Perugia
Am zweiten Tag wollen wir unsere lieben Verwandten am Trasimenosee besuchen. Doch je Reise eine neue Stadt besichtigen ist Pflicht, für mich eine schöne, für meinen Mann – na ja, je nachdem. Siena war nicht sein Fall, aber Perugia durchaus.
Die auf einem Hügel gelegene Stadt hat eine lange Vergangenheit, besiedelt ist die Gegend möglicherweise bereits seit dem 9. Jahrhundert vor Christus. Sie war vermutlich eine Siedlung der Umbrer und gehörte später zu den zwölf mächtigsten etruskischen Städten.
Die Hauptstadt der Region Umbrien ist unglaublich, doch zuerst muss man hinaufkommen. Mit etwa 7 Meter Fahrzeuglänge spart man sich gerne enge Straßen. Meist stellen wir unser Gefährt ab und radeln zum Ziel.
Aber Perugia bietet Ankömmlingen ab dem großen Parkplatz im Tal eine besondere Anfahrt: Mit der Mini-Metro starten wir von der Station Pian die Massiano und kommen beim 6. Stopp an der Stadthaltestelle Pincetto an. Nur 1,50 € pro Strecke und Person kostet es, um sich in den kleinen Waggons, die in der Hochsaison deutlich häufiger fahren, gemütlich hinauf befördern zu lassen.
Oben stehen wir erst einmal nur da und nehmen den grandiosen Blick auf die Täler um uns herum auf. Türme und Burgen, so weit das Auge reicht. Aber auch die Innenstadt ist wunderschön und abwechslungsreich, auch wegen des Rauf und Runters durch die Gassen, zwischen Palästen und große oder kleine Tore aus Stein hindurch.
Nachdem wir durch die Stadt gewandert sind, Paläste bestaunt, kleine Gassen gefunden, hohe Portale durchschritten haben und von beinahe überall aus einen unglaublich schönen und weiten Ausblick aufs umbrische Umland erhalten haben, widmen wir uns dem kulturellen Programmhöhepunkt, den wir geplant haben:
Wir wollen die unterirdische Stadt sehen. Der Eingang befindet sich direkt neben der Kathedrale San Lorenzo. Wir wandern in einer englisch-amerikanischen Gruppe einige Stockwerke hinunter und hören auf englisch, dass Perugia im Verlauf der Jahrhunderte und Jahrtausende gewissermaßen immer wieder aufgestockt hat, und zwar direkt auf die alten Häuser. Die Geschichte ist grausam wie die Zeiten, besonders als Perugia niederbrannte, gleich nach der erfolgreichen Belagerung durch die Römer. Wir stehen vor einem Steinweg, in den die Räder der Karren über Jahrhunderte Rillen gefräst haben, sehen an der Konstruktion der noch gut erhaltenen Mauern, wer sie jeweils gebaut hat.
Als wir wieder ans Tageslicht kommen, hat sich dieses fast verflüchtigt. Die schwarzen Wolken bedecken alles, es beginnt zu regnen, und wir flüchten uns in die Mini-Metro nach unten.
Es schüttet wie aus Kübeln, der Parkplatz steht unter Wasser. Kein Drandenken, dass wir trockenes Fußes – vom Rest will ich gar nicht reden – beim WoMo ankommen.
Aber egal, wir haben ja ein Haus mit Dusche und Schrank auf Rädern. Und mit dem machen wir uns auf den Weg an den Trasimenosee.
Dort wartet ein Wiesenplätzchen auf uns und unseren Camper, aber vorher noch ein langer wunderschöner Abend.