Meine erste Lesung:

Ich habe lange abgewogen, ob ich diesen Sprung aus der "anonymen" in die "persönliche" Öffentlichkeit wagen möchte. Am 18. Januar 2017 war es dann soweit.

Lesung Ostermünchen
Luzi v. Gisteren, Katie S. Farrell, Kerstin Groeper (v. l.)

Ich bin selten ein zauderhafter Mensch, aber diesmal galt es einen gewaltigen Schritt zu machen. Als sehr scheues Wesen konnte ich mich in der Schule bis zur 11. Klasse um jedes Referat drücken, bis es mich mit Kleists »Zerbrochenem Krug« schließlich doch erwischte. Danach gehörten Vorträge vor Menschenmengen immer noch nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, bloß in Prüfungssituationen wie Abitur und Abschlussprüfung meiner Ausbildung redete ich wie ein Wasserfall. Auf der Bühne bei Katalogvorstellungen der LTU Touristik war ich stets froh, wieder auf den Saalboden zurückkehren zu dürfen – daran hat sich auch in meinem jetzigen Job nichts geändert.

Doch nach inzwischen vier Jahren als Selfpublisher – mittlerweile mit Verlag – wurde ich neugierig. Ich besuchte einige Lesungen in der Region und wurde schließlich durch die Initiative von Renate Stautner, einer Mitautorin der »Rosenheimer Autoren«, zu einer Lesung ins Tierheim Ostermünchen eingeladen. Ich fühlte mich während der »Späh-Lesung« bei meiner Autorenkollegin Andrea Kraft sehr wohl in dem wohnzimmerähnlichen Raum, dessen Wände voll mit Bücherregalen sind. Die dort gespendeten Bücher werden zugunsten des Tierheims verkauft. Ebenso lesen die Autoren hier aus karitativen Zwecken und geben einen Anteil ihrer Einnahmen aus den Bücherverkäufen an das Tierheim ab. Die Zuhörer sitzen auf antiken (ebenfalls gespendeten) Stühlen und Sofas und werden von den hilfsbereiten Organisatorinnen sowohl beim Marketing als auch bei der Abwicklung großartig unterstützt. Das alles gefiel mir, neben der Möglichkeit, das Tierheim und die fleißigen Ehrenamtlichen zu unterstützen, so gut, dass ich zusagte.

Alea iacta est, wie es schon bei Cäsar (und in Asterix und Obelix) heißt: Die Würfel sind gefallen, ich hatte mich festgelegt und konnte nicht mehr aus.

Es folgten Wochen der Vorbereitung, die ich mir deutlich weniger aufwendig vorgestellt hatte. Reichlich naiv dachte ich: Lies einfach von Anfang an etwa eine gute halbe Stunde – passt! Nein, ich merkte schon beim ersten Versuch, dass das Unsinn war. Zu viele Personen in der Handlung für die Zuhörer, die nicht wissen, wer im Verlauf des Buches wichtig bleibt. Zu ausführlich auf der einen, so einseitig auf der anderen Seite. Ich schreibe Romantikthriller und wollte sowohl den Liebesroman mit einer treffenden Szene ans Herz legen, als auch Spannung beim Zuhörer auslösen. Und zuhören ist doch nochmal etwas ganz anderes als selbst lesen!

Drei verschiedene Varianten hatte ich durchprobiert. Nach stundenlangem Suchen halfen zwei Testlesungen zuhause vor ehrlicher, aber wohlwollender Zuhörerschaft weiter. Dann ging es an die Einleitung: Freies Sprechen vor einer Gruppe Menschen, die mich höchstwahrscheinlich nicht kennen.

Was ist mir wichtig?

Den Liebesroman per se dem Publikum näher bringen. Die meisten Lesungen werden von Krimiautoren, Vielreisenden, Verfassern von Biografien oder Kabarettisten abgehalten. Ich vermute, dass es daran liegt, dass wir Liebesromanautoren immer noch ein wenig Scham in uns tragen, weil wir so gerne in die Schublade Trivialliteratur gesteckt werden.
Als Trivialliteratur wird das Gedruckte bezeichnet, das leicht verständlich (und damit auch entspannend) ist. Diese Sparte behandelt Themen wie Liebe, Tod, Krieg, Ehre und bietet dem Leser Unterhaltung, indem sie seinen Erwartungen nachkommt, diese aber nicht durchbricht.
Diese Art Literatur gibt es seit Jahrtausenden: Der griechische Gottvater Zeus unterhielt die Götter- und Menschenwelt mit seinen Abenteuern. Der französische Sonnenkönig ließ seine Mätressen durch Stücke von Molière amüsieren, die Minnesänger brachten im Mittelalter ihre Darbietungen in Burgen und Städten, und Shakespeares Helden starben nicht als Erste für die Liebe. Was also kann so schlecht an Inhalten sein, die Emotionen in verschiedenen Varianten darbieten und seit Ewigkeiten einen der größten Leserkreise glücklich machen. (Siehe die Zahlen der veröffentlichten Büchern in den Genres bei Amazon)

Meine Nachforschungen formten langsam das Bild, das ich gerne von mir und meinen Büchern übermitteln wollte. Mich kurz vorstellen, meinen geliebten Zweitjob erklären, die beiden ausgewählten Bücher zusammenfassen, so dass sie zu den Leseszenen passen und eine Lanze für das brechen, was ich selbst gerne lese und daher auch schreibe.

Ich hielt meinen Fachmann zuhause auf Trab: Bücher mussten gedruckt, Flyerständer bestückt und eine Kurzfassung zu mir und eine zu den Büchern als Aufsteller realisiert werden. Dann kam mir die Idee (ja, das muss eine Lesung sicher nicht bieten), Bilder auf einem Leuchtdisplay zu zeigen, untermalt mit themennaher Begleitmusik. Vor »Jolene« (Handlungsort Colorado) und in einer kleinen Pause vor »Erin« (Haupthandlungsort Irland) sollte dies geschehen. Bilder mussten gesichtet und aufbereitet, Musik gefunden werden. Hier hatte ich Glück und wurde mit passendem Fotomaterial in Familie und Bekanntenkreis versorgt.

Zwei Musikstudenten komponierten extra für diesen Anlass  wunderschöne Hintergrundmelodien – einmal Lagerfeuer-Mundharmonika-mäßig, dann fröhlich-irisch. Aaron und Benni, ihr habt das grandios hinbekommen, sorry für die Kurzfristigkeit.

Dann kam »der« Abend!

Ich hatte mir freigenommen, um ausschlafen zu können, außerdem gab es immer noch einiges zu tun und alles musste eingepackt werden. Eine Stunde vor Abfahrt war ich fertig und ein Nervenbündel. Whatsapp-Nachrichten als Antwort aufs Daumendrücken von Freunden und Kollegen tippen? Schwierig mit zitternden Fingern.
Mein Mann und ich waren superpünktlich und im Gespräch mit den Organisatorinnen Sylvia und Josefa entspannte ich mich mehr und mehr. Befreundete Autoren, eine Kollegin, mein Lektor und einige Menschen, die das Tierheim eingeladen hatte, trudelten ein. Übrigens beinahe 50 % Männerquote! Und sie alle schworen, dass die Frauen sie nicht gezwungen hätten. Die Bilder wurden betrachtet, die Musik lief im Hintergrund, wie ich es mir vorgestellt hatte, und ich begann. Natürlich startete ich bei der Einleitung etwas schnell sprechend, fand jedoch bald meinen Rhythmus und während des ersten Lesestücks verflüchtigte sich dann endlich meine Nervosität.

Nach etwa 90 Minuten folgten bei Knabberzeug, Sekt und Bier (für die Herren) viele Gespräche mit einzelnen Zuhörern, was ich in diesem gemütlichen Rahmen unglaublich nett fand.

Resüme meiner freundlichen, lobenden Zuhörer: Ein sehr unterhaltsamer Abend mit Spannung, ich hätte ruhig noch länger lesen können. Es wurden Bücher gekauft, also war dies wohl nicht nur eine Floskel.
Mein Resüme: Das will ich ganz bestimmt wieder machen.

Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an

  • Vanessa, Eike und Jakob für die Bilder,
  • Aaron und Benjamin Dickerhoff für die Musik,
  • Renate Stautner für die Idee und die Moderation,
  • Sylvia und Josefa für die Organisation und ihre ehrenamtliche Tätigkeit zugunsten der Tiere
  • und ganz besonders an meinem Mann, den Allrounder hinter den Kulissen
  • sowie an alle, die mich unterstützt, gestärkt, gelobt und mir zugehört haben.

 

Aber jetzt wird erst einmal Band II Savannah vollendet und an Lektor und Korrektorin übergeben.

Leseprobe aus »Savannah« (Erscheinungstermin Frühsommer 2017):

Erin an seiner Seite, kam mein Freund die Stallgasse entlang auf uns zu und sein misstrauischer Blick heftete sich auf Riff. Seine Stimme klang jedoch gewohnt freundlich.
»Riff, hey, schön dich zu sehen, Kumpel. Glückwunsch zu deiner Freilassung. Das wurde Zeit!«
Er stellte sich neben mich und nahm besitzergreifend meine Hand. Dies ließ seine herzlichen Worte unehrlich wirken und Riffs Lippen verzogen sich dementsprechend zu einem ironischen Grinsen.
»Ja, danke, Eden. Finde ich auch. Deine Freundin hat Reitentzug, wusstest du das?«
Eden sah mich fragend an. »Du kannst jederzeit im Cherry Creek Park reiten, Liebling.«
»Ja, habe ich auch schon überlegt, aber es ist ein Park. Und hier ist wilde Natur. Mal sehen. Würde es dich stören, wenn ich morgen ausreite?«
Man sah Eden an, dass er nicht begeistert war, aber Erin rettete mich.
»Natürlich reiten wir morgen eine Runde. Wir können für Eden eine Kutsche anspannen, falls er uns begleiten möchte. Nimmst du Josh und mich mit, Savannah?«
Ich lachte glücklich auf. »Ich nehme euch alle mit, wenn ich wieder auf ein Pferd darf.«
Riff zwinkerte mir zu.
»Du darfst nicht nur auf irgendein Pferd, ich leihe dir Ebony.«
Ich strahlte ihn an. »Super, danke. Was ist dann mit dir?«
»Mal sehen, ob ich überhaupt Zeit habe. Ich finde schon einen Gaul, der frei ist.«
Typisch Riff. Er wusste genau, wie schnell ein Pferdeliebhaber bei dieser Bezeichnung explodiert. Aber Erin und ich ließen uns nicht ködern.
»Ich richte Jo aus, dass sie dir einen Gaul für den Notfall reserviert«, war Erins geschmunzelte Erwiderung und Riff duckte sich gespielt ängstlich.
»Nein, tu das nicht! Ich sag nie wieder Gaul.«
Wir lachten alle und verließen plaudernd den Stall. Meine Hand blieb fest in Edens.

Es wurde ein netter Abend. Rosie und Matt Dawson waren dabei, wobei mich Riffs Mutter gekonnt ignorierte. Seltsamerweise tat es mir weh. Was war mit mir geschehen? Es war mir bisher doch vollkommen egal gewesen, ob mein Benehmen ihren Beifall fand.

Nola nahm mich eine Weile in Beschlag und berichtete das Neueste aus dem Leben der Cafébesucher, die ich kannte. Wir hatten uns dazu ins Büro verkrümelt.
Nach einem Blick auf den lächelnden Eden, der unbekümmert mit in der Runde saß, meinte sie: »Er fügt sich ganz gut ein. Ist er immer so anpassungsfähig?«
Ich grinste: »Ja, er kommt mit den meisten Menschen zurecht.«
»Ist das nicht langweilig auf Dauer?«, neckte sie mich und ich kicherte.
»Es kann nicht jeder einen Jake Tyler kennen.«
Der war inzwischen auf der Double-J eingezogen. Als Mieter, der seinen Zimmerpreis durch Mithilfe drücken durfte. Dass er an Nola interessiert war, konnte niemand übersehen. Sie hob ergeben beide Hände.
»Ein bisschen langweiliger als Jake zu sein, ist absolut okay. Der Mann ist wie eine Zeitbombe. Man weiß nie, was ihm im nächsten Augenblick einfällt.«
»Wieso?«
»Komme ich vorbei, weil ich denke, ich könnte ja mal schauen, was er so macht, ist er beim Baumfällen irgendwo in den Bergen. Will ich abends mit einer Freundin einen Mädelsabend machen, tauchte er unangekündigt auf, setzt sich dazu, trinkt Sekt und schaut eine Schnulze mit an. Dabei ignoriert er es völlig, dass ich ihn gar nicht dabei haben will. Und meine Freundin denkt natürlich nicht im Traum daran, ihn von der Couch zu stoßen, weil sie ihre Augen nicht von seiner Brustmuskulatur lösen kann.«
Ich fiel vor Lachen beinahe vom Stuhl, als ich mir das Bild vorstellte.
»Er hält dich also in Atem? Gut!«
Nola war nicht der Typ, der mir meine neckende Bemerkung ungestraft durchgehen ließ.
»Hält dich Eden auch in Atem oder geht ihm schnell die Puste aus?«
»Nola!«
»Was denn? Ich will wissen, ob du nur ein Rundum-sorglos-Paket gebucht hast, oder ein Trip in den Abenteuerpark dabei ist. Das ist wichtig, Savannah.«
»Wir sind beide glücklich.«
»Na dann.«
Sie drückte mir einen Schmatz auf die Wange und zog mich aus dem Sessel. Wir gesellten uns wieder zu den anderen und als wir durch die Tür auf den großen Tisch in der Liv zutraten, sahen uns drei Männer entgegen: Jake, Eden und Riff.

Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Woche

Katie


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