Recherche-Arbeit ist zeitaufwändig.

Man beginnt bei einem Thema und gerät vom Hundertsten ins Tausendste. Wie hat das Karl May damals hinbekommen?

Fadenkreuz 400Für den Folgeband von "Jolene" gibt es unglaublich viel zu recherchieren, da der Großteil von "Erin" nicht in Colorado, sondern in Irland spielt.
Ich bin immer voller Hochachtung für Karl May, von dem man sagt, dass er nie an den Orten war, wo er Winnetou und Old Shatterhand ihre Heldentaten vollbringen ließ. Wie hat er das wohl gemacht - ohne die Mittel, die uns Autoren heute glücklicherweise zur Verfügung stehen. Heutzutage gibt es einen Online-Atlas einer bekannten Suchmaschine, der einem erlaubt, sich auf einem Fleck irgendwo auf der Welt zu positionieren und sich dort nach allen Seiten umzusehen, es gibt Websites zu fast allen Themen und es gibt Chatmöglichkeiten quer über unseren Planeten. Ist das eine nicht ausreichend, geht man ein Häuschen weiter.

Das hört sich leicht an und ist es im Vergleich zu früher auch, aber der Zeitfaktor ist enorm. Hier ein Beispiel für die Recherche zu der Polizeizuständigkeit in Irland:
Ich wollte wissen, wie die einzelnen Dienstgrade heißen und ob es wie bei uns eine Mordkommision gibt, die für Ermittlungen in Tötungsdelikten zuständig ist. Seit meinen Boulder-Recherchen weiß ich, dass jede Polizei eine ausführliche Seite über Zuständigkeiten und Personen sowie einen Bericht mit Statistiken hat.
So auch die Garda (kommt von guard - Wache/Hüter und der einzelne Polizist ist ein garda, im Plural Gardai) von Irland, deren Hauptquartier sich in Dublin befindet. Es gibt in jedem Teil des Landes Außenstellen, die für die Bearbeitung aller Fälle zuständig sind. Garda police station 400

Und wieder war ich geschockt, als ich auf der Startseite gleich die Bilder der vermissten Personen sah, die als Endlosschleife eingespielt werden. Es handelt sich um 22 Seiten, die bis 1967 zurückgehen und dies sind nur die Personen über 18 Jahre, für Kinder gibt es einen extra Link. Nun schocken mich die Zahlen genauso wie die Tatsache, dass diese Bilder hier so durchlaufen und natürlich ist der Sprung (ja, jetzt komme ich vom Hundertsten ins Tausendste) nicht weit, nachzuforschen, ob dies nur in Irland so ist. Nein, ist es nicht, auf der Seite des Polizeipräsidiums München findet man das Nämliche. Es gibt nicht so viele Vermisste (die Altfälle sind hier nicht so lange zurückreichend aufgeführt, vermute ich mal), aber es ist ja auch nur München oder maximal Bayern aufgeführt.
Also sind es gesamt gesehen auch nicht so wenige und jeder von ihnen ist natürlich einer zuviel. Es gibt Polizeiberichte, die alles beeinhalten, "bequem" zum pdf-Download. Aber das geht für mich persönlich zu weit, ich bin ja keine Krimi-Autorin. Viele Informationen bekommt man über die Seiten des Auswärtigen Amtes und ich frage mich gerade, ob meine Recherchen jetzt wohl irgendwo beim BND gespeichert werden. zwinkernd

Gut, bevor es gruselig realitätsnah wird, verlasse ich diese Seiten. Was fehlt mir noch für dieses Kapitel?
Beerdigungen in Irland! Das klingt jetzt auch wieder nicht so spaßig, aber die Iren sehen das etwas anders und was ich bei meinen Nachforschungen erfahre, ist auch irgendwie wieder anrührend. Aber das könnt ihr dann in "Erin" selbst lesen.

 Und weil ich nicht gemein bin, hier wieder ein kleiner Auszug:

 Vor uns am Fuße des Hügels, den wir nun wieder hinunterfuhren, lag ein kleines Dorf inmitten einer grünen Ebene, aber zuvor hatten wir noch einen hellen Mischwald zu durchqueren. Ich fühlte mich wie in einer Beschreibung aus dem Reich der Fantasy-Literatur.
Die Stämme und großen Äste der Bäume waren von dunkelgrünen Flechten überzogen oder mit Moos bewachsen. Neben der Straße, die inzwischen einspurig verlief, plätscherte ein Bächlein dahin. Es sprang über kleine und größere Steine hinweg, wand sich zwischen Bäumen hindurch und verschwand schließlich im Dickicht.
Das Licht in diesem Wald wurde durch die Blätter gedämpft und die Natur, die heute Morgen nach dem Sonnenaufgang im Bus pastellrosa gewesen war, schien nun wie in hellem, sanften Grün gemalt.
„Hier muss es Elfen oder Feen geben“, flüsterte ich andachtsvoll vor mich hin und Cameron lachte leise.
„Und Kobolde, denn nichts ist perfekt auf dieser Welt.“
Diese spöttischen Worte holten mich so schnell zurück in die Wirklichkeit, dass ich das Gefühl hatte, hart auf dem Boden aufzuschlagen. Ich keuchte kurz auf, als hätte ich den Schmerz empfunden, dann zwang ich mich, ruhig zu atmen.
Cameron hatte es gehört und lenkte den Wagen an die Seite, um anzuhalten.
„Erin, ist alles in Ordnung?“
Ich nickte schwach und sagte mit zitternder Stimme:
„Hat Ihnen keiner beigebracht, dass man traumhafte Situationen nicht zerstören sollte, eben weil nichts auf dieser Welt perfekt ist? Dieser Ort hier kommt so nahe an einen Traum heran, dass man ihn genießen sollte. Ich weiß nur zu gut, dass die Welt nicht perfekt ist. Diese Lektion haben mir meine Eltern, dann mein Ex-Mann und schließlich das Schicksal bereits zur Genüge gezeigt. Aber ich weigere mich, mir das Schöne, das immer noch in so großer Menge vorhanden ist, mies machen zu lassen.“
Diesmal zuckte er nicht zurück und entschuldigte sich auch nicht, sondern seine Augen wurden groß und ich las Mitleid in ihnen. Mitleid mit mir, aber es war keineswegs meine Absicht gewesen, dieses zu erregen. Cameron nahm meine Hand in seine beiden und ich empfand angenehme Wärme.
„Wer hat Ihnen etwas angetan, Erin? Einer so zarten, schönen Frau grausam mitgespielt? Zeigen Sie ihn mir, dann töte ich ihn für Sie.“
Es klang seltsamerweise nicht pathetisch, nicht abgehoben, nicht angeberisch. Es klang so echt, dass ich mir überlegte, ob ich vielleicht schon vor zehn Jahren auf ihn hätte treffen sollen. Aber Riff hatte die Grausamkeit, die mir angetan worden war, bereits zu einem Teil gerächt. Eigentlich jagte mir diese Einstellung eher Angst ein, als dass sie mir schmeichelte, was auch für den Abstand zwischen mir und Riff gesorgt hatte. Irgendwie war ich so unvernünftig, ihm übel zu nehmen, dass er für mich eingetreten war, obwohl ich wusste, dass ich anders nie Ruhe vor Greg bekommen hätte.
„Ich habe es nicht so mit dem Töten, aber haben Sie vielen Dank, Cameron“, versuchte ich die Situation zu entschärfen und mein ungutes Gefühl abzuschütteln, aber er ließ meine Hände noch nicht los, sondern fuhr eindringlich fort, während er näher rückte: „Josh wird niemanden für Sie töten, das ist Ihnen doch klar, nicht wahr?“
Ich fuhr aufgebracht hoch und riss meine Hand los. Und ich glaube, er sah mir an, dass es mich in den Fingern juckte, ihm meine Hand ins Gesicht zu klatschen.
„Was haben Sie gegen Josh, Cameron?“, drehte ich nun den Spieß um, aber er setzte sich nur wieder gerade auf seinen Sitz und fuhr so ruckartig an, dass Erde und Steine unter den Hinterrädern wegspritzten.
„Natürlich habe ich gar nichts gegen meinen tollen, netten Boss. Möglicherweise bin ich nur neidisch, dass eine wunderschöne Frau diese anstrengende Reise für ihn auf sich nimmt.“
Das klang sehr ironisch, aber ich schwieg erschöpft. Die Müdigkeit, die ich plötzlich empfand, hatte sicher nicht nur mit der Reise zu tun. Mich nervte dieses Katz-und-Maus-Spiel mit einem Unbekannten. Ich wollte zu Josh und weg von diesem testosterongesteuerten Charmebolzen mit den schlechten Manieren.

Erin ist nun also in Irland angekommen, um Josh zur Seite zu stehen, obwohl ihr die Trennung von ihrem kleinen Sohn Teddy sehr hart ankommt. Und es wird nicht einfacher, denn es geschieht, wovor sie von Jolene, Joshs Exfrau und ihrer beste Freundin, schon gewarnt worden war: Sie ist die böse Amerikanerin, die Josh von Irland abziehen möchte, und nicht alle lieben Josh so wie er es verdient hätte. Neid und Missgunst regieren nicht nur die Welt, sondern auch das Gut Sinclair Ghleann (das Tal der Sinclairs). Aber Erin wäre nicht Erin, wenn sie Josh nicht auf andere Gedanken bringen könnte.

Ich hoffe, der Auszug hat euch Lust auf "Erin" gemacht. Es wird leider noch ein bisschen dauern, gegen Jahresende plane ich die Veröffentlichung. Wer Lust bekommen hat und die Dawsons noch nicht aus "Jolene" kennt, kann in diesem ersten Band gerne die Patchworkfamily der Double-J-Ranch in Colorado kennenlernen. Der erste Band ist jetzt übrigens nicht nur über Amazon zu kaufen, sondern auch über den Verlag EyeDoo Publishing.

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