Hommage an einen wichtigen Freund und meine "Muse"

Freizeit ist bei mir immer knapp bemessen, aber neben Familie und Freunden gehörte ein großer Teil davon Vincent, genannt Vinnie.

Vinnie im GartenVincent war ein 29jähriger Traberhengst, den ich nach fast zwei Jahren Reitbeteiligung zusammen mit einem Shetlandpony, der süßen Gypsi, aus persönlichen Gründen von der Vorbesitzerin geschenkt bekam.
Und so wie Gypsi eine liebenswerte Ausbrecherkönigin war, denn das Gras ist auf der anderen Seite des Zaunes immer besser, schien für den lebhaften Vinnie nur eins wichtig: rennen und nur nicht stehenbleiben.

Zusammen mit zwei Freundinnen hatten ich und auch unsere Kinder viele Jahre Freude an den beiden und sie ganz sicher auch mit uns, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass zwei Pferde mehr betüdelt werden, wie diese beiden es wurden (3 Familien = 3 Frauen und 7 Kinder!). Dann kam der erste Schlag: Wir konnten die nach langen Jahren vorheriger unsachgemäßer Behandlung immer wieder aufgeflammte Huferkrankung bei Gypsi (Shetlandponies sollten auch als Beistellpferdchen nicht viel fettes Gras erwischen) nicht mehr abwenden und Vinnie war allein.

Meine Freundin und ich (nun nur noch zu zweit) suchten und fanden einen passenden Platz mit netter Gesellschaft für unseren temperamentvollen, älteren Herrn, an dem er bis zu diesem Montag glücklich und zufrieden lebte, auch wenn die Kaufähigkeit schlechter wurde und es ab und zu mal irgendwo zwickte und zwackte. Da er mit Seniorenfutter und etwas Gras noch glücklich und aufgeweckt blieb, war es für uns selbstverständlich, ihm ein schönes Rentendasein zu schenken, auch wenn Ritte nun zu belastend für ihn waren.
Er dankte es uns mit freudigem Herantraben, wenn unser Wagen erschien, liebevollen Stupsern und ganz viel Charakter!
Und mir persönlich auch mit den wenigen Momenten Ruhe am Tag, in denen ich ihn grasen ließ oder putzte, während sich in meinen Gedanken die nächsten Buchszenen formten.
Aber an diesem Montag war es dann ziemlich plötzlich mit diesem schönen Leben zu Ende: Ein zu wilder Auftritt seinerseits - ja, auch ein Pferdemann gibt nicht gerne Schwächen zu, wenn ihm von nebenan die hübschen Stuten zuzwinkern - und die von einem früheren erfolgreichen, aber auch belastenden Rennbahn-Dasein strapazierten Sehnen und Muskeln ließen ihn so jämmerlich wirken, dass wir und der Tierarzt keine andere vernünftige Wahl mehr hatten.
Diese Entscheidung, ihn gehen zu lassen, waren für uns schlimm, aber nicht halb so furchtbar, wie ihn leiden zu sehen.
Und heute hielt ich beim Abtransport seiner Sachen nach zwei Jahren Vinnie-Reit-Abstinenz meinen Sattel in Händen, in welchem ich so viele schöne Zeiten erlebt habe - dies war der schlimmste Moment der ganzen Woche überhaupt.

Ja, Vinnie war ein sehr, sehr altes Pferd.
Ja, ich habe weiterhin die Möglichkeit das supertolle Pferd einer Freundin zu reiten (Kira ist eine Schimmelstute mit Charakter und Pep, die mir sehr liegt).
Und ja, die Freundschaft, die aus dieser Pferdehaltung entstand, wird bleiben und ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.
Aber es gibt nun einmal nur einen Vinnie und jeder, der ein Haustier hat und liebt, weiß, wovon ich spreche.

Lieber Vinnie, du wirst immer durch meine Gedanken geistern und in "Erin" ganz sicher über die Koppeln Irlands galoppieren.

Katie

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