Meine typisch-amerikanische Recherche für die neue Dawson-Story

Der Hauptschauplatz für »Lana«, Teil V der Dawson, ist nach Irland, Denver und Louisiana nun wieder Boulder, Colorado. Und ich möchte euch natürlich wieder ein Stück amerikanischer Lebensführung näherbringen – diesmal sogar mit Video.

Meine Autorenkollegin Anna-Lena Fogl, die historische Western mit viel Spannung, Romantik und auch Erotik schreibt, war auf dem Indianer- und Trapper Festival (ITF) nahe München mit einem Stand vertreten. Sie machte mich auf dieses Event aufmerksam.

Beim Durchlesen des Programms fiel mir der »Line-Dance-Workshop« auf, und meine Neugier war geweckt. Meinem Mann stachen dagegen eher die Wild West Girls ins Auge ;) und so entschieden wir uns zu einem Besuch.
Ich tanze gerne – allein oder mit meinem Mann, Standard oder Stepptanz – Bewegung zu Musik ist immer schön. Also probieren wir doch mal etwas Neues.

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Es war einer der ersten kühleren Augusttage, aber wunderschönes Sommerwetter begleitete uns, als wir nach einigen Minuten Fahrt quer durch die Felder am Hausler-Hof ankamen. Hier werden regelmäßig Veranstaltungen angeboten, von Kartoffel-Fest über ein Hopfazupfa-Fest (Hopfen zupfen) bis zum Mittelalter-Spektakel und eben das ITF.
Es wimmelte vor Indianer und Trappern, Damen mit Reifröcken oder Cowgirls zwischen dem Saloon, der Countryhall und einem riesigen Zeltlager, wo die Anhänger dieser Roleplays echtes Lagerleben zelebrieren. Es gab eine Schmiede, Bogenschießen und Kanufahren, was vor allem von den Kindern begeistert angenommen wurde. In einer beeindruckenden Zeltmanege fand ein Pow Wow – ein indianisches Tanztreffen – statt. Trommeln und Gesänge, die in einen meditativen Zustand versetzen, wenn man länger anwesend ist. Schön! Vor allem bei dem Wetter..

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Jetzt aber schnell zur Country Hall, wo der Workshop schon in vollem "Gange" war.

»Line Dance ist eine choreografierte Tanzform, bei der einzelne Tänzer unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit in Reihen und Linien vor- und nebeneinander tanzen. Die Tänze sind passend zur Musik choreografiert, die meist aus den Kategorien Country und Pop stammt.« So lautet die Beschreibung in Wikipedia.

Wenn man ein bisschen im Internet surft, stellt man fest, dass Line Dance nicht nur in Amerika und Bayern (ja!) gerne getanzt wird, sondern sogar in Japan.
In dem Saal der Countryhall war die Tanzfläche voller begeisterter Tänzer, die den Workshop offensichtlich nicht nötig hatten. Ziemlich exakt in Reihen aufgestellt, wurde gleichzeitig geshuffelt, gekickt, gedreht, gestampft und geklatscht. Bei dem aktuellen Tanz einfach einzusteigen war mir unmöglich. Immer wenn ich dachte, jetzt kapiere ich die Schrittfolge, erfolgte die Drehung nach der anderen Seite.
»Einfach immer wieder versuchen«, wurde ich von den Mittänzern lachend aufgemuntert, aber ich entschloss mich zu warten, bis der nächste Tanz startet.
Ich habe kein Problem damit, unter den ersten auf einer leeren Tanzfläche zu sein oder mich lächerlich zu machen. es zählt ja der Spaß. Aber ein kleines bisschen Durchblick wäre doch nicht schlecht.

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Etwa zehn Minuten später war es so weit: Ich stellte mich ganz an den Rand in die Reihe und ließ mich ab dem ersten Schritt anleiten. Was soll ich sagen: Ich kam zurecht, trifft es vermutlich. Ab und zu waren meine Hacken zu langsam, dann verpasste ich die Drehung und den Stamp. Aber grundsätzlich ist es der gleiche Aufbau wie bei anderen Tänzen. Eingeteilt in eine Achttakt-Zählung kann man sich die Schrittfolge nach einiger Zeit merken. Sieht man sich allerdings Videos in Youtube an (u. A. auch Footloose oder Hannah Montana) erkennt man rasch, dass es ziemliche Unterschiede in den Schwierigkeitsgraden gibt.

Wollt ihr was zu lachen haben, dann viel Spaß mit meinem kurzen Video!



Nach dem Tanz schlenderten wir über das Gelände, setzten uns auf die Main Street und beobachteten bei einem guten dunklen Bier die Vorbeischlendernden. Interessant, wie genau sich manche Menschen der Vorstellung, die wir von Indianern und Cowboys oder Trappern haben, erscheinungstechnisch angepasst haben. Lange Haare mit Federn, Rauschebart, Tattoos mit indianischen Motiven. Ein Cowboyhut passt zu dem Hageren dort drüben sicher besser als ein Cap.
Man fragt sich, was sie wohl im reellen, deutschen Leben so machen. Sind sie Banker, Lehrer, Sekretärin, Verkäuferin? Nichts davon scheint zu ihnen zu passen. Die Leute wirken so echt, weil sie sich wohlfühlen.
Und das ist es vermutlich auch, was viele suchen. Einen Ausstieg aus der Wirklichkeit, wenigstens an den Wochenenden.
Wer könnte das besser verstehen als eine Autorin?

Mein Mann und ich freuen uns immer, an solchen besonderen Events in ein anderes Umfeld reinschnuppern zu können. Gelegentlich überlegen wir schon, ob wir uns dauerhaft einklinken sollen. Dann denken wir über die Mückenüberfälle nach, die vermutlich nachts in den Zelten erfolgt. Und dass nicht immer so ein Traumwetter herrscht.

Also beschränken wir uns doch lieber auf das Erfahren, Lernen und die Freude an der Vielfältigkeit der Menschheit.

Eure gut gelaunte Katie

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Hier ein kurzer Ausschnitt, was sich aus meinem Workshop für die Story entwickelt:

Wir betraten die Eingangshalle und folgten den Klängen zu dem Saal, der sonst für Gymnastikkurse genutzt wird.
Eine Wand war durchgängig mit einem Spiegel bedeckt, vor dem bereits einige Tänzer, die das offensichtlich nicht zum ersten Mal machten, lässig die Figuren tanzten.
Finn und ich blickten uns an. Er grinste, als läse er meine Gedanken.
»Ich dachte, das ist ein Anfängerkurs«, murrte ich.
Ehrlich, ich habe kein Problem damit, wenn mal etwas schief geht und die Leute über mich lachen. Dazu gehört nicht, dass ich vor Publikum vom Pferd fallen will. Ebenso wenig wollte ich mich hier zum Affen machen, indem ich als einzige dumm rumstand oder ständig in die falsche Richtung lief.
Finn legte seinen Arm um meine Schultern und drehte mich herum.
»Schau, Lana, dort drüben stehen die Anfänger und gucken genauso sauer aus der Wäsche wie du. Für Josh ist es doch heute auch die Premiere, oder? Siehst du, wir sind nicht allein.«
Ich nickte und war erleichtert, als fünf Minuten später Erin und Josh zu uns traten. Die Wärme von Finns Arm spürte ich immer noch, obwohl er ihn gleich wieder weggenommen hatte.
Ein bisschen Missgunst stieg in mir empor, als ich über die heiße Kleidung mancher Mädels staunte, die übrigens zu den Könnern der Szene zählten. Sie hatten karierte Hemden, wie das Finns, unter der Brust geknotet, so dass ihre beneidenswert schlanken Taillen über hautengen Jeans zu sehen waren. Ich würde Wetten darauf abschließen, dass diese Hosen abends nur mit Hilfe ausgezogen werden konnten. Aber da würde sich gewiss ein Helfer finden.
Statt lässiger Cowboystiefel tanzten sie mühelos auf High Heels. Würde ich mit diesen Absätzen einen Stamp, also ein Aufstampfen, versuchen, bräche mir der Absatz mit absoluter Sicherheit ab. Darüber musste ich mir jedoch keine Sorgen machen, High Heels sind so gar nicht mein Ding. Glücklicherweise sind in Colorado auch Cowboystiefel zu kurzen Kleidchen salonfähig.
Neben den Mädels gab es die Normalos wie uns Double-J-Vertreter und einige sehr dicke Tänzer, die sich in Jeans gezwängt hatten und zeltartige T-Shirts mit oft coolen Sprüchen darauf trugen. »Line Dance lässt mich den Kopf verlieren und die Seele finden« fand ich ein wenig pathetisch, aber »Dance like nobody’s watching« war doch recht ermunternd, denn genau das schienen diese Herrschaften auszuleben. Sie bewegten sich trotz ihrer Leibesfülle flink, und es sah richtig gekonnt aus.
Nun hieß es für uns etwa vierzig Personen, sich in drei Linien aufzustellen. Der Tanzlehrer war ein hagerer Typ in authentischer Cowboy-Kluft, der sich nun auf eine kleine Plattform stellte, sodass jeder seine Fußbewegungen sehen konnte.
»Hi, ich bin Lance und freue mich, dass so viele gekommen sind. Ich würde die erfahrenen Tänzer bitten, sich zwischen den anderen zu verteilen, damit diese ein bisschen davon profitieren können. Line Dance bedeutet, dass wir alle synchron das Gleiche tanzen. Keine Panik, wir fangen mit einfachen Schritten an.
Am Ende des Abends beherrscht ihr drei verschiedene Tänze, darunter zwei Abfolgen, die sehr häufig auf großen Veranstaltungen getanzt werden, weil da jeder mitmachen will und kann. Ich zeige euch erst die Choreografie, ohne dass ihr euch beteiligt, dann bauen wir sie nach und nach auf.«
Ich hatte Youtube-Videos gesehen, wo Leute auf der Straße zu tanzen begannen, und sich jeder Anwesende, wie bei einem Flashmob, dazubegab. Beeindruckend war auch der Weltrekord »höchstgelegener Country-&-Western-Line-Dance« in Europa, bei dem sich unzählige Line-Dance-Gruppen auf einer Staumauer zusammenfanden, um gemeinsam zu tanzen. Ich persönlich würde das wegen der Schwingungen weder auf einer Brücke noch auf einer Staumauer machen. Es waren schon Brücken eingestürzt, weil darauf Soldaten im Gleichschritt marschiert waren. Aber die Staumauer hatte glücklicherweise gehalten.
Ich stand zwischen Josh und Finn, was mich hoffen ließ, dass ich und meine Fehler nicht so auffallen würden, da mich die beiden deutlich überragten.
In den nächsten Stunden lernten wir Abfolgen von Drehungen, schleuderten unsere Füße zu Kick, Kick Ball Change, Step und Tap und gebrauchten natürlich Stomp und Clap. Für Nichttänzer: Wir setzten Zehenspitzen oder Fersen vor uns auf, verlagerten damit gelegentlich das Gewicht, und stampften und klatschten. Meist im richtigen Moment. Wenig überraschend hinkte ich zwischendrin hinterher, aber auch Josh und Finn produzierten Zusammenstöße, als sie sich in die falsche Richtung drehten und losmarschierten.
Wir hatten unglaublich Spaß und lachten bisweilen Tränen, wenn wir aus der Choreografie flogen.
Und am Ende des Abends waren wir unsagbar stolz, als wir im Spiegel mitverfolgen konnten, wie wir in dieser großen Gruppe in völligem Gleichtakt die Bewegungen absolvierten.

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