Viele haben darauf gewartet, geduldig beinahe ein Jahr - denn gut Ding will Weile haben.

Aber bald ist es so weit: Der zweite Band aus der "Dawson"-Reihe ist nun im "Kontrollmodus".

Airport Munich400bMan kann das Entstehen eines Buches mit vielem vergleichen:
Zum Beispiel mit einem Rennpferd, das aufgezogen und gepflegt wird (der Vergleich passt ganz gut, denn Pferde spielen zumindest eine Nebenrolle in den Geschichten um die Double-J-Ranch mit ihren ganz besonderen Menschen), dann trainiert (= verbessert/überarbeitet) und schließlich gesattelt zur Startbox geführt wird. Da steht es dann - hibbelig und nervös (der Vergleich passt nun wieder eher zur Autorin), bis endlich der ersehnte Startschuss fällt und die Muskeln erzittern und beben, wenn der Sprung aus der Box auf die Rennbahn getan wird.
Aber auch der Vergleich mit einem Flug erleichtert die Vorstellung und passt zu meinem Nachfolgeband von "Jolene". Denn die aktuelle Heldin des Buches, Erin, kann nicht einfach auf der Ranch in Colorado bleiben und auf den Traumprinzen warten. Nein, Josh ist in Irland und braucht ihre Unterstützung. So macht sich die Frau, deren Kind eben erst von einer schweren Krankheit genesen ist, auf den Weg in ein fremdes Land zu Joshs Familie, obwohl sie weiß, dass sie vermutlich von einigen nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird.
Das Bild für eure Vorstellung: Der Urlaub wird von langer Hand geplant und der Flug gebucht (= Schreiben des Buches), der Flieger gewartet, die Besatzung macht sich auf den Weg zum Airport (Testleser) und der Reisende steht zuerst am Check-In-Schalter, danach durchquert er die Kontrollen (= verbessert/überarbeitet) und nun wird der Herzschlag schneller, wenn der Flug geboarded (aufgerufen) wird.
Mein Herzschlag ist - ehrlich gesagt - auch schon etwas beschleunigt.

Erins Flug nach Dublin verläuft eigentlich ganz ruhig. Erst als sie in Galway ankommt, stellt der Mann, den Josh mit ihrer Abholung beauftragt hat, die erste unangenehme Überraschung dar.

Eine kleine Leseprobe:

Nur wenige Monate nach diesem hässlichen Zwischenfall kam Jolene aus Irland zurück, ebenfalls geschieden, und ich muss zugeben, dass mein zweiter Gedanke, nachdem ich Jolene an meiner tröstenden Schulter ausweinen ließ, Josh galt.
Josh, der nun frei war und nicht mehr meiner besten Freundin gehörte. Josh, der offensichtlich unter der Trennung von Jo litt, aber begriffen hatte, dass für sie nur Raine als ihre große Liebe wirklich zählte. Josh, ein melancholischer, höchst attraktiver Mann, der zuweilen auf die Ranch zu Besuch kam, und dessen Augen trotz der Scheidung lange auf Jolene gerichtet blieben.
Ich glaube, erst durch Teddys Schicksal fiel ihm schließlich die magere Brünette neben seiner Exfrau auf. Leider weiß ich durch meine Ausbildung nur zu gut, dass Liebe aus Mitleid entstehen kann. Ist sie dann ebenso fehlgeleitet wie das Stockholm-Syndrom, bei dem sich Opfer und Entführer in einander verlieben? Ergibt eine solche Liebe Sinn oder kann sie gar Bestand haben? War der Grund für meine Liebe immer noch Mitleid für Josh wegen des schmerzhaften Endes seiner Ehe? Ist es immer noch sein Mitleid für die alleinerziehende Mutter mit dem schwerkranken Kind, die ihm seine Liebe zu mir vorgaukelt?
Nein, meiner eigenen Gefühle war ich mir sicher, da ich sie bereits bei dem ersten Anblick Joshs aufflammen gefühlt hatte. Ich wollte ihn mit jeder Faser meines Herzens und ich hoffte und fürchtete zugleich, dass Irland mir die Antwort auf die zweite Frage geben würde. Jetzt kam keine alleinerziehende Mutter eines kranken Kindes auf ihn zu, sondern eine Frau, die ihn unterstützen wollte, die aber auch um ihn kämpfen würde.
Mein Kopf fuhr aus meinen Tagträumen hoch, als ich den Aufruf meiner Maschine vernahm:
»Passagiere des Fluges United Airlines nach Dublin. Bitte begeben Sie sich zu Gate 80 und halten Sie Ihr Ticket bereit. Der Flug startet planmäßig in 30 Minuten.«
Die Anzeigentafel blinkte und ich wurde unruhig:
Departure EWR 19:05 Uhr
Arrival DUB 06:55 Uhr
Während ich aus den großen Glasfenstern den weißen Airbus mit der blauen Heckflosse, auf der die angeschnittene Weltkugel mit Längen- und Breitengraden zu sehen ist, fotografierte und diese Bilder Teddy über Jolenes Handy zuschickte, fragte ich mich, ob ich wohl eine Minute Schlaf fände, um Josh morgen nicht zu erschrecken oder noch schlimmer: seine Welt mit einer hässlichen, dürren Amerikanerin zu schocken, die Ringe wie Krater unter den Augen besaß. Viele Chancen für einen ruhigen Schlaf gab es nicht, da ich mir einer Sache sicher war:
Morgen gegen Mittag würde ich mich in einer neuen Welt finden und diesmal war ich diejenige, die nicht dorthin gehörte.

Der Airbus gab ein dumpfes Röhren von sich, bevor er mit einem kurzen, heftigen Schlag auf der Rollbahn aufsetzte. Ich fuhr hoch und sah mich verwirrt um. Die ersten Passagiere um mich herum waren bereits aufgesprungen und zogen eilig ihre Handgepäckstücke und Mäntel aus dem Gepäckfach über unseren Köpfen. Gerade noch rechtzeitig zog ich den Kopf ein, um einer bauchigen Ledertasche zu entgehen. Die Besitzerin, eine ältere, kleingewachsene Dame, entschuldigte sich mehrmals.
»Verzeihen Sie bitte, Miss. Ich bin einfach zu klein für diese Kästen dort oben. Aber ich wollte Sie nicht wecken und dachte, ich schaffe es allein. Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Sie wirken immer noch nicht ganz wach, dabei habe ich noch nie jemanden in einem Flieger so fest schlafen gesehen wie Sie. Das Frühstück ist an Ihnen vollkommen vorübergegangen, nicht wahr?«
»Es gab Frühstück? Nein, ich habe nichts gehört. Dabei war meine große Befürchtung, dass ich gar nicht schlafen könnte. So kann man sich täuschen«, gab ich lächelnd zurück, obwohl mein Kopf immer noch irgendwo in der Heimat des Schlafmännchens feststeckte. Ich blieb noch einen Moment benommen sitzen und wartete, bis es ruhiger wurde. Nachdem das große Gedränge abgeklungen war und die meisten Fluggäste sich bereits auf dem Weg in einen der Finger des Flughafens befanden, holte auch ich meinen Rucksack herab und packte das Kissen hinein. Meinen Cardigan behielt ich an, denn was ich sah, wenn ich durch das kleine Bullauge hinausspähte, war ein kalt wirkender, moderner Flughafen im kühlen Morgennebel.
Ich bin zwar der typische Teetrinker, aber morgens brauche ich dringend eine Tasse Kaffee, um die Welt um mich herum aktiv wahrzunehmen. So schleppte ich mich langsam hinter den letzten Fluggästen her und blieb als allerletzte auf der gesicherten Plattform der Treppe stehen, bevor der Gang in den Finger weiterführte. Es war feucht und neblig, aber die Luft roch anders als zuhause: Moosig oder erdig, nicht so klar wie in Colorado, und mit einem leichten Hauch Kerosin. Langsam fühlte ich meine Lebensgeister erwachen und schritt schon etwas munterer in das dunkle Loch hinein, an dessen Ende die Passkontrolle und die Gepäckbänder warteten. Als ich alles erledigt hatte, fragte ich an der Tourist Information nach dem nächsten Bus nach Galway und erfuhr von einer jungen Frau mit entzückendem Dialekt, dass ich noch eine knappe halbe Stunde Zeit hatte. Der irische Dialekt erscheint mir immer wie die zu einem Bild gewordene gemütliche Wärme untermalt von melancholischer Musik im Vergleich zu der breiten, manchmal harten amerikanischen Aussprache. Josh spricht ihn zumindest in Colorado nur sehr abgeschwächt, aber es bezaubert mich immer wieder. Jo hatte es sich auch schon angewöhnt, langsamer und – ja – anders zu sprechen, als sie zurückkehrte.
Ich stand einen Augenblick nur da und genoss das Treiben um mich herum: Die fremden Laute des erwachenden Flughafens, die hektischen Geräusche und den Kaffeeduft, der zu mir herüberzog und mich an das verpasste Frühstück erinnerte. Mit meinem großen Trolley im Schlepptau wanderte ich zu einem kleinen Café mit Bäckerei und bestellte einen Kaffee und ein Croissant, die ich beide genüsslich verspeiste, während ich die hastenden Menschen um mich herum beobachtete.Flug 400breit

Mein Buch war also sehr lange im "Planungsmodus", nun befindet es sich im "Kontrollmodus", aber schon in Kürze wird es zum Start bereitgestellt - die Dateien hochgeladen, diese Tatsache in den mir lieben Bücherblogs verbreitet und dann kann ich nur hoffen, dass alles in Ordnung ist, meine Leserinnen und Leser mit mir zufrieden sind und es wie geplant abhebt.

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