Ich puzzle gerne: Im Winter entspanne ich mich mit Bildern.
Je nachdem, wie sie mich ansprechen und mir mein Fotograf Platz dafür gewährt, zieren sie dann die Wände.
Fantasymotive wie Drachen oder auch die Luftschiffe, die mich zu den Beretar-Bänden motiviert haben, wie das grandiose Werk von Ciro Marchetti. Dazwischen ein Paris am Abend, das mich an schöne Orte erinnert, an denen ich war. Hier bin ich so geduldig, wie mich kaum jemand kennt. Sonst der RazziFazzi-Typ, der am besten alles verwirklich sehen möchte, während er noch plant, schaffe ich es, beim Puzzeln stundenlang nach dem richtigen Teil zu suchen. Ein einziges Mal habe ich aufgegeben: beim Taj Mahal unter blauem Himmel. Achtung: 70 Prozent blaue und farbchangierende Teilchen, die zudem an beinahe jede Stelle passten. Unglaublich, welche Frustration schlechte Qualität auslösen kann!
Im Sommer durfte ich mich dann an "Outdoor-Puzzeln" austoben. Ich klebte Steinplatten auf, um die Mauern rund um unsere Terrasse zu verschönern. Für Knie und Rücken etwas belastender als die Winterarbeit, machte es mir trotzdem ausgesprochen Spaß, zu erleben, wie sich tristes Grau in warme Geborgenheit verwandelt. Und das Bild ist so gänzlich anders, je nachdem ob man viele kleine Teile anstatt einer großen Platte wählt.
Das Leben setzt sich ebenso aus vielen Einzelteilen zusammen: Großräumig betrachtet in privat und beruflich. Sieht man aber genauer hin, stellt man fest, dass die beiden Hauptanteile aus unzähligen Segmenten bestehen.
Dazu gehören Familie, Ehe, Kinder, Eltern, Gesundheit, Launen und Erschwernisse aller Art ebenso wie der Beruf aus geliebten und ungeliebten Arbeitsteilen, netten oder schwierigen Kollegen, angenehmen Gästen oder Nervräubern (Nervtöter ist zu hart) besteht.
Dann kommen noch die überall auftretenden guten oder schlechten Tage hinzu. Bei wetterfühligen Menschen genügt hier schon ein Dauertief oder eine Hitzewelle, bei anderen reicht ein falsches Wort, um den Tag zu vermiesen.
Ich muss zugeben, früher hatten meine Nerven einen Gummiüberzug, sie lagen selten blank. Das hat sich geändert: Es gibt Tage, da bin ich die sprichwörtliche Mimose, der Kleinigkeiten einen schmerzhaften Schlag versetzen können, an anderen ist meine gute Laune auch durch ein gewaltiges Arbeitspensum nicht zu zerstören.
Der Juli ist einer meiner arbeitsreichsten Monate. In Kombination mit einer Hitzewelle bin ich hier wieder dünnhäutig unterwegs.
Nebenbei sind dieses Jahr Messevorbereitungen für die BuchBerlin und die Werbemaßnahmen für die Weihnachtsanthologie der Rosenheimer Autoren zu leisten. Näheres dazu auf der Website www.die-rosenheimer-Autoren.de.
Und allmählich kommt der Zeitpunkt, da mag ich möglichst wenig Menschen sehen, lieber Natur pur.
Das Mosaik des Lebens lässt bei mir niemals Langeweile aufkommen und dafür bin ich meistens dankbar. Außer im Juli!
Ich wünsche euch einen erholsamen Sommer mit gerade so viel Langeweile, dass ihr euch gut erholen könnt. Ich für meinen Teil versuche mich im August zunächst an Langeweile zu gewöhnen, um das Tempo herunterzufahren. Das geht wunderbar, wenn man in einem VW-Bus unterwegs ist, der ungern schneller als 100 km/h fährt. Einen Reiseblog werde ich sicher schreiben – im Nachhinein, der Laptop bleibt daheim!
Doch was niemand verhindern kann, sobald ich mich an die Langeweile gewöhnt habe: Die Vorarbeiten meines Alter Egos Katie S. Farrell zu »Lana«, Teil 5 der Dawsons starten nebenbei mit Stift und Zettel.
Und ganz ehrlich: Dieses Mosaikteilchen löst schon wieder ein freudiges Kribbeln in mir aus.
Eure Ainoah
Leseprobe aus Teil 2 der Sternenflut-Trilogie, Erscheinungstermin September 2018:
Während der Elf, der Kämpfer und der Sternenwächter in Richtung Meer spazierten, wanderte Cassian um das Bayou herum. Er setzte sich auf einen Baumstumpf, von wo aus er das Hausboot und die Umgebung im Blick hatte.
Nachdenklich registrierte er das dunkle Moorwasser, die sich im Windhauch neigenden, silbern schimmernden Binsengräser und die zartrosa Seerosen auf dem Wasser. Dieser war hier halb süß und durch die Zufuhr vom Meer halb salzig.
So viel Frieden am Tag. Und in der Nacht? Was geschah hier? Er schloss die Augen und lauschte der Natur. Als er das Zwitschern und Summen in der Luft und die Stimmen von der anderen Bayou-Seite aus seinen Gedanken ausschloss, vernahm er manche Geräusche deutlicher. Unheimliche Laute!
Ein dunkles Raunen, ein missgelauntes Brummen, ein drohendes Knurren, das nicht zum Luchs gehörte. Wasser, das schwappte, aber nicht im vor ihm liegenden Bayou. Ein seltsames Lachen, verführerisch und lockend.
Er erhob sich und wartete einige Minuten. Dann wandte er sich um und kletterte über einen moosbewachsenen Baum, der hier vermutlich seit Jahrzehnten vermoderte.
An ihm entlang rankten sich weiße, fünfblättrige Blüten um knorrige Äste. Auf der obersten Rundung des Stammes wuchsen wie eine Reihe kleiner Soldaten rote Kelche, die sich in Richtung Licht streckten.
Die Sonne leuchtete durch die hohen Tannen nur mühevoll hindurch. Je weiter Cassian in den Wald hineinschritt, desto düsterer wurde es um ihn herum.
Das Raunen nahm zu, dann erklang wieder das helle Lachen, diesmal lauter. Eine Wasserschlange kreuzte den morastigen Weg, und Cassian wurde misstrauisch.
Ein Krächzen aus den Ästen direkt über seinem Kopf ließ ihn zusammenschrecken. Ein Rabe, kohlrabenschwarz mit glitzernden Augen, beobachtete ihn.
Der Rabe war ein Sternbild, das in vielen Mythen mit der Wasserschlange verbunden war. Cassian wurde unwohl, aber er weigerte sich umzukehren. Das wiederholte Krächzen hinter sich ignorierte er. Im Wald wurde es zunehmend dunkler, denn jetzt begann auch die Sonne allmählich ihren Abstieg.
Plötzlich erklang das Plätschern wenige Meter vor ihm. Vorsichtig spähte er durch die Blätter und erstarrte.
Eine Nixe rekelte sich dort an der Seite eines Wassermanns, dem ihr glockenhelles Lachen galt. Einen Augenblick gab Cassian sich der Hoffnung hin, dass es Mirja wäre.
Das tiefe Brummen ließ den Zauberer und die beiden zusammenfahren, die neben einem dieser Nixenlöcher saßen, die Cassian zu fürchten gelernt hatte.
»Warum ist er so früh unterwegs?«, fragte sie leise ihren Gefährten. Dieser nickte mit dem Kopf in Cassians Richtung.
»Weil er unseren Besucher wittert. Kommt heraus, Zauberer.«
Cassian zögerte nur eine winzige Sekunde, dann schob er die Blätter zur Seite und blieb sogleich wieder stehen. Die Nixe starrte ihn neugierig an, der Wassermann dagegen wirkte gelangweilt, aber immerhin nicht aggressiv. Woher wussten sie, wer er war?
»Was wollt Ihr hier, Zauberer?«
Cassian schluckte und betrachtete beiläufig, wie die muskulösen Schwanzflossen der beiden in dem Nixenloch hin- und her pendelten. Ein Schlag könnte ihn töten, das wusste er nur zu gut. Und er sollte nicht hier sein!
Andererseits hatte er ihnen nichts getan. Cassian hoffte, dass dies ein ausreichender Grund für ein friedliches Gespräch war.
»Entschuldigt mein Eindringen. Ich versuche, eine Erklärung für das Verschwinden der Fische zu finden.«
Die Nixe lachte. Sie besaß ähnlich goldenes Haar wie Mirja, aber nicht das mutwillige Glitzern in den Augen.
»Sie sind nicht verschwunden, Zauberer. Sie haben sich ein wenig versteckt, weil zu vieles im Wasser unterwegs ist, was dort nicht sein sollte.«
»Was ist im Wasser? Bitte sagt es mir?«
Sie wandte sich ihrem Begleiter zu.
»Ist das der Zauberer der Flussnixe?«
Nun lachte der Mann. Es klang höhnisch, und Cassian wurde kalt.
»Vermutlich, nachdem er offensichtlich nicht das erste Mal welche von uns sieht. Kennst du eine Flussnixe, Zauberer?«
Konnte seine Antwort schlimme Folgen für Mirja haben? Er entschied sich zu einer vorsichtigen Auskunft, da die beiden hier jede Lüge schnell herausfinden würden.
»Ja, ich bin sonst auf den Flüssen unterwegs. Warum fragt Ihr?«
»Wir hörten, dass eine Nixe in den Flusslanden von einem Zauberer in Schwierigkeiten gebracht wurde.«
Cassian starrte ihn entsetzt an. »Was ist mit ihr geschehen?«
Die Wasserwesen kicherten, und Cassian kämpfte um seine Beherrschung.
Die Nixe musterte ihn erneut, dann sagte sie mit weicher Stimme: »Wie süß, er ist verliebt. Zauberer, weißt du denn nicht, dass Nixen nicht für romantische Gefühle gemacht sind?«
Cassian schluckte schwer.
»Ja, mag sein. Aber ich umso mehr. Was ist mit ihr geschehen?«
Der Wassermann brachte seine Begleiterin mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen.
»Lass dich nicht ärgern, Zauberer. Nixen neigen dazu, andere mit Spott in den Wahnsinn zu treiben. Es geht ihr gut, denn sie ist in ihrer Welt, du dagegen solltest nicht hier sein. »
Cassian wusste nicht, ob er dem Wassermann glauben konnte. Dennoch empfand er ein Stück Erleichterung über dessen Aussage zu Mirjas Befinden.
»Was vertreibt die Fische? Bitte sagt es mir! Es ist wichtig für uns alle.«
Dunkelgrüne Augen durchbohrten ihn. Dann bekam er die gelangweilte Antwort: »Götter, die im Wasser nichts zu suchen haben, bringen Unfrieden. Ansonsten ist nichts für uns wichtig, was für dich wichtig sein kann, Zauberer. Uns gibt es schon weit länger als die Menschen und wird es immer geben.«
Cassian sah ihn fest an und wagte eine Vermutung.
»In der Vergangenheit mag das gestimmt haben. Aber es sind Dinge ins Rollen gekommen, die den Lauf der Welt und das Schicksal der Erde verändern werden. Wenn Thanatos, der Gott des Todes, ins Wasser geht, um Schaden anzurichten, dann wird er auch nicht vor Eurem Volk haltmachen.«
Ihr kennt Teil I der Sternenflut-Trilogie noch nicht?
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Weitere Leseproben zu meinen Büchern findet ihr in den vorigen Blogeinträgen und auf meiner Facebookseite Ainoah Jace, Autorin.
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