Ein häufiger Satz, den ich höre, wenn ich mein Schreibgenre angebe:
"Fantasy ist nicht so meine Richtung." Doch so einige Leserinnen und Leser wurden durch meine Zaramé-Trilogie oder die Traumwandlerin-Saga bereits bekehrt.
Ich hoffe, es ist mir wieder gelungen, da mir Träumen und fantastische Welten doch sehr am Herz liegen.
Am 28. Juni 2017 stellte ich in meiner Lesung im St.-Konrad-Seniorenheim meine Fantasybücher vor. Der Saal war liebevoll hergerichtet, Blumen verschönten meinen Tisch, und Getränke und Kekse wurden für die Gäste angeboten. Eine angenehme Atmosphäre.
Interessant war die Mischung meiner Zuhörer. Denn nicht nur durch die Zeitungsanzeigen interessierten Besucher widmeten mir freundlicherweise ihre Zeit. Nein, die Planung begann durch eines der zahlreichen Projekte zwischen dem Seniorenheim und der Ganztagesgruppe der Wasserburger Mittelschule. Dabei werden den Schülerinnen und Schülern soziale Berufe näher gebracht und den Seniorinnen und Senioren mit Abwechslung der Alltag verschönert. Hier zum Beispiel ein Bericht des OVB zu einer Musicaldarbietung. Eine tolle Sache für beide Seiten!
Als ich gefragt wurde, ob ich an einer gemeinsamen Lesung für beide Altersgruppen interessiert wäre, sagte ich sofort zu. Mir liegt soziales Engagement sehr am Herzen und wenn unsere jungen Menschen hier so toll mitwirken, begeistert mich das.
Da ich noch nicht auf eine lange Erfahrung mit Lesungen zurückblicken kann, war die Vorbereitung intensiv.
Welche Texte wähle ich aus, die für jung und alt interessant sind?
Wie bringe ich am besten zum Ausdruck, was mir an meinen Buchinhalten wichtig ist?
Wie präsentiere ich mich modern, damit ich auch die Mittelschüler mit ins Boot hole?
Ich habe x-mal das Konzept umgeworfen, bis ich es als passend empfand. Heraus kam eine etwas andere Lesung, die nicht nur aus "Hallo, ich bin ...", Lesen und "noch Fragen?" bestand.
Auch in meinem Autorenstammtisch geben wir uns gegenseitig Einblicke in unsere Arbeitsweise und damit Hilfestellung. Warum also nicht auch Fachfremden mein Knowhow und meine Erfahrungen, die ich mir in den letzten fünf Jahren angeeignet habe, erläutern?
Mein Mann und ich bereiteten also neben Flyern und T-Shirts (mit zweien unserer Buchcovern) für den Auftritt auch Screenshots vor, in denen man sehen kann, wie ich von dem Autorenprogramm Papyrus korrigiert werden, wie es mir mit Denkbrett- und Figurendatenbankfunktion hilft. Wir zeigten Fotos von Orten, die mir Initialzündungen zu Buchideen gaben und wie mein Mann in Photoshop die Cover und Karten entstehen lässt. Diese Informationen und auch die Erläuterung, wie es zur Entstehung der "fantastischen" Namen kommt, wurden von den Anwesenden als sehr interessant empfunden.
Mystisches Ambiente konnte ich neben Fantasymotiven über den Beamer fürs Auge, dank Aaron Dickerhoff auch für das Ohr bieten, der mir eine wunderschöne, spannend ansteigende Musik komponiert und zur Verfügung gestellt hat. Bereits im Januar schuf Aaron, damals mit seinem Bruder Benjamin, passend für meine Colorado-Irland-Lesung (Katie S. Farrell) eine stimmungsvolle Untermalung. Super gemacht, Aaron, mal wieder herzlichen Dank!
Da mein Kollege Bernhard Kürzl von "Die Rosenheimer Autoren" netterweise meinen Mann beim Filmen unterstützte, wird es in Kürze einen kleinen Film zur Lesung geben. Vielen Dank, Bernhard.Sobald der Film fertig ist, gebe ich natürlich allen hier auf der Website, über facebook und Co. Bescheid.
Der kurze Nachmittag schloss mit den interessierten Fragen der MittelschülerInnen und dem Signieren einiger Bücher. Über solche Kontakte freue ich mich sehr.
Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an die Organisatorinnen im Altenheim und der Mittelschule und an die interessierten Besucherinnen und Besucher.
Wem die Lesung und das Buch gefallen hat: Über eine nette Rezension freue ich mich immer!
Ainoah
Zum Reinlesen in meine "Rebellen" an dieser Stelle eine kleine Leseprobe:
Leise huschte sie die Treppe hinunter, schlich den Gang unter den Arkaden entlang und war im nächsten Moment durch das Gartentor verschwunden. Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und verdeckte damit beinahe ihr ganzes Gesicht.
Gerade machte sie den ersten Schritt auf die Gasse, als sie das herannahende Hufgeräusch eines Pferdes vernahm. Sie drückte sich rasch in den Schatten des wilden Weins zurück, der die Mauer überwucherte, und verschmolz mit der Dunkelheit.
Ein Mann in dunkler Kleidung bog um die Hausecke, sein Pferd führte er am Zügel und Nell erkannte erstaunt, dass die Hufe mit Lumpen umwickelt waren, wohl um das Geräusch zu dämpfen. Deshalb hatte sie ihn erst so spät gehört!
Ganz nah kam er an ihr vorbei und als Nell schon erleichtert aufatmen wollte, weil er an ihr ohne Stocken vorübergegangen war, packte sie eine Hand am Ärmel und sie spürte ein Messer an der Kehle.
»Ich habe es nicht mal richtig vor die Tür geschafft, was bin ich nur für ein Versager«, war ihr erster zorniger Gedanke und trotz der Klinge begann sie sich zu wehren.
»Hör auf, Kleiner. Was glaubst du, was du hier an deiner Kehle liegen hast? Das ist kein Löffel. Wie bist du in das Haus gekommen? Was hast du gestohlen?«, raunte eine tiefe Stimme in ihr Ohr.
»Nichts! Ich habe nichts gestohlen!«, keuchte sie.
Der Mann bewegte sich nicht. Er schien nachzudenken und Nell begann wieder zu zappeln.
»Lasst mich los, ich habe nichts getan, ich arbeite hier und nun muss ich nach Hause!«
Die Klinge sank herab und verschwand. Nell atmete erleichtert auf, auch wenn sie erstaunt war, wie leicht er zu überzeugen gewesen war.
Im gleichen Augenblick kam seine Hand zurück und riss die Kapuze aus ihrem Gesicht.
Sie zuckte erschrocken nach hinten.
Der Mann fluchte leise vor sich hin. Er zog sie näher zu sich heran und nun sah Nell, dass er ein schwarzes Tuch vor dem Gesicht trug, welches nur die Augen freiließ.
Diese lagen im Dunkel, die Augenfarbe war nicht zu erkennen.
»Wo wohnst du denn? Du bist noch viel zu klein, um allein durch die Gassen zu laufen«, fragte er spöttisch.
Nell schlug die Hand beiseite und zog die Kapuze zurück an ihren Platz. Sie jubilierte innerlich, dass er sie nicht als Mädchen identifiziert hatte.
»Lasst mich los, Herr, meine Eltern warten schon auf mich. Es ist heute etwas später geworden. Und eigentlich geht Euch das auch gar nichts an, Herr!«
Er lachte heiser.
»So todesmutig, ja? Hat dir noch keiner beigebracht, dass man niemanden beleidigen sollte, der einem ein Messer an die Kehle hält?«
Nell war nun schlagartig ganz ruhig.
Er hatte Recht. War sie vollkommen närrisch den Fremden so herauszufordern?
Sie würde vermutlich in ihrem Blut vor dieser Tür sterben.
Hoffentlich fand sie Shane, wenn er von seiner Freundin zurückkam. Das geschähe ihm Recht!
»Ich habe nichts zu verlieren, Herr. Schneidet meine Kehle durch, wenn Ihr Euch beleidigt fühlt!«, sagte sie mit klarer Stimme.
Der Mann lachte erneut, dann ergriff er Nells Tasche und befestigte sie an seinem Sattel. Als er Nell kurz loslassen musste, versuchte sie, hinter dem Pferd vorbei zu verschwinden, aber er hatte sie gleich wieder erwischt.
Er packte sie und warf sie grob in den Sattel des Pferdes.
»Nun gewinne ich wenigstens etwas, wenn du nichts zu verlieren hast. Ich brauche einen Küchenjungen, wie sieht es aus mit dir? Sollen wir deinen Eltern noch Bescheid sagen?«
Nell schlug nach ihm, als er hinter ihr aufstieg.
Lachend legte er den Arm um sie und presste dabei ihre Arme fest an ihren Körper, so dass sie nicht mehr nach ihm schlagen konnte. Sie stieß zornbebend hervor:
»Ich werde nicht Euer Küchenjunge sein. Ich habe schon eine Arbeit hier!«
»Wir wissen beide, dass dies nicht stimmt, Kleiner. Du bekommst Essen und ein Bett und etwas Geld dafür, dass du beim Kochen hilfst! Wie sieht’s aus?«
Nell überlegte schnell.
Hatte sie eine Wahl? Er würde sie nicht laufen lassen.
Sie nickte widerwillig zustimmend.
»Gut, jetzt kein Wort mehr, wir bekommen Gesellschaft!«
Nun bogen einige Reiter in schnellem Trab in die Gasse ein: Sie waren alle wie der Mann hinter ihr gekleidet und ebenfalls vermummt.
Der erste hielt neben ihrem neuen Arbeitgeber an.
»Ein neuer Reiter? Noch etwas klein für unseren Trupp, oder?«, fragte er leise und Nell überlegte, wer er wohl war.
Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Dies waren die Rebellen, die »Schwarzen Reiter«!
Sie spürte, wie sich Angst in ihr breit machte, als der Mann hinter ihr ebenso leise erwiderte:
»Das ist unsere neue Küchenhilfe. Ich muss ihn mitnehmen, ich erkläre es später im Lager.«
»Es ist ein großes Risiko, einen Fremden aufzunehmen!«, warnte der andere.
»Nicht so groß, wie du glaubst! Er ist wirklich noch ziemlich klein«, antwortete ihr Mitreiter und Nell hatte irgendwie den Eindruck, dass er lächelte.
»Gut, dann lass uns losreiten. Hier herumzustehen ist nicht besonders klug.«
Nell spürte, wie das Pferd sich mit einem Ruck in Bewegung setzte und sogleich in einen schnellen Trab fiel.
Sie wusste nicht, wie sie den Stößen ausweichen konnte, bis der Mann sagte:
»Du bist wohl noch nie auf einem Pferd gesessen, Kleiner? Lass den Rücken gerade und alles andere locker. Pass dich an, sonst hast du in einigen Stunden einen Muskelkater!«
Nell versuchte den Kopf zu drehen. Entsetzt fragte sie:
»Einige Stunden? Ich will hier nicht weg. Ich muss in der Stadt bleiben. Lasst mich runter, ich kann nicht für Euch arbeiten!«
»Die Diskussion ist vorbei und deine Meinung zählt nicht mehr.«
Doch Nell begann sich zu sträuben und wenden, als sie verzweifelt erkannte, dass sie sich dem großen Tor näherten. Sie drohte:
»Ich fange das Schreien an, wenn Ihr mich nicht runterlasst!«
Der Mann lachte wieder – er schien ein lustiger Vogel zu sein, dachte Nell erbost – und bevor sie sich versah, hatte er ihr während des Reitens einen Schal vor den Mund gebunden.
»Danke für die Warnung!«
Sie ritten auf das Tor zu und Nell versteifte sich.
Was geschah, wenn der Wächter Alarm schlug?
Die Gruppe näherte sich langsam und leise, da trat der Wächter aus dem Schatten des Tores.
Nell kannte ihn, es war ein älterer Mann, der schon lange diesen Dienst versah.
Er nickte zu den Reitern hinüber und öffnete, zu Nells großem Erstaunen, lautlos das Tor einen Spalt, so dass einer nach dem anderen hindurchpasste.
Der Mann hinter ihr hob dankend den Arm, dann waren auch sie durch das Tor geritten.
Die Kälte außerhalb traf Nell wie eine Wand.
Nun gab es keinen Schutz mehr zwischen ihnen und den eisigen Winden der Ebene.
Wie eine schwarze Wolke galoppierten sie mit flatternden Gewändern dahin und Nell trieb die Geschwindigkeit die Tränen in die Augen.
Zudem machte es sie müde, hatte sie doch in dieser Nacht nicht wirklich viel Schlaf bekommen. Das stetige Schaukeln schläferte sie immer mehr ein, bis sich ihre Augen schlossen und sie in einen unruhigen Schlaf versank.
Sie erwachte, als die Pferde die Gangart wechselten und das gemütliche Schaukeln ein Ende hatte.
»Na, ausgeschlafen?«, fragte der Mann. »Das war fast eine Stunde, aber in deinem Alter braucht man wohl noch viel Schlaf.«
Nell war zu müde, um sich ärgern zu lassen.
Sie erkundigte sich stattdessen:
»Wo sind wir jetzt, und wie lange müssen wir noch reiten?«
Der Mann ließ sie vorsichtig los und deutete nach vorne.
»Ein Stück durch diesen Wald, etwa eine halbe Stunde, dann sind wir da.«
Nell fuhr panisch hoch und keuchte entsetzt:
»Wir müssen durch einen Wald, da gibt es sicher Wölfe, oder?«
»In diesem Wald sind sie ganz klein! Fast wie du! Keine Eiswölfe des Eiskönigs!«
»Auch wenn man klein ist, kann man beißen!«, brummelte Nell vor sich hin.
Der Mann gluckste amüsiert.
»Muss ich mich jetzt vor dir fürchten?«
Nell hörte selbst, wie ihre Zähne vor Wut über diese Frechheiten knirschten.
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