... einen Gedanken-Spaziergang im Frühling durch Wasserburg am Inn

Wenn ich nach Wasserburg sause – endlich geht es wieder mit meiner Oldie-Vespa – versuche ich immer, ein paar Minuten für einen kleinen Spaziergang rauszuschlagen. Und natürlich ist bei aller Freude und Entspannung der Kopf voller Gedanken.

Mal schaue ich zurück und denke an bisherige Schauplätze aus den drei Geschichten, in denen die Minnie schon ermittelt hat.

Wasserburgspaziergang Blog 1024 11Dann bin ich eifrig an der Planung, sammle Locations und Ideen, kleine Szenen entstehen in meiner Einbildung bei den kleinsten Beobachtungen.
Und immer wieder sehe ich Neues, manchmal weil es tatsächlich neu ist oder weil es mir einfach noch nicht aufgefallen ist.

Ich werfe einen Blick zur Burg hinauf, vorbei an St. Jakob und mit der wunderschönen Magnolie im Vordergrund, wandere durch die Gassen, über die Ledererzeile bis zum Kaspar-Aiblinger-Platz, dort wo aktuell noch die Polizei residiert, die bald hinauf in den Stadtteil Burgau umzieht.

Hier war ich wohl wegen der Pandemie schon länger nicht mehr und habe die Stelen, die an die NS-„Euthanasie“-Opfer der damaligen Heil- und Pflegeanstalten Gabersee und Attl erinnern sollen, entdeckt. Das Mahnmal wurde bereits am 27. Januar 2020, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, eingeweiht. 
Wasserburgspaziergang Blog 1024 10Nun stehe ich ziemlich betroffen zwischen den polierten Stelen, auf denen viel zu viele Namen aufgelistet sind.
Viele davon sind noch leer, was auf der Seite der Stadt Wasserburg so erklärt wird: 

Diese namenlosen Stelen bieten Raum für weitere Namen, die durch zukünftige Forschungen noch hinzukommen könnten. Sie stehen sinnbildlich auch für bisher noch nicht weitergehend erforschte mögliche Vorgänge von Kontrolle, Zwang, Repression und Ausgrenzung im Alltagsgeschehen während des Nationalsozialismus in Wasserburg.

Eine böse Zeit in der Geschichte, böse ist auch die jetzige, für uns so nahe durch den Ukraine-Krieg. Und so packt mich das Ganze jetzt recht emotional. 

Wasserburgspaziergang Blog 1024 05In der Sonne geht es weiter dahin, hinunter zum Inndamm mit reiner frischer Luft und dem dunkelgrünen Inn. Das helle Grün des Frühlings in Bäumen und Büschen schiebt die Traurigkeit wieder in den Hintergrund. 
Bestimmt fünf Minuten schaue ich einem Kleiber zu, der kopfüber die Baumrinde nach Käfern durchsucht. Die Leute, die an mir vorbeispazieren, wundern sich, haben aber keine Zeit oder Lust, stehen zu bleiben und zu sehen, was ich da entdeckt habe.

Gegenüber leuchtet das Parkhaus in der Frühabendsonne. Links daneben befindet sich, ganz versteckt, der Eingang zu den Bierkatakomben, in denen sich Minnie in »Mords-Kaliber« herumtreibt.
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Langsam schlendere ich zurück über die Rote Brücke und genieße noch mal den besonderen Blick auf die Stadt.
Der Sommer kommt bald und mit ihm hoffentlich viele Besuche in Eiscafés und auf Festen. Die Minnie und ich freuen uns schon darauf. Und planen nebenbei unseren nächsten Fall.

Einen schönen Frühling mit hoffnungsfrohen Gedanken an zauberhaften Plätze wünsche ich euch,
eure Monika

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Eine kurze Leseprobe aus »Mords-Kaliber«? Ja, gerne.

Wir sammeln uns in der Anfangsröhre aus Klinkersteinen und schreiten dann durch die Holztür in den Adam-Gräf-Keller.

In den Hallen brennen Kerzen, deren flackerndes Licht eine mittelalterliche, fast gruselige Atmosphäre schafft. Jeder von uns dreien hat auch noch eine große Taschenlampe dabei, denn elektrisches Licht gibt es nur im Eingangsbereich.
Sommerbierkeller entstanden ab dem Ende des 18. Jahrhunderts als Lagermöglichkeit für das im Winter stärker eingebraute und damit haltbarere Sommerbier. Der Kurfürst hat damals vom 23. April bis 29. September das Brauen verboten. Und Engpässe beim Bier darf es in Bayern nicht geben. Die Braumeister waren sicher sehr glückliche Männer, doppelter Hopfengehalt, das lässt dich schweben. Also mich nicht, aber den bayerischen Biertrinker an sich schon. Nein, natürlich hatten die Männer eine harte Arbeit zu bewältigen. Besoffen riesige Fässer zu bewegen kann tödlich sein, daher haben sie sich bestimmt erst abends eine Belohnung gegönnt. Auch die Personalgänge – über Leitern und gemauerte Tritte in einem engen Gang, die die Führungsteilnehmer nur von unten sehen – haben es in sich. Ich bin immer schwer beeindruckt, welche Raumausmessungen hier freigelegt wurden. Es ist kein hartes Gestein, musste aber abgesichert und stabilisiert werden. Der Boden ist mit Katzenkopfpflaster belegt, das es damals wohl in der ganzen Stadt gab.
Am Gewisper hört man, dass ich nicht die Einzige bin, die über diesen Ort staunt. Im Film vor der Führung haben die Verpackungsfuzzis einiges über die Arbeitsumstände erfahren. Umso besser kann man alles hier vor Ort einschätzen. Ich wechsle einen Blick mit dem zweiten Profi Hubert und weiß, was er mir wortlos sagen will: »Lass die zwei nicht aus den Augen!«Das Pärchen versucht gerade, den Weg zurück zu nehmen.
»Wollen Sie nicht mehr teilnehmen?«, frage ich freundlich, und sie schütteln den Kopf.
»Doch doch, es sind nur so viele Leute hier. Das macht uns nervös.«

Ja, genau! Herzerl, dich macht ganz etwas anderes kribbelig. Das lange Lauchstangerl neben dir, das dich mit hungrigen Augen anstarrt.

»Wenn Sie rauswollen, hole ich den Schlüssel und bringe Sie vor die Tür, denn die ist abgesperrt. Und wir wollen Sie ja nicht hier verlieren. Das kann kalt und ungemütlich werden, so über Tage, bis Sie gefunden werden.«

Ein bisschen Angst einjagen schadet nicht. Natürlich kommt man hier allein wieder raus. Aber das kann dauern, falls man sich nicht auskennt. Ich finde mich inzwischen zurecht, ein Neuling hätte hier dagegen sogar mit einem Kompass Probleme, weil die Gänge auch schräg in den »tonig-schluffigen Kies« gehauen wurden. Und ich habe echt keine Lust, nachher nach den beiden suchen zu müssen. Schließlich bin ich mit Toni auf ein Eis verabredet. Und länger als eine Stunde bin ich nicht gern in den Katakomben, denn es hat nur 7 Grad Celsius und ist – typisch für den Sommer – sehr feucht.

 

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