Handlungsort Tierheim: Ich wollte mehr über eine Location in »Mords-Suri« wissen.
Deshalb habe ich ein Interview mit dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft (IG) Mensch und Tier, Tilman Rieger, und dem Kassier Klaus Estner geführt. Unser Gespräch und einige schöne Bilder habe ich euch mitgebracht.

Bild 3 Hundename fehlt IMG 20221219 115455Wer spielt mit mir und meiner Quietschkarotte? Hündin Jelo ist bereit.

Das Tierheim Ostermünchen liegt mir schon lange am Herzen – seit ich dort vor einigen Jahren meine erste Lesung in kleinem gemütlichen Kreis abhalten durfte.
Nun habe ich das meist zeitweilige Heim von Katzen, Hunden und einigen Nagern als Handlungsort in den aktuellen Fall der Krimi-Minnie eingebaut: Das Tierheim fungiert als Erbempfänger des Opfers, außerdem treffen Minnie und Gustl dort auf Verdächtige. Aber wie sieht es genau hinter den Kulissen aus? Wer steckt hinter der zum großen Teil ehrenamtlichen Arbeit, und wie sieht diese aus? 


Moni: Lasst uns mit den Zahlen anfangen: Wie viele Mitglieder, Angestellte und Bewohner hat das Tierheim? Und wer unterstützt euch noch?

Tilman Rieger: Etwa 1000 Mitglieder und Paten sind an unserer Seite, die Arbeit vom Putzen der Räume und Gänge über das Versorgen der Tiere mit Nahrung und Medikamenten bis zum Gassigehen erledigen zwölf Teilzeitangestellte und zahlreiche ehrenamtliche Helfer. Weitere Hilfe für unsere aktuell über 60 Katzen, sieben Hunde, 13 Kaninchen und fallweise einige Meerschweinchen bekommen wir durch einige regionale REWE- und Fressnapf-Märkte, die für uns sammeln. Und natürlich durch die über 50 Kuchenbäcker und -bäckerinnen, die zu unseren Veranstaltungen für uns tätig werden. Bild 5 3x frisch kastriertNur durch Kastration kann dem Elend todkranker Katzenwelpen vorgebeugt werden.


Warum sind es so viele Katzen und vergleichsweise wenige Hunde?

Bild 6 Gemütliches KatzenappartementVon diesen gemütlichen Katzenappartements mit Außenbereich gibt es mehrere.
Tilman Rieger: Es kommen wenige Fundhunde zu uns und meist werden kurzfristig die Besitzer gefunden. Die Vermittlungsdauer von Abgabehunden ist erfreulicherweise meist nicht sehr lange.
Auch Katzen, die nicht mehr gewollt sind, werden bei uns abgegeben. Eine große Anzahl dieser Tiere wird jedoch ausgesetzt oder man kümmert sich nicht um sie, bis sie dann in oft sehr schlechtem Zustand, beispielsweise mit langwierigen Augenentzündungen, Darmparasiten und unterernährt als Fundtiere zu uns kommen. Seit 2012 haben wir über 4200 Tiere durchgeschleust, also aufgenommen, versorgt und vermittelt.


Das sind beeindruckende Zahlen, die sich neben dem offensichtlichen Erfolg eurer Arbeit nach immensen Kosten anhören. Wie werden die Ausgaben finanziert?

Klaus Estner: Ja, wir sprechen hier von mehr als 100.000 Euro jährlich allein an Tierarztkosten, dazu kommen Personal-, Futter- und Betriebskosten. Seit November auch noch eine Erhöhung der Tierarztgebührenordnung von etwa zwanzig Prozent. Außerdem steigen Energie- und Futterkosten. Neben den Mitgliederbeiträgen und den Fundtierpauschalen der Gemeinden, die meist nur einen Bruchteil der Kosten der Fundtiere abdecken, sowie den Erlösen der von uns organisierten Veranstaltungen sind wir auf Spenden angewiesen. Außerdem nehmen wir durch die Pensionstiere etwas ein.


Was ist besonders problematisch für euch, und was könnte helfen?
Bild 7 Tilmann Rieger und DannyDanny liebt die Streicheleinheiten von Tilman Rieger.

Tilman Rieger: Deprimierend ist, dass sich im Bewusstsein zu wenig ändert, was die Katzenwelpen angeht, die oft in furchtbarem Zustand zu uns kommen. Helfen würde eine Kastrationspflicht. Es ist traurig, wenn ein Kätzchen sein Auge verliert, bevor es das erste Mal sehen konnte, nur weil es nicht versorgt wurde.


Jeder Neuzugang muss vermutlich in Quarantäne?

Tilman Rieger: Ja, und das blockiert natürlich Räume, weshalb Tiere zusammengelegt werden müssen. Aber wir haben für Katzen eine eigene Quarantänestation. Die Behandlung wird meist im eigenen Tierarztraum durchgeführt, was den Stress für das Tier vermindert und uns die Organisation erleichtert.


Ich war beim Rundgang beeindruckt über eure Räumlichkeiten, die blitzeblank geputzt sind. Die Tiere haben artgerechte Spielmöglichkeiten und gemütliche Betten. Sie können nach draußen, wenn es die Gesundheit erlaubt, und sie freuen sich über Besuch. besonders die Hunde.

Klaus Estner: Wir haben im Katzenhaus neben der Quarantänestation 15 Zimmer, viele mit Freigehege. Dann gibt es den großen Raum mit weitläufigem Auslauf für unsere Scheuchis, die Katzen, die sich in Gegenwart von Menschen nicht so wohl fühlen. Im Hundehaus haben wir Platz für 20 Hunde. 

Bild 2 wer wohnt im HundehausWer wohnt im Hundehaus oder ist auf Kurzbesuch?

Was tut bei eurer Arbeit am meisten weh, was bereitet euch Freude?

Klaus Estner: Weh tut, wenn Tiere einfach ausgesetzt werden, weil man in den Urlaub fahren möchte, kein Geld für den Tierarzt ausgegeben will und Katzen sich selbst überlassen werden. Neulich wurde ein Karton mit 13 Kaninchen, eins davon trächtig, an den Weg gestellt, auf dem wir mit den Hunden spazieren gehen. Bei uns bekommt jedes Tier eine Chance. Freude bereitet jedes vermittelte Tier, das in ein neues schönes Heim einziehen durfte.

Bild 4 Klaus Estner Besuche lieben alleKassier Klaus Estner in einem Zimmer im Katzenhaus: Über Besuch freuen sich die meisten Tiere sichtlich.
Das sieht man wunderbar in eurer Mitgliederzeitung. Hier berichten »Neubesitzer«, wie glücklich sie mit ihrem von euch übernommenen Tier sind. Was kann jemand tun, der helfen möchte?

Klaus Estner und Tilman Rieger: Aktives oder passives Mitglied werden, spenden, sich selbst engagieren, beispielsweise durch Mithilfe oder Gassigehen. Oder unsere Veranstaltungen, wie Flohmarkt oder Bücherflohmarkt besuchen – und besonders natürlich, indem man einem Tier eine neue Heimat gibt.


Neben der Zeitung für eure Mitglieder und einer gut bebilderten Website informiert ihr auch noch anderweitig.

Tilman Rieger: Ja, wir bieten »Tierschutzunterricht« an, in dem wir Schüler über verschiedene Bereiche des Tierschutzes aufklären.


Das Wichtigste ist natürlich, dass sich jeder genau überlegt, wenn er sich für ein Tier entscheidet. In guten wie in schlechten Zeiten gehört es zu mir. Was wünscht ihr euch am meisten im Sinne der Tiere?

Klaus Estner und Tilman Rieger: Eine Registrierungspflicht, sodass man herausfinden kann, wem das Fundtier gehört. Verständnisvolle, aufgeschlossene Landwirte und eine Kastrationspflicht für Katzen.


Vielen herzlichen Dank, dass ihr euch so viel Zeit für unser Gespräch und die tolle Führung genommen habt. Ein dickes Dankeschön geht auch an die Frau, die lange an der Vereinsspitze mitgearbeitet und für den Aufbau des Tierheims gesorgt hat. Sie zieht aktuell im Hintergrund viele Fäden – Josefa Estner.

Euch allen und euren Mitarbeitern gebührt jede Menge Respekt für eure unglaubliche Arbeit zum Wohl der Tiere.


Mein Resümée:
Es war für mich ein sehr interessanter Besuch mit diesem Blick hinter die Kulissen, auf die sorgsam ausgeführte und aufwendige Arbeit, die frustrierenden "Wände" gegen die die Tierschützer laufen, das Wissen um die ach so langsame Änderung zugunsten der Tiere in unserer sonst so schnelllebigen Zeit. Es braucht Verantwortungsbewusstsein und Verständnis aufseiten der Tierbesitzer sowie Engagement durch die Vertreter in der Politik.
Ich war unglaublich beeindruckt von der Organisation des Tierheims, von der Sauberkeit der Räume und der liebevoll ausgewählten und tiergerechten Einrichtung. Aber ganz besonders hat sich mein Herz gefreut bei der Dankbarkeit, die einem besonders von den Hunden bei einem Besuch entgegengebracht wird. Meine Tochter und ich haben übrigens geplant, uns im neuen Jahr unter die »Gassigeher« zu mischen, und freuen uns schon darauf.

Ich hoffe, dieser Einblick war für euch interessant. Am 14. Mai gibt es übrigens einen Tag der offenen Tür.
Und wenn ihr Mitglied werden, durch eine Patenschaft oder eine Spende helfen oder tatkräftig anpacken möchtet – oder sogar ein Erbe zu vermachen habt 😉, dann wendet euch gerne an die IG Mensch und Tier. Kontaktdaten findet ihr unter www.tierheim-ostermuenchen.de.
Ist dieses spezielle Tierheim für euch zu weit weg, aber ich möchtet gerne persönlich helfen? Dann findet ihr sicher eine Einrichtung in eurer Nähe, deren Mitarbeiter und vor allem Bewohner sich über euer Engagement freuen.

Eure Moni

Bild 8 Tierheim GebäudeMitten im Gewerbegebiet von Ostermünchen liegen die Gebäude der IG Mensch und Tier mit Katzen-, Hunde- und Verwaltungshaus, den Freigehegen, dem „Hasenpalast“ im Garten sowie dem gut bestückten Bücherflohmarkt und dem Sammlerflohmarktraum im Keller.

Alle Fotos von Monika Nebl mit Genehmigung von Klaus Estner und Tilmann Rieger. 

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