Nervenaufreibendes Autorenleben
Ich kann mit einiger Erfahrung aufwarten – nach über 20 Jahren des Schreibens und acht Jahren des Veröffentlichens von mittlerweile 21 Büchern. Vor vier Jahren haben mein Mann und ich uns für die Gründung eines eigenen Verlags entschieden, weil ...
... ich eine Selfpublisherin bin. Für viele aus der Buchbranche zu Beginn des Hypes ein Synonym für Dilettantismus. Auch wir haben unsere Fehler und Erfahrungen machen müssen, aber im Grunde läuft unsere Tätigkeit auf diesem Sektor seit Jahren unkompliziert, aber arbeitsreich dahin. Wie viele andere Schriftsteller musste ich schon des Öfteren eine schmerzhafte Ablehnung meiner Bücher aushalten, denn unbekannte Autoren von Fantasy- und Romantikthrillerromanen sind ein Risiko bei geringem Auslageplatz in vielen Buchhandlungen. Dennoch oder gerade deshalb bin ich stolz auf mein Tun. Denn dieses selbst Veröffentlichen ist eine Heidenarbeit, zu der man Mut, Fleiß und Durchhaltevermögen braucht. Das können KollegInnen, Agenturen und Verlagsprofis beurteilen. Mittlerweile sind unsere Bücher schon einige Jahre neben den E-Books ebenfalls als Taschenbücher im Buchhandel erhältlich – ein auch für uns risikoreicher Schritt, den wir uns lange überlegt hatten.
Das Schreiben ist mir natürlich der liebste Part an der ganzen Sache, er geht mir leicht von der Hand.
Für Lektorat und Korrektorat habe ich wunderbare Profis an meiner Seite. Obwohl ich selbst als Lektorin arbeite, weiß ich doch, dass auch ich blind für eigene Fehler bin.
Der Grafikprofi für meine Cover und zuständig für das Sichtbarmachen meiner Geschichten ist mein Mann, Fotograf und Webdesigner. Für die Werbung darf ich wieder ran. Also arbeitete ich mich in Social Media ein (hier ist noch viel Luft nach oben) und lernte, meine Website zu pflegen oder Flyer zu erstellen. Zurzeit versuche ich mich an Audio- und Videoerstellung. Das alles macht mir riesig Spaß, braucht aber Zeit, was natürlich auf Kosten des Schreibens geht.
Mein Mann und ich sind ein eingespieltes Team rund um die Bücher und E-Books, die seit 2012 unter meinen Pseudonymen Katie S. Farrell und Ainoah Jace laufen.
Dann trat die Krimi-Minnie auf den Plan und mit ihr ein Lokalkrimi. Die Anonymität verlassen? Na gut. Wir sind ja keine Anfänger mehr, ich trau mich.
Kurz gesagt: Es hat mich überrollt, obwohl ich so früh wie nie zuvor geplant hatte. Wir haben Luft gelassen, die uns zuletzt sehr knapp wurde – trotz aller Übung und professioneller Erfahrung.
Website, Flyer, Presseankündigungen, Klappentext waren vorbereitet, Kontakte zu Radio, Regionalfernsehen und OVB aufgenommen. Mein Veröffentlichungswunsch: 1. Dezember! Dass es vermutlich eine Woche später würde, war mir eigentlich klar – kein Grund zur Beunruhigung!
Doch dann hakte es von einem Tag auf den anderen überall, und bei jedem Häkchen blieb Zeit auf der Strecke.
- Meinem Mann wuchs die Arbeit über den Kopf, das Cover musste warten: erste Woche weg.
- Der von der Druckerei angeforderte Proof (Probedruck) hatte es sich eine Woche in der Nürnberger UPS-Dependance bequem gemacht: zweite Woche weg.
- Unser Partner für den Großvertrieb brauchte eine Woche länger als gewöhnlich, um das Buch zu listen.
- Das mit einem plötzlich unerreichbaren Support ausgestattete Amazon ließ unser E-Book (bis drei Stunden vor der Veröffentlichung!) in der Warteschleife hängen und verweigerte uns den Zugriff.
Die Veröffentlichung war auf den 19. Dezember verschoben, als der wunderbare Zeitungsartikel, über den ich mich nach wie vor sehr freue, etwas früher als erhofft, bereits am 10. Dezember veröffentlicht wurde.
Und um mich herum brach die Hölle los: Alle wollten die Krimi-Minnie. Und die war noch nicht gedruckt, weil wir den Proof sehen wollten.
Dieser Tag, an dem es meine Krimi-Minnie tatsächlich als Aufmacher-Artikel auf die Wasserburger Zeitung geschafft hat, traf mit einem Online-Sprecherkurs zusammen, bei dem meine Konzentration gefragt war. Ein schwieriges Unterfangen an diesem Tag.
Bei jeder Pause sauste ich ins Büro meines Mannes, um ihn jedes Mal etwas blasser mit einer neuen Hiobsbotschaft vorzufinden. Die ersten beiden Male hatte er noch ein aufmunterndes »Keine Sorge, das kriegen wir hin« für mich parat.
Erster Schock: Unser bisher super verlässlicher Vertriebspartner hatte versehentlich die uns zugesicherte ISBN-Nummer anderweitig vergeben, ohne uns sofort zu informieren. Genau am Abend zuvor hatten wir endlich den Druck von 1000 Büchern freigegeben und die Buchhandlungen über das Buch – natürlich mit dieser ISBN – informiert.
Mein Mann stoppte den Druck, schickte neue Daten an die Druckerei, änderte Flyer und Website, während ich die Buchhandlungen vertröstete und mich dann wieder 90 Minuten mit der richtigen Aussprache von fertig (mit ch) und Ch-Begiffen wie Ch(k)am, Ch(ch)ina und Ch(tsch)ile beschäftigte.
Zweiter Schock: Amazon mahnte unser E-Book an, ohne uns die Möglichkeit zu geben, es freizuschalten. Mit der finsteren Drohung, es zu sperren. Auf jede verzweifelte Mail von uns erhielten wir Standard-Blabla mit einer weiteren Mahnung.
Dritter Schock: Unser Vertrieb teilte uns im gemütlichem Sprechtempo mit, dass noch ein paar Tage ins Land gehen würden, bis man die Buchhandlungen über den Liefertermin informieren könne. In der nächsten Pause rutschte ich auf telefonischen Knien herum, um der Sachbearbeiterin zu vermitteln, was gerade an PR für das Buch am Laufen war, die ja nicht umsonst sein sollte. Und ich wollte auf keinen Fall Buchhandlungen und Bestellern verärgern.
Im Sprecherkurs ging es nun um 5 (fünf, nicht fümf) und Politiiiiiiik sowie und(t). Nebenbei begann ich zu beten, dass ich nicht bei meinem ersten Auftritt unter meinem richtigen Namen – in meiner Heimat – viele Menschen enttäusche, die sich auf die Minnie unter dem Christbaum gefreut hatten. Das war für mich der schlimmste Aspekt, der mir tagelang den Schlaf raubte und grimmigste Bauchschmerzen bescherte. Denn solche Art Stress stecke ich schlecht weg.
Vierter Schock: Die Druckerei zweifelte, dass sie den Liefertermin 19. Dezember halten könne.
Nervlich am Ende planten wir um und erflehten eine Vorab-Express-Lieferung für die Wasserburger Buchhandlungen. Die Druckerei kam uns freundlicherweise entgegen.
Nun brachte nicht einmal mehr mein optimistischer, gleichmütiger Mann das übliche »beruhig dich, Moni« über die Lippen.
Und ich begann an meinem Entschluss zu zweifeln, unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen: Was habe ich mir nur dabei gedacht? Warum bin ich nicht einfach beim Schreiben, ohne damit Geld zu verdienen, geblieben? Und das unter Pseudonym!
Am 18. Dezember wendete sich endlich das Blatt: Die Expresslieferung traf ein, wir lieferten erleichtert in Wasserburg aus.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Buchhandlung Fabula für das selbst organisierte Ankündigungsplakat (Bild oben links). Das war der erste Moment für mich, an dem ich realisierte: Es hat geklappt, und die Wasserburger warten wirklich auf meine Minnie. Ich war unglaublich gerührt.
Und als am nächsten Tag – pünktlichst – die Restlieferung eintraf, war zumindest die Krimi-Minnie-Welt wieder in Ordnung.
Nach diesem kurzen Einblick in das eher nervenaufreibende als langweilige Autorenleben hoffe ich, dass alle, die »Mords-Trara« als Weihnachtsgeschenk bestellt hatten, es auch bekommen haben.
Ich freue mich darauf, zu hören, wie euch die Geschichte gefallen hat. Und im Lauf des nächsten Jahres (nein, ich mache keine weiteren verhängnisvollen Aussagen) wird wohl Teil 2 erscheinen, an dem ich bereits voller Freude entspannt schreibe.
Eine gute Zeit, bleibt‘s gsund
eure Moni