Was, bitte, ist denn ein Mords-Engerl?
Ja, es klingt widersprüchlich, und das ist es auch. Ebenso wie Minnies Gefühle in diesem neuen Fall, der sich rund um den Wasserburger Christkindlmarkt dreht.
Ich will nicht zu viel zum Inhalt von Minnies 6. Fall sagen, den Klappentext findest du hier. Stattdessen findest du in diesem Artikel wieder Infos zur Recherche: vor Ort und bei den Fachleuten.
Letztere sind neben der Polizei der Wirtschaftsförderverband Wasserburg und die Leiterin des Jugendamts Rosenheim.
Ich habe diesmal ein heißes Eisen angepackt, indem ich Kinder und Jugendliche als Verdächtige (mehr sage ich hier nicht) eingebaut habe. Das wird polarisieren, ebenso wie die Problematik "Vorurteil".
Wie so oft haben mich meine Nachforschungen sprachlos werden lassen, wenn ich schwarz auf weiß oder auch mit bunten Bildern sehe, wie schlimm es in manchem Teilen der Welt zugeht? Wir erleben es ja gerade wieder mit durch die furchtbaren Geschehnisse am Gazastreifen. Auch die Recherchen für diesen Fall haben mich geschockt: Es geht um Kinder, und die Welt, die so oft keine Rücksicht auf sie nimmt.
Markus Steinmaßl, Erster Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Wasserburg am Inn, hat mich zumindest beruhigt, was das Thema Taschendiebe in Wasserburg angeht und mir das Vorgehen der Polizei erläutert, sollte es doch (woanders) vorkommen.
Witgar Neumaier, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter des Fachkommissariats Cybercrime bei der Kriminalpolizei Rosenheim a. D., war wieder eine große Hilfe. Ich brauchte die Zuständigkeiten, sobald es um minderjährige Straftäter geht, und ich weiß dank ihm wie der Wagen der SpuSi Rosenheim aussieht.
Ludwig Waldinger, Kriminalhauptkommissar und Pressesprecher im Landeskriminalamt München, gab mir Infos zu Diebesgruppen aus Südosteuropa und welches Strafrecht greift.
Christian Huber vom Wirtschaftsförderverband Wasserburg (WVV) erklärte mir, wie die Versorgung der Hütten mit Strom und Wasser funktioniert. Denn wie soll die Minnie in ihrem Standerl abspülen, wenn da vielleicht gar kein Wasser fließt? Auch das geplante Programm des Christkindlmarkts erfuhr ich.
Sabine Stelzmann, Leiterin des Jugendamts des Landkreises Rosenheim, nahm sich die Zeit und informierte mich zu den Themen Minderjährige in der Obhut des Jugendamts, Pflegefamilien sowie zum Ablauf bei der Betreuung, wenn elternlose Kinder und Jugendliche von der Polizei aufgegriffen werden.
Was gibt es Neues, neben dem Fall selbst natürlich? Und neben der Tatsache, dass Minnie ihr Herz verliert?
Nun ja, ich habe einen neuen Dialekt eingeführt, denn im Laden unten in Minnies Haus wird schwäbisch gesprochen. Dachte ich und bat einen ehemaligen lieben Kollegen um Prüfung meiner Schwäbischversuche. Peinlich für mich: Er spricht alemannisch. Noch peinlicher für mich: Ich dachte, die Alemannen waren unsere Vorfahren und sind ausgestorben. Nein, nein, es gibt sie. Zur Info an diejenigen, die es (hoffentlich, zu meiner Beruhigung) auch nicht wussten: Alemannisch wird hauptsächlich in Baden gesprochen. Man lernt nie aus!
Und nachdem Magnus und seine Frau viel Zeit in die Übersetzung gesteckt haben, gibt es jetzt im Laden alemannisch zu hören, nicht schwäbisch. Ich habe im Interesse der Leser allerdings stark abgeschwächt. Außerdem muss ich das Ganze ja auch im Hörbuch aussprechen können – das wird spannend genug.
Die Ortsrecherche hat mich wieder quer durch die Stadt geschickt, bis ans Ende bei den Serpentinen, wo man den Blick auf die Kapuzinerinsel hat. Du siehst sie auf diesem Bild hinten mitten im Fluss. Was du auf diesem Foto nicht erkennen kannst, ist, dass man sie vom östlichen Innufer aus begehen kann – wenn kein Hochwasser ist.
Auf der Kapuzinerinsel wird es diesmal sehr grauslig.
Eine weitere blutige Location ist das Parkhaus an der Kellerstraße. Weißt du, dass es einen recht unscheinbaren Ausgang an der Rückseite gibt? Um diesen benutzen zu können, muss man das richtige Treppenhaus und das richtige Stockwerk wissen, sonst irrt man nur von oben nach unten.
Ich hatte diesen Ausgang früher schon einmal bemerkt, jedoch nicht benutzt, da ich unter extremer Höhenangst leide – es reicht ein popeliger Gitterrost in Höhe der zweiten Etage, damit mir die Luft wegen einer Panikattacke wegbleibt. Aber ich habe mich überwunden. Es ging gerade so, und es blieb mir ja nichts anderes übrig. Woher soll ich sonst wissen, ob ein Bösewicht auf diesem Weg hinauf zur Aussicht oder in die Stadt fliehen kann?
Auch bei diesem Buch gibt es kleine Stolpersteine für die sorgsame Autorin.
Trotz aller Recherche hat sich etwas geändert, was mich zum Überarbeiten kurz vor der Druckerei gezwungen hat: Die Eisbahn wurde von der Herrengasse auf den Parkplatz am Gries verlegt.
Das heißt, dass ich trotz der Suchfunktion meines Programms, ein scharfes Auge darauf haben musste, dass ich nichts übersehe, was vorher auf den anderen Ort zugeschrieben war.
Thema Eisbahn: In unseren Zeiten eigentlich ein Wahnsinn. Laut dem WVV wird sie zumindest mit Ökostrom betrieben. Und sie hält natürlich einige Menschen davon ab, mit dem Auto zu weiter entfernten Eisstadien zu fahren, Wie immer gibt es Pro und Contra. Ich bin ja eher gegen solche Stromfresser, doch es geht einem bei dem Anblick der Eisläufer im Dunklen bei weihnachtlicher Beleuchtung schon das Herz auf. Zumindest war es bei dem Ambiente der Herrengasse so, mal sehen, wie sich der neue Ort macht.
Wir bleiben also mit der Minnie diesmal ganz in Wasserburg. Die Änderungen, die auf meine Heldin zukommen, reichen ihr völlig, da muss ich sie nicht noch durch den Landkreis jagen.
Ich hoffe, ich bringe dich zum Schaudern und Mitfiebern. Solltest du es abwarten wollen, bis ich das Buch auf einer Lesung vorstelle, ist gar nicht so viel Geduld nötig:
Am Donnerstag, 7. Dezember, findest du mich mit einer Kurzvorstellung von »Mords-Engerl« zusammen mit zwei Kollegen der Rosenheimer Autoren in der Martermühle Assling und am Freitag, 15. Dezember, mit einer ausführliche »Mords-Engerl«-Lesung in der Buchhandlung Herzog in Wasserburg. Näheres zu den Lesungen und weitere Termine findest du hier.
So oder so wünsche ich dir eine schöne Adventszeit, die dir viel Muße zum Lesen und Träumen lässt.
Deine Monika
Mehr zum Buch findet ihr hier.
Und hier eine kurze Leseprobe aus »Mords-Engerl«: Das böse Ende eines winterlichen Abendspaziergangs
Eine Sekunde später klingelt es, Alex, ist am Telefon. »Minnie, ich brauch heut’ frische Luft nach der Arbeit. Gehen wir eine Runde?«
So hole ich meinen Freund um halb sechs vor der Tür der Bank ab. Leise ist es in den Gassen, nur in der Lederzeile, der Hofmark und der Salzenderzeile eilen die Menschen von Geschäft zu Geschäft. Der Geschenkewahnsinn nimmt Fahrt auf.
Alex und ich spazieren durch das Tor beim Roten Turm über die Straße und bis an den Inn. Dann halten wir uns rechts Richtung Brücke. Auf dieser sind nur wenige Autos unterwegs, die Stadt klappt die Bürgersteige im Winter recht früh hoch.
»Wollen wir rauf zur Aussicht?«, frage ich meinen Freund, denn ich will noch nicht in die Wohnung zurück. Er nickt. Doch so weit kommen wir nicht. Aus Richtung des Parkhauses hören wir aufgeregte Stimmen bis zu uns herüber.
»Die schreien ganz schön«, sage ich zu meinem Freund, der konzentriert lauscht.
»Es sind zwei Männer. Ich versteh’ kein Wort, das ist eine fremde Sprache.«
In diesem Moment fällt ein Schuss!
Er hallt ohrenbetäubend durch das Parkhaus. Der Schrei einer Frau folgt und bricht ab. Alex und ich sehen uns an. Jetzt habe ich zu den gefrorenen Fingern auch noch eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper. Ich schlucke. So lange ist mein letzter Kontakt mit einer Waffe nicht her, da hätte ich gerne noch etwas darauf verzichtet. Aber aus dem Staub machen geht gar nicht. »Ich ruf’ die Polizei!«
Nachdem ich dem Diensthabenden in der Einsatzzentrale der Wasserburger Polizeiinspektion die wichtigsten Infos hingeworfen habe, schleichen wir an der Seite der Häuser entlang bis zur Einfahrt. Hinter uns öffnet sich die Tür des Pubs. Zwei Männer kommen heraus, beobachten uns.
»Bleib hier, Minnie!«, versucht es Alex, wiederholt sich schlauerweise aber nicht, weil ich sowieso an seinen Fersen klebenbleibe. Das wäre ja noch schöner, wenn ich ihn allein gehen ließe.
Das Parkhaus ist erleuchtet, zu erkennen ist trotzdem nichts. Dafür müsste man hineingehen und um die Ecke schauen. Das machen wir lieber nicht. Wir hören erneut Stimmen, ohne zu verstehen, was sie sagen. Diesmal sind es ein Mann und eine Frau, beide klingen aufgeregt.
Von den Serpentinen nähern sich die Sirenen, das hört man über die ganze Stadt hinweg.
Im Parkhaus kreischt die Frau ein weiteres Mal, es klingt panisch.
»Jetzt reicht’s!«, sagt Alex völlig zu Recht.
»Hase, einer hat eine Waffe!«, mahne ich in seinem Windschatten. In meinem Magen liegt gefühlt ein schwerer Stein. Ich habe gar kein gutes Gefühl bei der Sache. So viele Auswege gibt es aus dem Parkhaus nicht, und wir sind von allen drei aus zu sehen und im blödesten Fall zu treffen.
In diesem Moment saust eine große schlanke Gestalt aus dem hinteren Ausgang des Parkhauses, biegt in unsere Richtung ab, sieht uns und kehrt zackig auf der Ferse um.
Wo will der Kerl hin? Ich vermute zumindest einen Mann bei der Größe. Kennt er sich im Parkhaus aus? Weiß er, wo sich der Hinterausgang befindet?
Ich zücke wieder mein Handy, um die nahende Hilfe zu informieren, da erscheint eine zweite Person im Licht der Einfahrt. »Der läuft auf uns zu!«, sage ich erschrocken, aber es ist schon zu spät. Der Flüchtende ist direkt in Alex hineingerannt.
Beide gehen zu Boden, der Fremde mit einem hellen Schrei, was ihn als sie entlarvt. Alex mit einem »Ufff!«
Die Frau rappelt sich hoch, ich versuche, nach ihr zu greifen. »Bleiben Sie stehen, die Polizei ist gleich da! Hat Ihnen jemand etwas getan?«
Sie schlägt nach mir, und ich schrecke zurück. Im Licht der Laterne sehe ich ein sehr schmales Gesicht. Es ist blutverschmiert, dunkle Augen blicken mit gehetztem Ausdruck umher.
Die Frau ist jung, maximal 20 Jahre alt. Sie trägt eine schwarze Wollmütze, die ihr bis tief über die Augenbrauen reicht.
»Lass mich los!«, zischt sie mir zu. Das mache ich gern, weil ihre Faust drohend auf meine Nase gerichtet ist. Die Handknöchel sind aufgeschürft und bluten. Stammt das Blut im Gesicht von den Händen? Musste sie sich wehren? Rasch dreht sie sich um, läuft weiter und verschwindet hinter der Roten Brücke auf den Pfad am Inn.
Alex ist auch wieder auf den Beinen. Wir tauschen einen Blick und nähern uns dem mittleren Eingang ins Parkhaus, der Tür für die Fußgänger. Wir durchqueren die erste Tür, dann die zweite und strecken vorsichtig die Köpfe ins Parkhaus. Kein Mensch ist da, irgendwo höre ich Schritte. Sie kommen aus einem Stockwerk über uns. Nun wird mir leicht übel, als mein Blick auf einen dunkelroten Fleck am Boden vor der Treppe in die nächste Etage fällt. Der ist gar nicht schön anzusehen. Alex greift nach meiner Hand, die ebenso zittert wie seine.
Am 2. Dezember ist es so weit: Dann findet ihr »Mords-Engerl« in den Buchhandlungen und online.
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