In die Wasserburger Bierkatakomben, die ehemaligen Sommerbierkeller, in denen es +7 Grad hat, also praktisch warm ist.
Es ist Corona-Lockdown, und ich habe schon einige Wochen darauf gewartet, dass es wieder Führungen gibt. Denn es wird eine wichtige Location für Teil 2 der Krimi-Minnie. Doch der Lockdown wird verlängert und ich hätte gern einen persönlichen Eindruck:
»Alle Sinne!« steht auf dem Zettel an meinem Monitor. Und was ich mit denen aufnehme, will ich meinen Lesern ja vermitteln.
Auf meine Anfrage unter dem Kontakt der Gruppe, die hier die Führungen organisiert, habe ich Glück. Witgar Neumaier jun., seines Zeichens engagierter Kellerfreund und Vorsitzender, Bierkellerführer und praktischerweise auch noch Kriminaler, bietet mir als Trost eine persönliche coronakonforme Führung an.
So rücken mein Mann, mein Sohn und ich an einem mal wieder nebligen Sonntagvormittag an, um die beeindruckenden Gewölbe zu betreten, die ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sind und in denen bis 1994 Bier gebraut wurde.
Ich hatte mich natürlich vorher informiert: Passt der Ort für meine Zwecke? Und was ist das Besondere daran? Das Geschichtliche interessiert mich sowieso.
Witgar macht keine gewöhnliche Führung für uns – seine Infos und Tipps sind auf die Minnie, meine nächste Geschichte und den kriminalistischen Hintergrund zugeschnitten. Also perfekt!
Ich würde euch gerne alles genau erzählen, aber damit Spoileralarm auslösen. Was die Minnie dort erlebt, könnt ihr noch in diesem Sommer im zweiten Band meiner Reihe nachlesen. Stattdessen berichte ich euch ein bisserl was zu den Bierkatakomben, um euch »hineinfühlen« zu lassen.
Die kleine bescheidene Tür hinter dem Parkhaus an der Kellergasse lässt nicht vermuten, was sich dahinter verbirgt: große Räume in den Berg gehauen, unterhalb der Aussicht – dem berühmten Fotomotiv. Es gibt riesige Fässer und Bierbottiche, Werkzeuge, mit deren Einsatz Eis zum Kühlen herangeschafft wurde. Meist vom Staudhamer Weiher, einem beliebten Badesee bei Reitmehring, wo es mit Sägen, Pickeln und Haken herausgeschnitten oder -gehackt und dann aufgeladen wurde.
Wer sich in Wasserburg auskennt, weiß, dass dieser See Richtung München oberhalb des Inntals liegt. Die Fuhrwerke mussten also im Winter mit der schweren eisigen Last den Berg zur Stadt hinunter, durch diese hindurch und über die Brücke fahren. Anschließend schütteten und schaufelten die Männer das Eis um und auf die Fässer zum Kühlen des Biers.
Das Eis war nötig, denn um die Qualität zu gewährleisten, hatte der Kurfürst das Brauen während des Sommers untersagt. Und der Bayer will nicht ewig auf sein Bier verzichten. So wurde im Winter auf Vorrat gebraut und gekühlt, um im Sommer möglichst lange das gezapfte und später in Flaschen abgefüllte Getränk genießen zu können.
Bei 2500 Einwohnern konnte Wasserburg damals mit 15 Brauereien aufwarten. Eine respektable Zahl!
Perfekt war die Bodenbeschaffenheit am Innufer, bestehend aus einem wasserundurchlässigen Sand-Kies-Gemisch, die ein Aushöhlen des Berges erleichterte. Die Gewölbe wurden mit Ziegel ausgemauert und stabilisiert, Lüftungsschächte und Personalgänge (auf gut bairisch nach heutigen Sicherheitsanforderungen »vogelwuid«) angelegt.
Eine kuriose Bemerkung unseres Fachmanns zum Eis, das damals zudem in Wurstwaren und im Bier verwendet wurde: »Da waren Blätter drin und vielleicht sogar mal ein Frosch. Jede Wurst hatte ihren ganz besonderen Geschmack.«
Beim Wasserburger Kellerleben wurden die Würste und das Bier vor Ort verkauft. Es ging lustig, zünftig und manchmal auch ein wenig grob zu. So nach und nach stellten immer mehr Brauereien ihre Arbeit oder zumindest das Brauen und Lagern in den Sommerkellern ein.
Noch vor dem Bau des Parkhauses widmete sich Witgar Neumaier sen. 1996 der Erforschung, Erfassung und dann mit den Kellerfreunden der Begehbarkeit der Anlagen.
Heute ist es ein Museum im Besitz der Stadt, und die Kellerfreunde gehören zum historischen Heimatverein. Viel persönliches ehrenamtliches Engagement war die Grundlage der Arbeiten und ist heute noch der Motor, der es Interessierten möglich macht, die Keller zu bestaunen.
Übrigens der Fußabdruck rechts im Schimmel auf dem Katzenkopfpflaster spielt eine wichtige Rolle im Buch.
Neben der Pflege und Reinigung wurde ein Film mit nachgestellten Sequenzen aus der damaligen Zeit gedreht, der vor den Führungen gezeigt wird. In der zugehörigen Broschüre sind auch Schriften abgedruckt wie beispielsweise die Einladung zu einer »Abendunterhaltung mit Musik zur Goldenen Hochzeit Seiner Majestät des deutschen Kaisers«.
Ich hoffe, ich habe euch neugierig gemacht:
Auf die Minnie, die in diesen Gewölben mit Taschenlampe und Kerze unterwegs ist und ihre Nase diesmal in Bierfässer steckt. Glücklicherweise ohne Alkohol, denn ihr wisst, sie verträgt einfach nicht viel, die Minnie.
Und auf die Bierkatakomben von Wasserburg: Schaut unbedingt mal in diese Gewölbe und schnuppert bayerische Biergeschichte, dazu rund 45 Minuten Zeit und warme Kleidung mitbringen! Die Führungen kann man online auf der Website der Bierkatakomben buchen.
Außerdem suchen die Kellerfreunde Nachwuchs in ihren Reihen: geschichtlich interessierte Menschen, die gerne Führungen machen und diese Örtlichkeiten mitpflegen helfen. E-Mail-Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Viel Vergnügen
Eure Moni
Quellen: Neben den Erkenntnissen aus der Führung von Witgar Neumaier jun. habe ich mit freundlicher Genehmigung kurzgefasste Inhalte aus der von ihm und seinem Vater herausgegebenen Broschüre verwendet.