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Das Abenteuer Roadtrip startet

Am nächsten Tag startete das »Abenteuer Roadtrip im Linksverkehr« zunächst mit der Taxifahrt. Diese schwarzen voluminösen Pkws, die äußerlich ein bisschen an Leichenwagen erinnern würden, wären sie nicht höher und runder, bieten lässig Platz für vier Personen und ihre dicken Koffer. Wir erhielten unseren Mietwagen, einen Skoda Oktavia mit Schaltung. Dieser bot ebenfalls viel Platz, zudem einen Spurhalteassistenten, der dem Fahrer auf schmalen schottischen Straßen schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben kann, wenn er nach rechts korrigieren will, obwohl dort keine Straße mehr zum Ausweichen vorhanden ist.

Wir hatten uns auf folgende Aufteilung geeignet: Mein Sohn fährt über Land, meine Tochter und ihr Freund navigieren uns von der Rückbank aus und erläutern uns durch ihre Online-Recherche Region und Gesehenes, und ich flitze durch die Kreisel und über die Autobahn, da ich in Irland schon Erfahrungen gesammelt hatte. Trotzdem war immer eine zweite Person fürs Mitschauen und Erinnern zuständig. Häufigster Satz: »Links schauen und links bleiben!« Nicht jeder hatte Verständnis dafür, dass ich gerne in der Übersicht, sprich auf einer Karte, auf einen schnellen Blick sehe, wo in dem Land ich mich befinde, und wie die Abmessungen und Verbindungen sind. Na gut, manchmal geht das ausgefaltete Monster wirklich im Weg um.

Nach einem kleinen Spaziergang über den Portobello Beach überquerten wir die Brücke und damit den Firth of Forth, durchfuhren kreuz und quer (das Navi bevorzugte pittoresk vor direkt) und erreichten schließlich Dunnottar Castle – ein Muss für jeden Schottland-Reisenden. Raphael und ich besichtigen die Burg und standen schweigend und staunend da. Was für ein Blick!

Übrigens die Welt ist ja klein: Gerade als wir ein gemeinsames Selfie machen wollten, hörte ich hinter mir: »Bist du nicht die Nebl Moni?« Die Bekannte aus unserem Heimatdorf (ja, wirklich!) machte das wunderschöne Foto von uns.

Nach einem Mittagessen im Gaming-Café Redcaps in Montrose schlenderten wir durch das Fischerdorf Footdee am Hafen von Aberdeen. Das Airbnb in der Stadtmitte kostete mich den letzten Nerv: Wir mussten über schräge, in Richtung Abgrund geneigte Treppen in den vierten Stock. (Ich habe extreme Höhenangst!) Ausgehen war für mich gestrichen, dort wieder hinunter zu müssen, reichte einmal, nämlich zur Abreise. Meine Reisebegleiter besorgten netterweise und furchtlos indisches Essen. (Vielen Dank für euer Verständnis.)

Die Treppe war nach einer erholsamen Nacht dann am nächsten Morgen nicht mehr ganz so schlimm, daher ging es bald weiter nach Balmoral Castle, zur Residenz der verstorbenen Queen Elizabeth II., wenn sie die Highlands Games besuchte. Es war nass und kalt, aber wir genossen den Spaziergang rund ums Schloss und die schöne Landschaft. Schließlich erreichten wir den Cairngorms Nationalpark, stiegen bei Braemar Castle aus und stellten uns kurz vor, wie auf diesem Gelände im Juli die Highlander Baumstämme werfen. Das gemütliche Café »The Bothy« machte uns fit für die Weiterfahrt durch die wilde Landschaft mit den vorherrschenden Farben des vergangenen Herbsts. In Inverness angekommen, wo ich eigentlich die Destillerie der McFearsons ansiedeln wollte, schafften es nur noch meine Tochter und ich, uns zu einem Spaziergang aufzuraffen. Ob es der Müdigkeit oder dem schlechten Wetter geschuldet war, weiß ich nicht, aber das war nicht der Ort, an den ich den größten Teil der Handlung verlegen wollte. (Deswegen heißt dieses Buch auch nicht »Verlieb dich nicht in Inverness«.)

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