Recherchen führen mich oft an Orte und zu Themen, die ich nicht angesteuert hatte.

Wie zum Thema Polizeiarbeit in Irland bei den Nachforschungen für "Erin" oder häusliche Gewalt in "Jolene".

colorado river 400x500Ich habe mit dem Nachfolgeband "Savannah" - Teil III der Dawsons begonnen und mich u.a. in die Tiefen des Internets begeben, um mich über Jugendgefängnisse in Colorado schlau zu machen. Was glaubt ihr, worauf ich gestoßen bin?

1. Auf unglaubliche Statistiken: Ein Viertel aller inhaftierten Menschen (2,3 Mio.) auf der Welt sitzt allein in US-amerikanischen Gefängnissen unter oft menschenunwürdigen Umständen ein. Jeder Dritte, der rauskommt, wird rückfällig. Das Thema Resozialisierung steckt im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" und dem "Traum der großen Freiheit" mit strengen ethischen und moralischen (?) Grundsätzen noch in den Kinderschuhen.
2. Noch unglaublicher: der Fall des Raoul Wütherich. Ein 11-Jähriger hilft seiner 5-jährigen Schwester beim eiligen Pipimachen im Garten und die (sittenstrenge) Nachbarin ruft die Polizei. Raoul wird in Handschellen abgeführt, an andere Gefangene gekettet und nach seiner Verurteilung ungefähr ein halbes Jahr im Jugendgefängnis eingesperrt. Hierfür wurde seine fünfjährige! Schwester stundenlang verhört. Er kommt wegen eines Verfahrensfehlers frei!
3. Auch ein YouTube-Video über eine Nacht im Las-Vegas-County-Jail (Untersuchungsgefängnis) schockt mich zutiefst sowohl durch die Gewaltbereitschaft oder ängstliche Verunsicherung der Inhaftierten als auch die schonungslose, sicher teilweise notwendige Behandlung durch die Polizei.

Natürlich kann so ein Video zusammengeschnitten sein, ebenso wie Artikel in Zeitungen gepimpt oder auch unwahr sein können. Aber stimmt auch nur ein Quäntchen des Ganzen ist es schon viel zu viel zu viel!

Zusammengefasst bin ich grausam ernüchtert.
Wie traumatisiert muss meine Savannah sein, deren Jugend ich bereits als nicht besonders hübsch angekündigt hatte.
Nun gut, wir wissen, dass in meinen Büchern Raine Dawson der Chief of Police ist und dafür sorgt, dass diese unverhältnismäßig strenge Handhabung bei der Gefangennahme und Verurteilung von Jugendlichen nicht geschieht.
Aber den romantischen Aspekt rauszukitzeln wird mir nun ein bisschen schwerer fallen, fürchte ich, wie gewöhnlich.
Gott sei Dank gibt es neben Raine auch noch Jolene und Erin, die Savannah zur Seite stehen, und: Riff Dawson, der ein Auge auf das schwierige Mädchen mit dem harten Leben geworfen hat.
Savannah ist für ihn ungewohntes Terrain, sie ist weder ein Turteltäubchen, noch eine coole Rancherin oder eine sanfte Seele. Sie ist ein Kind der Straße, das mit harten Bandagen kämpft und sich am liebsten nur auf sich selbst verlässt. Auch wenn das deutliche Interesse des lässigen Bikers und Womanizers Riff sie mehr als verunsichert. 
Für die Inhalte meiner Quellen (s. unten) kann ich keine Verantwortung übernehmen, hoffe aber, durch vielfältige Nachforschungen die Sichtweise entsprechend realistisch und wahrheitsgemäß dargestellt zu haben.

Leseprobe aus »Erin« (Savannah und Riff):

Ich blieb im Schatten der Tür stehen und hielt Ausschau nach Riff. Da drüben stand er, genau entgegengesetzt zu mir, nahm mich aber nicht wahr, denn seine Augen hatten sich an der Reiterin festgesaugt. Die Vormittagssonne schien durch die Oberlichter direkt in sein attraktives Gesicht und ich nahm erschrocken die unverhüllte Sehnsucht wahr, die sich darauf zeigte. Mein gleichaltriger, ehemaliger Spielkamerad wirkte in diesem Moment unglaublich jung: Riff war wirklich schwer verliebt und zugleich verletzt.
Nun hielt Savannah das Pferd ruckartig an und Ebony schnaubte erbost. Geduld war nicht die starke Seite von Pferd und Reiterin, deswegen hatte Jolene entschieden, dass diese beiden viel voneinander lernen konnten und damit Recht behalten.
Das Mädchen starrte erbost zu dem jungen Mann hinüber.
»Was willst du denn jetzt schon wieder?«
Er trat aus dem Schatten in die Mitte der Reitbahn und ich spürte plötzlich jemanden neben mir. Als ich den Kopf wandte, erkannte ich Jo, die besorgt zu den beiden hinübersah.
»Ich kann es nicht glauben, er hört einfach nicht zu«, sagte sie leise und ein wenig sauer. Ihre Stirn über den warmen, grünbraunen Augen war tief gerunzelt und der großzügige Mund presste sich zornig zusammen. Ich hielt sie zurück, als sie einen Schritt nach vorne in den Sand der Halle machen wollte.
»Warte, gib ihm eine Chance«, bat ich sie und Jo sah mich erstaunt an. Zugegebenermaßen war ich bisher diejenige gewesen, die bei Riff auf Abstand zu Savannah plädiert hatte. Aber ich hatte die Seiten gewechselt, als ich eben diese tiefen Gefühle in seinem Gesicht gesehen hatte. Jo nickte zögernd und trat neben mich in den Schatten zurück.

Riffs sonst so warme, dunkle Stimme klang gepresst und unsicher, als er in bittendem Tonfall sagte: »Ich wollte mich entschuldigen, Savannah. Du glaubst, ich nehme alles zu locker, weil ich so daherrede. Aber das ist nicht immer so. Ich nehme Erins Situation sehr ernst und ich nehme vor allem dich sehr ernst. Du bist ein tolles Mädchen und ich bewundere deinen Kampfgeist ebenso wie dein Aussehen.«
Savannah schnaubte höhnisch auf, denn das Selbstbewusstsein, die Worte des attraktiven Mannes zu akzeptieren, besaß sie bei Weitem nicht.
»Ja klar, ich und gut aussehen. Spar dir dein Geschmeichel für eine Tussi, die dir das abkauft.«
Nein, sie war keine leicht zu knackende Nuss, unsere Rebellin. Riff tat mir leid und ich hörte, wie Jolene neben mir raunte: »Hut ab vor seiner Beharrlichkeit.«
Riff war bei Savannahs Worten zusammengezuckt, wagte es aber dennoch, einen weiteren Schritt näherzutreten. Die Stute begann zu tänzeln, offensichtlich spürte sie die steigende Nervosität der Reiterin.
»Ich will keine Tussi, Savannah, ich will dich, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
Konnte sich ein Mädchen mehr erträumen, als diese Worte von solch einem Mann zu hören? Savannah anscheinend schon.
»Man bekommt nicht immer, was man will. Glaub mir, die Erfahrung habe ich schon oft machen dürfen, und die schadet dir auch nicht.«
Aber Riff ließ nicht locker. Er nickte ernst und fuhr fort:
»Ja, mag sein. Aber du hast dir auch erkämpft, was du hier hast. Mit ein bisschen Hilfe von Jo, aber vor allem durch deinen Willen. Jetzt hilf mir ein bisschen, wenn du mich nicht wirklich hasst und auch nur ein klein wenig für mich übrig hast.«
Jetzt klang seine Stimme bittend und wir beiden Lauscherinnen sahen uns fassungslos an, als er in diesem beinahe flehenden Tonfall fortfuhr.
»Bitte geh mit mir essen. In ein Restaurant unter vielen Menschen. Wenn du willst, hole ich dich ab. Wenn dir das nicht angenehm ist, fährt dich sicher auch Jo und holt dich wieder, das weißt du. Ich möchte einfach ein bisschen Zeit mit dir verbringen und weiß nicht, wie ich es sonst erreichen soll, Hilf mir, Savannah, es würde mir viel bedeuten.«
Savannah war unter ihrer Sommerbräune blass geworden. Ebony stand reglos, während das Mädchen Riff ungläubig anstarrte.
»Du willst mit mir essen gehen, obwohl du da deine Finger bei dir behalten musst?«
Riff keuchte auf.
»Savannah, auch wenn ich gerne flirte, heißt das nicht, dass ich sofort meine Finger an einem Mädchen haben muss. Ja, ich wäre schon froh, dich zum Essen ausführen zu dürfen.«
Die beiden blickten sich schweigend an, schienen in die Seele des anderen blicken zu wollen, und das Knistern zwischen ihnen war bis zu uns zu spüren. Gespannt warteten wir ebenso wie Riff auf Savannahs Antwort.
»In Ordnung, wenn mich Jo wirklich fährt, dann ja.«
Ebony begann wieder zu tänzeln und wir konnten Riffs Worte soeben noch verstehen.
»Gut, dann bitte ich Jo darum. Um acht in der Taverna Italiana auf eine Pizza?«, fragte er nach und sie nickte, bevor sie das Pferd wieder konzentriert auf den ersten Hufschlag lenkte und zu traben begann. Riff verließ die Halle und ich stupste Jo an.
»Los, außen rum wieder zum Haus.«
Meine Freundin grinste durchtrieben und ich ahnte, dass sie Riff leiden lassen würde, bis sie zustimmte.

Ich wartete einen Augenblick ab, dann betrat ich ganz offen den Sandplatz, blieb aber am Rand stehen und wartete darauf, dass mich Savannah bemerkte.
Sie blickte kurz zu mir herüber, sprach aber kein Wort. Die Figuren, die sie mit dem Pferd durchführte, gelangen ihr gut. Bei der Bodenarbeit kämpfte sie immer noch ein bisschen mit Ebonys Tempo, um die Stangen ohne ein verräterisch klapperndes Berühren zu überqueren.
»Bald bist du bereit für dein erstes kleines Turnier, Savannah.«
Sie ließ die dunkle, zartgliedrige Stute in den Schritt fallen und blieb dann kurz vor mir stehen. Ich sah zu ihr auf und mir gefiel, wie sie wirkte. Fröhlich, mit von der Anstrengung geröteten Wangen, blitzen mich ihre grauen Augen aufgeregt an. Ihre Haare fielen etwas länger nun weich in das zarte Gesicht und ich fand nur wenig Ähnlichkeit mit dem bockigen Teenager.
»Glaubst du das wirklich, Erin? Ich weiß gar nicht, ob ich das will. Aber was ich so gerne erleben möchte, ist ein mehrtägiger Trail, wie ihr das mit den Gästen gelegentlich macht. Glaubst du, ich kann sie im Pulk halten, wenn alle galoppieren wollen?«
Ich lachte leise auf. Wie schön es war, dieses Mädchen, das noch vor wenigen Monaten ein verstocktes Großstadtgirl mit kriminellem Hintergrund gewesen war, so aufgeschlossen und fröhlich zu erleben. Tiere, besonders Pferde, können hier wirklich Wunder vollbringen. Natürlich hatten auch wir, besonders Jolene, viel zu dieser Veränderung beigetragen. Wir hatten Savannah vorurteilsfrei unterstützt und ermuntert, aber auch im richtigen Moment zurechtgewiesen.
Sie erlebte bei uns Erwachsenen hautnah, dass das Glück in unserem Leben nicht immer Gewehr bei Fuß steht, sondern oft genug schwer erarbeitet oder angelockt werden muss. Diese Lehre des tatsächlichen Lebens mit all seinen Hindernissen, der täglichen Arbeit, den Schicksalsschlägen und wie man all dies mit Familie und Freunden meistern kann, hatte diesem Mädchen die nötige Bodenhaftung beigebracht.
»Natürlich schaffst du das, Savannah. Wer mit Riff fertig wird, kann doch ein kleines Pferdchen bändigen«, spielte ich grinsend auf die Situation im Frühstücksraum an. Mir war klar, dass sie diese Worte möglicherweise belasten könnten, hoffte aber darauf, dass sie sich mir anvertrauen würde. Erstaunlicherweise kräuselte sich ein kleines Lächeln um ihren fein geschnittenen Mund.
»Du findest, ich werde mit ihm fertig?«
Ich schmunzelte und nickte. Sie sah mich ein wenig zögernd an, dann überwand sie sich und ich war stolz auf sie.
»Er will mit mir Pizza essen gehen.«
»Und?«
»Ich habe zugesagt, wenn mich Jo fährt. Glaubst du, das ist zu viel verlangt?«
Ich schüttelte den Kopf und erwiderte grinsend:
»Nö, wenn sie keine Zeit hat, dann fahre ich dich.«
Sie strahlte über das ganze Gesicht, dann fiel das Lächeln ein bisschen in sich zusammen.
»Was ziehe ich da an?«
»Etwas, in dem du dich wohlfühlst und du ganz du selbst bist.«
»Jeans mit Löchern und ein Fransen-T-Shirt mit Totenschädel?«, fragte sie gespielt ungläubig und ich musste wieder lachen.
»Ja, wenn du meinst. Dann ist Riff schon für die ersten drei Minuten mundtot.«
Etwas ernster schlug ich dann vor: »Jeans ist absolut ok. Vielleicht eine Bluse dazu?«
Sie nickte erleichtert.
»Ja, ich habe keine Lust, für ihn den Minirock rauszukramen.«
Ich verkniff mir den Hinweis, dass Riff dann vermutlich auf falsche Gedanken käme, denn das hatte sie offensichtlich selbst erkannt. Der Teenager, der genau dies noch vor kurzer Zeit getan hätte, um zu schocken oder zu polarisieren, hatte sich in eine junge Frau verwandelt, die begann, über die Folgen ihres Tuns nachzudenken.

Mal sehen, wohin mein Getippe Savannah bringt – genau weiß ich es nie, bei aller Planung. zwinkernd

Ich wünsche euch allen eine sonnige Woche,

Katie

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