Manchmal muss man den Absprung wagen.
Die Kommunalwahl 2020 geht beinahe unter, denn Corona beherrscht die Gemüter. Dennoch wird sie mir in besonderer Erinnerung bleiben,
nicht nur wegen der parallel stattfindenden Abschottung unserer sonst so freien europäischen Welt.
Ich habe mir unwissenderweise genau diese Zeit ausgesucht, um meinen krisensicheren und unkündbaren Job im öffentlichen Dienst zu beenden und mich voller Freude auf neue Wege zu begeben. Ab April wird mein bisheriger Zweitjob Redigieren (meist als Lektorat bezeichnet) zum Hauptjob werden. Damit dreht sich also auch der Rest meines (Autoren-)Lebens um Sätze, Buchstaben, Rechtschreibung und Formulierungen – zusätzlich zu meinen Büchern nun für die Artikel der hiesigen großen Regionalzeitung.
Ich freue mich unglaublich auf ein gänzlich anders strukturiertes Leben, das sich größtenteils im Homeoffice abspielen wird. Witziger- bzw. tragischerweise ist Homeoffice ja momentan sowieso DER Trend.
Am Sonntag durfte ich eine ganz neue Erfahrung machen und ins Redaktionsleben hineinschnuppern, denn meine Tochter und ich waren als Unterstützung erbeten worden. Wir sollten für die Redakteure die Wahlergebnisse von den Gemeinde-Websites abrufen und weitergeben, damit diese sie für die Zeitung online stellen können. In der Leseprobe am Ende dieses Artikels geht es übrigens auch um eine Reporterin!
Aber nun zum Wahlabend in der Redaktion:
Nach einer kurzen Einweisung geht es los: Rechner hochfahren, die Internetauftritte der Gemeinden finden und die richtige Seite mit den bald hereinschneienden Ankündigungen bereithalten. Leider sind manche Internetauftritte unübersichtlich aufgebaut, und so bin ich mit meinen Mühldorfer Adressen eine Zeitlang beschäftigt. Die Chefetage bestellt Pizzen, die in etwa einer Stunde geliefert werden. Ein misstrauisches Wesen wie ich rechnet sich aus, dass die Lieferung zeitgleich mit den Wahlergebnissen und damit möglicherweise dem hektischen Teil des Abends erfolgen würde. Aber egal, denn Pizza kann man wunderbar in Fetzen zwischen dem Tippen in den Mund schieben.
Diesen ruhigen Moment des Zurücklehnens sucht sich mein Laptop aus, um eine Akkuwarnung auszustoßen. Und anstatt der üblichen zehn Minuten gönnt er mir nicht einmal eine, um eine Steckdose zu finden. Der Monitor wird schwarz. Echt jetzt? Sind alle Vorbereitungen beim Teufel? Ich hatte die über 30 Fenster zur Sicherheit auf verschiedene Browser aufgeteilt – man weiß ja nie, ob sich gerade ein Update auf den Weg macht und nicht abwürgen lässt. Ich atme auf: Alles ist noch da. Fast alles! Das WLAN hat sich leider verabschiedet und kehrt erst nach einem Neustart zurück. Das kann nicht wahr sein: Nun fehlen tatsächlich die Ergebnisse eines Browsers, und ich beginne wieder zu recherchieren – werde nervös – spüre den Schweiß auf der Stirn. Ich hasse es, nicht rechtzeitig fertig zu sein.
Mittlerweile habe ich eine Seite gefunden, auf der die Links zu den Gemeinden übersichtlich und beinahe vollständig vorhanden sind (vielen herzlichen Dank an das Landratsamt Mühldorf!). Ich bin diesmal schneller und beinahe bereit, als die ersten Ergebnisse eintrudeln. Nachdem ich zuerst versuche, die Reporterin, der ich zur Seite gestellt bin, mit Informationen zuzuschütten – wann werde ich endlich langsamer? – verstehe ich den Ablauf: Meldung weitergeben, warten, bis es veröffentlicht ist, die nächsten Daten ansagen. Es läuft wie am Schnürchen. Frustrierenderweise für mich Streberin laufen manche Informationen schneller über den internen Redaktions-Chat ein als über die Internetseiten. Und natürlich kommt jetzt die Pizzalieferung!
Ab 21 Uhr wird die Arbeit zäh, die Meldungen stocken. Irgendwann erscheint das wichtige Landratswahlergebnis: Mit 50,1 Prozent ein knapper Gewinn, aber immerhin keine Stichwahl. In vielen Gemeinden gibt es nur einen Bürgermeisterkandidaten. Sind zwei aufgestellt, läuft es meist auf eine Stichwahl hinaus, denn nur selten schafft ein Kandidat über 50 Prozent.
Es wird 22 Uhr, und mein Nacken beginnt zu schmerzen. Mein Stuhl passt nicht für meine Größe, aber ich habe keinen Nerv vor versammelter Mannschaft am Boden herumzukriechen und den richtigen Verstellhebel zu suchen. Fünf Gemeinden fehlen noch. Meine Vermutung ist, dass hier bereits beim Dorfwirt gefeiert wird.
Aber ich liege falsch, es kommen zwei Meldungen, die uns schmunzeln lassen:
»In der Mitgliedsgemeinde xxkirchen hat sich nichts geändert und xx ist und bleibt Bürgermeister. Wir gratulieren ihm zu seinem Erfolg.«
Oder: »Mit nur 47 Stimmen Vorsprung hat sich xx gegen xx durchgesetzt ... Das vorläufige Ergebnis der Gemeinderatswahl können Sie an der Eingangstür der Gemeinde ersehen.«
Äh ja, dafür sind wir zu weit weg, hätten es aber doch gerne genauer gewusst: Wie viel Prozent für wen und welche Wahlbeteiligung beispielsweise? Die Mühldorfer Kollegen, die näher dran sind und vermutlich die Geheimnummern der örtlichen Organisatoren besitzen, helfen netterweise, um die Meldungen der Bürgermeisterwahlen zum Abschluss zu bringen.
An den Telefonen um mich herum werden bereits die Gewinner interviewt: »Wie fühlen Sie sich? Haben Sie mit diesem Ergebnis gerechnet? Wird heute noch gefeiert?«
Als wir, die beiden Hilfsarbeiter, uns um 23.30 Uhr müde auf den Heimweg machen, brummt das Großraumbüro immer noch, viele sind weiterhin in voller Aktion. Dass das Journalistendasein stressig sein kann, war mir zuvor schon klar. Aber mein Respekt vor den konzentrierten und gut gelaunt wirkenden Menschen, die ohne Blick auf die Uhr weiterarbeiten, um den Wähler best- und schnellstmöglich zu informieren, ist nach diesem Abend gewachsen. Ich hoffe, ich war hilfreich, und bedanke mich für die Einblicke – es hat wirklich Spaß gemacht – und für die Pizza natürlich!
Mittlerweile haben uns die Auswirkungen des Coronavirus erwischt, wenn auch noch nicht in voller Härte wie das schlimm gebeutelte Italien. Mein Herz blutet unendlich: Ich habe dort Freunde in der Nähe von Rom, deren Nachrichten mich zum Weinen bringen. Wir sind mehrmals im Jahr am Gardasee, wenn ich an die Menschen dort denke, es schmerzt ebenso.
Wie schlimm kann es noch werden?
Sehr schlimm, wenn der Virus auf die Flüchtlingslager an der türkisch-griechischen Grenze trifft. Oder auf von Heuschreckenschwärmen geplagte Afrikaner? Das Grauen wird kein schnelles Ende finden, fürchte ich, der Krieg unserer Generation hat ein neues Scharmützel dazu erhalten: zu Klimakatastrophen und twitternde Unvernunftspräsidenten jetzt Corona – was wird noch kommen, wenn die US-Amerikaner glauben, sich mit Waffen eindecken zu müssen?
Trotzdem brauchen wir Ablenkung und Optimismus. Dafür steht dieses Bild - völlig aus dem Bezug gerissen:
Ich finde meine Kraft beim Schreiben und Lesen. Dafür haben einige von uns jetzt mehr Zeit, andere weniger.
Zum Thema Reiseverbot, das ich sehr vernünftig finde, auch wenn es mir weh tut – ihr wisst ja, wie gerne ich unterwegs bin: Wenn ihr wenigstens auf dem Papier beziehungsweise im E-Book in die USA reisen wollt: Meine Romantikthriller bringen euch sogar dorthin. Oder nach Kanada und Irland.
Wen es eher nach Griechenland zieht: »Die Prüfung«, das Finale der Sternenflut-Trilogie (Ainoah Jace) gibt es demnächst in den Buchhandlungen und online auch als Taschenbuch zu kaufen. Die Szenerie des letzten Bands ist in einer Landschaft angesiedelt, die dem schönen Mittelmeerstaat sehr ähnelt und euch nebenbei Einblicke in die griechische Götterwelt gibt.
Seid vorsichtig, geduldig und vernünftig – social distancing ist wichtig für uns alle –, lasst die Finger von Waffen- und Hamsterkäufen, und gönnt euch Ablenkung in einem Buch. Und vor allem – bleibt gesund!
Eure Katie
Eine kurze Leseprobe aus »Tausche Traummann gegen Liebe«:
Eines Abends kochten Dan, Sammy und Larry gemeinsam. Die Stimmung war fröhlich und eine kleine Kabbelei folgte der nächsten. Sammy schnippelte die Zutaten für den gemischten Salat, während Larry gerade die Festigkeit der kochenden Nudeln testete. Die Teller klirrten leise, als Dan sie auf den Tisch stellte.
Da hörten sie, wie ein Wagen in die Einfahrt bog und der Motor abgestellt wurde. Lachende Stimmen näherten sich der Haustür, und sie erkannten Jeannie und vernahmen die unbekannte Stimme eines Mannes.
Sammy sah fragend zu Dan, der nur die Schultern hob. »Keine Ahnung, sie hat nichts gesagt, dass jemand zum Essen mitkommt.«
Larry goss die Nudeln ab und meinte mit dem Kopf in der Dampfwolke: »Wird schon für einen mehr reichen, das Timing ist allerdings wieder grandios. Wie macht sie das nur?« Sammy grinste: »Egal, sie spült auf jeden Fall ab, ob mit männlicher Unterstützung oder ohne.«
Die Tür flog auf und Jeannie stand strahlend in der Tür. Sie rief lachend: »Ihr glaubt nicht, wer mir soeben in der Bank über den Weg gelaufen ist. Los, komm schon rein!« Sie zog einen Mann ins Zimmer, hochgewachsen und schlank, blond mit Strähnchen. Das Gesicht war ein Durchschnittsgesicht, kein Typ, der in einer Menge auffallen würde. Dennoch kam er Sammy bekannt vor.
Ein Schauder lief ihr über den Rücken, den sie sich nicht erklären konnte. Wer war er nur?
Ohne darüber nachzudenken trat sie einen Schritt zurück, so dass sie zwischen Dan und Larry zu stehen kam. Der Mann, in Dans Alter, zog erstaunt die Augenbrauen hoch, lächelte aber dann auf eine beinahe weibliche Weise und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Im gleichen Moment hatte auch Dan ihn erkannt.
»Ich glaub es nicht – Will Mansfield! Wo kommst du denn her? Und wo hast du die ganzen Jahre gesteckt?«
Sammy konnte sich nur mit Mühe überwinden etwas zu sagen. Ihre Zunge schien wie gelähmt und vor ihrem inneren Auge zogen die Erinnerungen vorbei: Erinnerungen an den Fluss, die Szene im Gartenhaus und das Gesicht von Patrice LaSalle. Nie wieder würde sie Will ansehen können, ohne an all dies zu denken. Dennoch schien er auf eine Reaktion von ihr zu warten, während Jeannie wie üblich wie ein Schnellfeuergewehr plapperte: »Er kam zur Tür rein und ich dachte, wer ist denn der hübsche Kerl? Kommt mir doch bekannt vor …, dann fiel es mir ein! Ist doch der Wahnsinn! Wie lange ist es her? 8 oder 9 Jahre bestimmt, nicht wahr?«
Larry wusste, dass Jeannie gerne plapperte, manchmal etwas hirnlos, aber sie schien ihm jetzt vollkommen überdreht. Wegen dem Kerl? So hübsch war er auch wieder nicht. Als er Dan und Sammy ansah, bemerkte er, dass der Freund die Lippen zusammenpresste, als wäre ihm etwas unangenehm.
Sammy war leichenblass geworden.
Und nun sprach sie ganz leise, ohne Will aus den Augen zu lassen: »Am 20. April werden es 10 Jahre, dass wir dich das letzte Mal gesehen haben, Will. An Patrice’ Beerdigung!« Schweigen legte sich über den Raum und Jeannie sah mit aufgerissenen Augen zur Freundin. Sie sagte jedoch nichts und Larry verstand nun ihr Verhalten.
Dieser Romantikthriller spielt in Kanada und ist erhältlich als E-Book für 2,99 € oder als Taschenbuch für 11,90 € bei Amazon, im Buchhandel oder auch beim Autorenweltshop für einen fairen Verdienst von Autoren.
Weitere Leseproben zu meinen Büchern findet ihr in den vorigen Blogeinträgen und auf meiner Facebookseite Katie S. Farrell, Autorin.
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