Wie kann man sich ein Leben ohne liebenswerte Heimat vorstellen?

Je nachdem welchen Ort wir unsere Heimat nennen, versuchen wir, ein Plätzchen zu finden, an dem wir uns wohlfühlen, nicht wahr? In Singapore sieht es anders aus als auf diesem Bild.

Heilsame Orte

Natürlich funktioniert das nicht immer, sei es wegen der Wohnungskosten oder der Jobwahl. Aber dann haben wir meist die Möglichkeit unseren Urlaub zum Auftanken an schönen Fleckchen unserer Erde zu verbringen.
Ein Artikel über die Baumethoden in Singapur (hier will ich mangels Ortkenntnis keinesfalls behaupten, dass es nicht auch dort reizvolle Locations gibt) hat meine Vorstellung von einem schönen Lebensraum erzittern lassen.

"Herz ohne Körper" nannte laut der Zeitschrift Welt der Wunder der erste Premierminister des Stadtstaates Singapur sein Regierungsgebiet.
Kein Hinterland, kein Platz für Friedhöfe unter mächtigen Baumkronen, stattdessen achtspurige Autobahnen, Wolkenkratzer en masse, ein riesiger Hafen und acht Flughäfen sind dort das Non-Plus-Ultra. Und weil die Fläche auf den 62 Inseln, über die sich Singapore verteilt, nicht mehr ausreicht, wird nun nach unten gebaut. Nicht ein oder zwei Untergeschosse, nein, sondern in riesigen und tiefen Dimensionen werden Arbeitsplätze, Einkaufszentren, Öllagerhallen und eine Science City erbaut. Und geplant ist, dass dort in diesen Hallen laut der Baubehörde Singapur in etwa 30 Jahren die Einwohner leben und arbeiten.

Kann man sich das vorstellen? Können Träume hier entstehen und leben?
Ich halte es schon nicht besonders lange in Messehallen oder in Untergeschossen von Einkaufszentren aus wegen der künstlichen Beleuchtung und der trockenen Luft. Nie im Leben würde ich unterirdisch leben wollen – ohne Sonne, Regen und viel Grün.

Vielleicht liebe ich es deshalb besonders, die Handlungsorte in meinen Büchern genau zu beschreiben, und wähle dafür möglichst reizvolle Plätze aus. Sei es in "Jolene" das Tal von Boulder oder auch Santa Fé, in "Erin" der Hafen von Galway, in "Vertraue mir" die Weinberge des Napa Valley oder in "Tausche Traummann gegen Liebe" das wunderschöne Kanada in Ottawa oder Montréal: Ich sehe sie vor mir, diese schönen Landschaften, und will meine LeserInnen daran teilhaben lassen.

Leseprobe aus "Jolene":

"Wir waren einige Stunden unterwegs gewesen und die meiste Zeit davon hatte ich verschlafen. Mein Handy hatte ich auf stumm geschaltet, weil natürlich Erin und Josh ständig versuchten, mich zu erreichen, aber ich fühlte mich schon für eine SMS zu antriebslos. Außerdem wollte ich nicht darüber nachdenken, worauf ich gerade zusteuerte, denn es war mir vollkommen gleichgültig.
Riley ließ mich in Ruhe und ich wachte erst auf, als er sagte:
»Jolene, wir sind in Santa Fé und gleich am Hotel.«
Ich öffnete mühsam meine vermutlich zugeschwollenen Augen, konnte mich jedoch nicht überwinden, den Kopf zu heben. Er lag so bequem an dem weichen Polster des Sitzes.
»Warst du schon mal hier, Jolene? Santa Fé ist eine wunderschöne, alte Pueblostadt, bis aufs Casino natürlich, das ist modern.«
Ich sah ihn fragend an und rutschte etwas höher. Neugierig nahm ich die Umgebung unter die Lupe.
»Wir sind hier, weil du ins Casino möchtest?«
Riley grinste mich an.
»Mein freies Wochenende genieße ich gerne so. Segeln rentiert sich für zwei Tage nicht, da ist die Anfahrt zu weit. Aber ein bisschen verwöhnen lassen, golfen und abends ins Casino – das ist ein Wochenende, wie ich es mir vorstelle.«
Ich lächelte unsicher zurück. Sicher war nur, dass meine Vorstellung von einem Wochenende nichts mit Rileys gemeinsam hatte. Aber die wüstenartige Landschaft, die Steinplateaus und auch die dazu passenden Pueblo-Häuser waren beeindruckend und ich starrte fleißig durch die Gegend.

Dann hielten wir vor dem weitläufigen Nobelhotel und stiegen aus. Ein Page trug unsere Koffer hinein und ein anderer fuhr das Auto in die Parkgarage. Alles sehr exklusiv hier, dachte ich und war beinahe etwas eingeschüchtert.
Natürlich hatte ich mich auch schon in feudalen Hotels großer Städte aufgehalten oder während meiner Ehe in Irland in alten Burgen und Herrenhäusern. Aber gewohnt war ich es nicht und wohl fühlte ich mich hier nur in Maßen. Die Natur um das Hotel dagegen gefiel mir großartig.
Wir fuhren in den zweiten Stock und wurden in eine Suite geführt, die einen spektakulären Ausblick auf den Golfplatz bot. Direkt unter uns lagen schöne Menschen im Sonnenschein am Pool, zumindest sahen sie auf diese Entfernung schön aus.

Die Tür schloss sich hinter dem Pagen und wir waren allein. Ich spürte Riley hinter mir und musste mich überwinden, mich umzudrehen. Er sah mich nachdenklich an.
»Einen Penny für deine Gedanken«, sagte ich leise und er lächelte liebenswert.
»Ich überlege, worauf du Lust hättest, Jolene. Ich richte mich ganz nach dir.«
Ich seufzte etwas jämmerlich.
»Ich kann kein Golf und Glückspiel ist auch nicht meine Welt, sorry. Der Pool sieht wunderbar aus und ich hätte etwas Hunger.«
Das Frühstück ist ja heute ausgefallen, fügte ich in Gedanken bedrückt hinzu.
Bevor ich wieder melancholisch werden konnte, trat Riley einen Schritt näher an mich heran.
»Dann lass uns doch im Poolrestaurant eine Kleinigkeit essen und baden. Soll ich dir eine Massage buchen?«
Ich lachte das erste Mal heute laut auf.
»Nein, nicht nötig, danke. Ich verspanne mich da eher, als dass ich abschalten kann.«
Nach seinem nächsten Schritt war er mir ganz nah und ich blickte in warme, braune Augen, die mich konzentriert musterten.
Dann spürte ich seine Lippen an meiner Schläfe und zuckte zusammen.
»Lass uns auspacken, uns umziehen und hinuntergehen!«, raunte eine sanfte Stimme an meinem Ohr und ich nickte wie hypnotisiert.
Der Mann nutzt seine Fähigkeiten der psychischen Einflussnahme wirklich aus.
War ich ihm gewachsen?
Die noch wichtigere Frage war: Wollte ich ihm gewachsen sein?

Raines Gesicht am heutigen Morgen stand vor meinen Augen, dann hörte ich erneut seine Stimme, die mir den Laufpass gab.
Abrupt fuhr mein Kopf hoch und ich erwiderte hart:
»Ja, lass uns Spaß haben.«
Aber Riley hielt mich kurz am Arm fest, während sein Daumen über meine Haut streichelte.
»Jolene, genau darum geht es, um den Spaß. Du hast eine Auszeit nötig und ich gebe sie dir. Danach sehen wir weiter. Ich spiele mit offenen Karten mit dir, verstehst du?«
Ja, ich verstand ihn: Keine Garantien, keine Aussichten auf eine Beziehung, aber auch keine falschen Versprechungen.
»Das ist mir sehr recht, Riley, und ich danke dir, dass du mich heute rausgerissen und hierher gebracht hast.«
Er nickte und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, dann trug er die Koffer ins Schlafzimmer.
Ein Fortschritt: Ich war nicht zusammengezuckt.

Ich zog im Bad meinen Bikini an und warf ein Kleid darüber. Bewaffnet mit Sonnencreme und edlen Hotelbadetüchern stiegen wir die breite Mosaiktreppe hinunter und traten ins gleißende Sonnenlicht.
Ein paar Schritte weiter setzten wir uns in den Schatten des überdachten Poolrestaurants und verspeisten begeistert Tacos und Salat.
Nach einem Glas Weißwein spürte ich, wie ich mich endlich entspannte. Dieser Platz mit dem grandiosen Ausblick in das Hügelland um Santa Fé, das Plätschern des Wassers und Rileys sanfte Stimme, die mir von irgendwelchen Reisen erzählte, lullten mich geradezu ein."

Und?
Sitzt ihr schon im Liegestuhl am Pool inmitten der Kakteendekoration und seht Jolene und Riley an der Bar flirten?
Dann habe ich alles richtig gemacht. Einige Leserinnen haben mir das netterweise in ihren Rezensionen z. B. zu "Erin" bestätigt, was mich sehr glücklich macht.

Könntet ihr euch ein Leben in einer "Stadt im Untergrund" vorstellen? Sicher macht jeder Mensch seinen Sinn des Lebens an ganz persönlichen Vorstellungen fest, meiner hat ganz viel mit dem Leben auf der Erdoberfläche zu tun und meinen Fantasien von den vielen wunderschönen Orten dieser Welt.

Ich wünsche euch allen einen großen Anteil an diesen Träumen.

Katie

 

 

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