man einander anschaut, sondern dass man in dieselbe Richtung blickt." (Antoine de Saint- Exupéry)
Ich habe lange gebraucht, diesen klugen Satz zu verstehen und ihm beizupflichten. Jahrzehntelang war ich der Überzeugung, dass ein Paar sich möglichst ähnlich sein muss, um eine lange glückliche Ehe führen zu können. Aber ich wurde eines Besseren belehrt.
Aber wir arbeiten uns in alles Neue ein, was uns Spaß macht, auch wenn es harte Arbeit bedeutet.
Obwohl wir beiden keinen handwerklichen Berufshintergrund haben, lernten wir, unser Haus eigenhändig mit betonierten Treppen, Terrassenüberdachungen und Mauern zu versehen, vom Innenausbau ganz zu schweigen.
Trotz unterschiedlicher Erziehungsansichten schafften wir es, unseren Kindern ihren Weg zu liebenswerten Erwachsenen zu weisen.
Wir erkannten, dass wir uns gegenseitig den nötigen Raum geben müssen, um glücklich und zufrieden zu sein. Ein entscheidener Punkt, denn vor einigen Jahren akzeptierte mein Mann nicht nur meine große Leidenschaft Lesen, sondern ermutigte mich darüber hinaus, meine Geschichten zu veröffentlichen.
Darüber hinaus bewegte er seine Selbstständigkeit von EDV und Fotografie (was auch für mich sehr von Vorteil ist) weiter in die Richtung, die meine Träume ergänzt. In diesem Charakterzug - sich gerne auf Neuland zu wagen - haben wir uns so aneinander angenähert, wie ich es niemals zu hoffen gewagt habe.
Wir erweitern unser Repertoire in punkto Neuland jedes Jahr voller Freude.
Dieses Jahr wagten wir uns an Lesungen und Filmen und auf handwerklicher Seite belegen wir unsere Terrasse mit wunderschönen Polygonalplatten, was unglaubliche Ruhe schafft - es hat große Nähe zum Puzzle legen - was ich im Winter gerne mache.
Und wir sind noch nicht lange nicht am Ende unseres Neuland-Eroberns und dem Verständnis für den anderen angelangt.
Deswegen verzagt nicht, wenn euer Partner nicht immer an eurer Seite klebt und versucht, sich für euch zu verbiegen. Dreht euch ein bisschen, so dass ihr Seite an Seite steht und guckt, ob ihr in die gleiche Richtung schaut!
Magnolia Dawson fehlt dieser Mann an der Seite noch. Sie hat einige harmlose Versuchsballons steigen lassen - alle sind geplatzt, ohne ihr Schmerzen zu verursachen. Denn die Powerfrau ist selbstsicher, fröhlich und dachte bisher nicht im Traum an eine einschränkende Bindung. Nicht dass die von ihr bisher gewählten Männer so viel Rückgrat gehabt hätten, sie einzuschränken.
Doch einen gab es, der sie nicht anhimmelte, sondern mit Haut und Haaren verschlang: Jake Tyler wird nicht nur von seinen eigenen Dämonen verfolgt, sondern auch von reellen Gefahren. Er hat Zeit und Lust für Spielchen, aber auf einmal wird es für die beiden, die Affären bisher als Unterhaltung sahen, ernst. Sie reagieren unerfahren wie Teenager - das kann nicht gutgehen.
Leseprobe Magnolia (ja, ich bin in der Schreibphase):
Die Tachonadel schoss in verbotene Höhen, der starke Motor des Wagens brüllte angriffslustig auf und das Quietschen der Reifen zerriss die Stille der Nacht.
Jake raste über die verlassenen Straßen, als wären Dämonen hinter ihm. Er war auf der Flucht und steuerte doch auf das nächste Desaster zu.
Verhängnisvolle Dunkelheit umgab ihn, als er auf der Interstate 149 Richtung Lafayette steuerte. Alexandria hatte er vor einer Stunde passiert, in weniger als einer halben Stunde wäre er zuhause angelangt.
Zuhause. Er hatte den verhassten Gedanken daran verdrängt. Hatte nicht wieder dorthin zurückwollen: zu den mitleidigen oder verständnislosen Blicken der weiblichen Verwandtschaft, den verächtlichen von Vater und Onkel. Zu den wohlmeinenden Ratschlägen wie »Frag mal Jaques Laville, ob er Arbeit für dich hat, Junge!« oder »Du stehst doch noch gut im Saft. Warum hast du aufgehört, für unser Land zu kämpfen?«
Nichts als Probleme lagen vor ihm. Und nur etwas mehr als Probleme ließ er hinter sich.
Als er von wenigen Monaten aus dem Irak zurückgekehrt war, hatte er es nicht lange in Lafayette ausgehalten. Eine knappe Woche später fühlte er sich von seiner Familie wie in den Wahnsinn getrieben. Von seinem Gesparten hatte er sich den SUV gekauft und nur eine halbe Stunde später seinen Seesack auf dessen Rückbank geworfen und die Flucht ergriffen.
Gelegenheitsarbeiten als Zimmerer, Waffenverkäufer und zuletzt Rancharbeiter auf der Nachbarranch der Double-J hatten ihn über Wasser gehalten und abgelenkt.
Die beste Ablenkung war jedoch Magnolia gewesen. Eine Frau voller Temperament und Fürsorge, aber mit einem unbeugsamen Rückgrat, das schließlich seine Geduld überfordert hatte.
Dunkles, wild gelocktes Haar, üppige Kurven an einem Körper, der Weichheit versprach und zuletzt unerwartete Härte bereit gehalten hatte.
Nola, wie sie von ihrer Familie, Freunden und der Einwohnerschaft von Boulder, Colorado, genannt wurde, hatte Mut, Herz und Verständnis für jeden, der in ihrem Café auftauchte und danach verlangte.
Außer für ihn. Er konnte sich nicht beschweren, denn er hatte mit ihr stattdessen die heißesten Nächte erlebt, die ihn viele schlimme Erinnerungen vergessen ließen.
Wenn sie ihn doch in der schwärzesten Zeit um Mitternacht heimgesucht hatten, hatte sie beruhigend auf ihn eingesprochen. Sie hatte ihn, den harten Ex-Marine-Elitesoldaten, in ihren weichen Armen gehalten und gestreichelt, bis das Zittern wieder nachließ, der Angstschweiß getrocknet war.
Sie hatte ihn verstanden, niemals bedrängt zu erzählen, denn dies hätte ihn erneut in die Gewaltspirale torpediert, aus der er mühsam und schwer verletzt gekrochen war.
Magnolia hatte sich angefühlt wie Zuhause.
Was hatte er falsch gemacht?
Er hatte sie doch nur geneckt. Mit bösen Worten hatte sie zerstört, was in ihm wie eine zarte Blume ihre Blätter entrollt hatte. Als müsste sie sich vor ihm schützen. Vor ihm, der das erste Mal in seinem Leben nach der Rückkehr aus dem Einsatz auf Verständnis gestoßen war und – ja, er gab es sich selbst gegenüber zu – Liebe empfunden hatte.
Zurückgestoßen und wieder einmal innerlich zerrissen kehrte er zu seiner Familie zurück – wohlwissend, dass sie ihn immer noch nicht verstehen würden. Doch es war an der Zeit, nach seinen Wurzeln zu graben, Jake Tyler neu zu entdecken, ein Leben aufzubauen. Das konnte er nur, indem er lernte, wer er tatsächlich gewesen war. Vor dem Krieg, vor dem Grauen, vor den Albträumen und schlaflosen Nächten.
Magnolia Scarlett Dawson stand am Fenster und starrte in die schlafenden Straßen Boulders. Das Tara’s hatte längst geschlossen, das Geschirr stand gespült und getrocknet in den Schränken. Die Tassen warteten auf der Theke auf die Frühstücksgäste und eigentlich läge sie selbst schon seit Stunden im Bett ihres Appartements.
Das jetzt leer war, seit Jake vor drei Tagen voller Wut davongebraust war. Warum hatte sie so extrem reagiert?
Sie kannte ihn doch, den arroganten Chauvinisten, der in Wirklichkeit ein Mensch war, der litt. Seine Neckereien hatte sie noch nie zuvor ernst genommen, was war diesmal anders gewesen?
Tief in ihrem Inneren ahnte sie es.
Jake Tyler wurde ihr gefährlich. Ihrem Herz, das sie bisher unter flirtendem Temperament und kurzen, unbedeutenden Affären verborgen gehalten hatte.
Nola seufzte und verließ den Ort, den sie mit Liebe und Fleiß aufgebaut hatte. Sie stieg in ihren roten Mini und fuhr für ihre Verhältnisse gemächlich zu dem Appartementhaus, in dem sie seit einem Jahr wohnte.
Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sommer mit viel Liebe
Katie
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