Die Nerven liegen blank – mein Mann und ich das erste Mal als Messeaussteller.
Natürlich war ich nicht so blauäugig (ich habe ja schließlich grüne Augen) zu glauben, dass eine Messe schnell und billig vorzubereiten wäre.
Da wir beide zum Perfektionismus neigen, ist es nur eine klare Konsequenz, dass einem dabei die Arbeit wie ein Mammutbaum oft weit über den Kopf wächst. Wir wollten mit unserem Verlag Eyedoo Publishing auftreten und sowohl meine Romantikthriller (Katie S. Farrell) und meine Romantasy-Bücher (geschrieben von meinem Alias Ainoah Jace) vorstellen.
Unter anderem hatten wir Folgendes im Vorfeld zu erledigen:
Hotel und Messestand buchen – Bücher bestellen (die Sternenflutbände mussten erst noch für Print layoutet werden) – Werbematerial, also Flyer, Rollup, Lesezeichen anfertigen oder nachbestellen – Flyer an die Organisatoren schicken, zum Bestücken der Werbetaschen für die Besucher.
Ein Satz, mit dem ich meinen Mann, Techniker, Covercreator, Werbefuzzi und Verlagschef zum Wahnsinn treiben kann: »Bestell doch mal schnell die Bücher!«
Ja, schnell geht da nix, denn man will ja nicht ein Seitenzahlenproblem, Hurenkinder und Schustersöhne (typografische Satzfehler) oder irgendwelche Rechtschreibfehler entdecken, sobald man das Buch aufschlägt. Kontaktdaten, ISBN-Nummer und Verlagsnummer einfügen, das Cover an die Buchgröße anpassen, das dauert und kostet Zeit und Nerven.
Während also der eine am Rechner rotiert, ist die andere (eben ich) mit den Rosenheimer Autoren unterwegs zu Lesungen im Landkreis, um unsere Weihnachtsanthologie zu promoten. Es macht Spaß, ich lerne viel, was die Organisation oder Einführungsreden angeht. Und was mich besonders freut, mein Nervositätspegel und damit das Zittern der Beine, lässt langsam nach. Ich gewöhne mich daran, die Mitautoren, das Zustandekommen des Buches und auch mich selbst vor einer Gruppe Menschen zu präsentieren, ohne zu Boden zu gleiten.
Mal schauen, ob das in Berlin so bleibt. Die Lavendelkapseln dürfen auf jeden Fall mit auf die Reise.
Der erste Schock: Die Sternenflut-Bücher haben 14 Arbeitstage Produktionszeit. Das schaffen wir nicht mehr. Jetzt sind wir ziemlich geknickt, weil mir meine neueste Geschichte besonders am Herzen liegt.
Also probieren wir es mit der Direktlieferung an den Tagungsort, das Mercure-Hotel in Berlin. Die folgenden Tage vermeiden wir jeden Gedanken daran, und konzentrieren uns auf den ausufernden Rest. Endlich kommt die Entwarnung: Die Bücher sind in Berlin angekommen! Vielen Dank an unsere flexible Druckerei.
Ob uns dann gleich beim Öffnen ein kapitaler Fehler auffällt, werden wir sehen. Auch darüber sprechen wir nicht.
Aber wir bereiten meine Rosenheimer-Autoren-Kollegin Gisela Rieger, mit der wir eine Fahrgemeinschaft bilden, darauf vor, dass wir vermutlich mehr Bücher heimbringen als mitnehmen. Passt, denn Gisela wird von ihren Geschichten-Geschenkbüchlein sicher einige loswerden. Das sind ideale Weihnachtsgeschenke. Klein, kompakt und wunderschön gestaltet.
Endlich bin ich etwas freier in meiner Zeit. Meine Lesungen für die Rosenheimer Autoren – bis auf die in Berlin – sind vorüber und nun heißt es, in wenigen Tagen alles autofertig zu machen.
- Was schreibe ich in die Bücher, wenn jemand eine Widmung möchte?
- Passt eine Thermoskanne noch ins Auto? Tee hätte ich am Stand schon gerne.
- Meine Dekowurzel muss verziert und die Bücherfächer verstärkt werden, weil ich einen besonderen Blickfang für meine Bücher will. Die zweite Wurzel geht an den Tisch der Rosenheimer Autoren.
- Es fehlen noch: Tischaufsteller mit Preisliste, Wasserflaschen für unterwegs und die Messetage. Klamotten für abends und ganz besondere Kleidung für tagsüber. Lesungstext in der richtigen Länge.
- Ein Block muss mit auf die Autofahrt, weil ich nicht jede Idee, die mir in den 6-7 Stunden Fahrtzeit einfällt, ins Handyaufnahmetool quatschen kann. Das nervt dann möglicherweise die Fahrerin und liebe Kollegin.
- Hab ich alles daheim, damit ich morgens eine Brotzeit für die Anreise zusammenstellen kann?
Das Post-It ist mein wichtigster Helfer, überall kleben gelbe Zettel, was ich nicht vergessen darf: Zahnbürste, Schminkzeugs, Brezeln kaufen, Deutschlandkarte für unterwegs aus unserem Auto nehmen. Ich weiß immer gerne, wo ich bin und was da in der Nähe liegt. Das kann mir kein Mäusekino-Handy oder Navi bieten. Außerdem lerne ich Südbayer dabei mal wieder etwas über Deutschland.
Am Freitag passt erstaunlicherweise alles in den Wagen, auch wenn der Korb mit der Teekanne ein Loch in meine Schulter bohrt. BuchBerlin – wir kommen!
Wir führen in den langen Stunden der Fahrt interessante Gespräche. Unter anderem diskutieren wir, wie wichtig der richtige Händedruck ist. Habe ich das Gefühl, einen toten Fisch in der Hand zu halten, fällt mir ein Kontakt schwer. Ringgequetsche muss allerdings ebensowenig sein.
Die Straßen sind so gut wie frei, aber wir wechseln die Autobahn wegen eines umgekippten Holzlasters. Hab ich schon erwähnt, wie praktisch hier eine Landkarte ist? ;-)
Gegen 17 Uhr erreichen wir ohne Zwischenfall oder Stau Berlin und suchen verzweifelt nach dem nicht ausgeschilderten Parkdeck des Hotels Mercure MOA Berlin, in dem auch die Messe stattfindet. Nur zur Info: Man nimmt die Einfahrt für die Lieferanten.
Das Hotelfoyer ist ein riesiger überdachter Bereich, das Personal samt und sonders freundlich und gut gelaunt. Wir feiern unsere Ankunft mit einem Glas Prosecco, ruhen ein wenig und gehen bald zum Essen. Bei der Farbenwahl der Restaurantausstattung frage ich mich, ob das Hotel der Telekom gehört – Dekoration und Licht sind magentafarben, der Rest ist recht dunkel. Es wirkt mehr wie eine Lounge als ein Restaurant. Das Essen schmeckt auf jeden Fall hervorragend.
Nun machen wir uns ans Bücherschleppen, alles muss in die Halle, und wir bauen unseren Stand auf. Verzweifelt suchen wir nach den bestellten Sternenflut-Büchern und werden schließlich fündig. Begeistert schauen wir auf unsere neuesten Babys mit den wunderschönen, in matt gehaltenen Covern.
Als ich mich bei den Kollegen oder der Konkurrenz umsehe, bin ich rasch ernüchtert. Was für einfallsreiche Messestände im Fantasybereich, der übrigens neben dem Genre Erotikliteratur den größten Teil der Halle besetzt! Allerdings sind ein großer Teil der Bücher aus der Dark oder Urban Fantasy und aus dem Vampirgenre. Ich schreibe eben romantische Fantasy, da dürfen auch die Cover anders aussehen. Aber ich bin schwer beeindruckt!
Todmüde schleichen wir ins Bett mit einem mauen Gefühl: Können wir hier bestehen?
Beim entspannten Frühstück sieht die Welt bereits wieder heller aus. Ich bin fit und gut gelaunt und freue mich über die vielen tollen Kollegen und Kolleginnen, die hier rumschwirren. Wir Autoren sind teilweise echt ein schräger Haufen, was das Aussehen und die Kleidung angeht, und das macht richtig Laune. Jeder ist nett und kommunikativ – eine kameradschaftliche Atmosphäre umgibt mich, die mich begeistert.
Ich habe mich übrigens auch in Schale geschmissen und trage ein Elfengewand. Das wollte ich schon ewig haben – a dream came true and Arwen is on her way. (Keine Beschwerden bitte an dieser Stelle. Ich weiß nur zu gut, dass niemand an Liv Tyler heranreichen kann! Für mich ist sie eine der schönsten Frauen der Welt.)
Zu meiner Freude wird das Kleid den ganzen Tag bewundert, ebenso meine Dekowurzel.
Der Samstag ist der Hit für mich. Ich habe so viele tolle Kontakte mit interessierten, hoffentlich zukünftigen Leserinnen oder mit Hobbyautorinnen, die um Tipps bitten. Lerne Autorenkollegen kennen, die sich mit mir austauschen und sogar mal unseren Rosenheimer Stammtisch besuchen wollen.
Mir geht das Herz auf, als ich einige Leserinnen treffe, die meine Bücher bereits gelesen haben und echte Fans der Traumwandlerin oder der Dawsonreihe sind. Und selbstverständlich gebe ich gerne spannende Hinweise zum nächsten Buch preis.
Dass meine jüngste Fantasygeschichte im Spreewald entstand, freut die Berliner offensichtlich. Und mich freut, dass ich mein neuestes Buch signieren darf.
Die E-Book-Generation ist hier groß vertreten, trotzdem werden meine Lesezeichen freudig und ausgesprochen höflich angenommen. Ich mag die Menschen hier wirklich sehr!
Allmählich wird es ruhiger, und die meisten Aussteller wirken ein wenig erschöpft.
Todmüde ruhen wir uns im Zimmer aus, bevor wir uns auf den Weg zum gemeinsamen Autorenessen in der Magenta-Lounge machen. Das Essen ist wieder ausgezeichnet, nur mit dem Service hapert es ein bisschen und ich – eigentlich recht geduldig – werde doch sauer, als ich bis zum Hauptgang immer noch kein Getränk bestellen kann. Messeluft macht durstig.
Lange halten wir nicht mehr durch und sind bald im Bett.
Leider bin ich um halb sechs am Sonntag wach, ohne Chance auf erneutes Einschlafen.
Das spüre ich den ganzen Tag, sogar mein Super-Verleger-und-Vertriebs-Ehemann meint, dass bei allen rundherum ein wenig die Luft raus ist. Das Publikum ist heute anders, vielleicht liegt es aber auch am Cowgirl-Outfit, obwohl ich hier ebenfalls einiges Lob bekomme. Am häufigsten von dem 87-jährigen Herrn, der mir bis zur Schulter reicht und dessen Bücher erklären, dass der Islam im Grunde eine Religion der Liebe und Menschlichkeit ist, und der wirklich reizende Komplimente macht.
Um 13:20 Uhr halten wir Rosenheimer Autoren noch eine Lesung. Hier hätten wir uns über etwas mehr Publikum gefreut, doch Rosenheim und der Winter sind eben heute in Berlin nicht so präsent.
Der Nachmittagsandrang in der großen Halle ist eher bescheiden, und um 18 Uhr beginnen Autoren und Verlage fleißig zu packen, schließlich ist nicht nur unser Heimweg weit. Was mich ein wenig stört, ist, dass keine Müllentsorgung angeboten wird. Die Veranstalter und das Hotel verlassen sich darauf, dass jeder seine leeren Bücherkartons wieder mit heim schleppt. Immerhin ist das hier kein Flohmarkt, und alle Autos sind bis unters Dach vollgepackt.
Mein Resümee:
- Messe ist anstrengend, aber auch unglaublich motivierend.
- Ich war drei Tage nicht an der frischen Luft und habe mich nicht sportlich ausgetobt, das macht mich fix und alle.
- Ich hätte mir mittags Vollkornbrötchen statt weißem Schlabbertoast gewünscht.
- Ich bin schon gespannt, von welchen Leserinnen und Bücherbloggern ich hören bzw. lesen werde.
Ich freue mich auf euch und bedanke mich für dieses ganz besondere Wochenende auf der BuchBerlin 2018!
Eure Katie.
Weitere Leseproben zu meinen Büchern findet ihr in den vorigen Blogeinträgen und auf meiner Facebookseite Katie S. Farrell, Autorin.
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